Preise für Lafite im freien Fall

09.01.2012 - arthur.wirtzfeld

UK (London) - Internationale Top-Weine zeigten im letzten Halbjahr einen dramatischsten Preisverfall - teilweise sanken die Werte beinahe um die Hälfte. So bescheinigt aktuell der renommierte Londoner LIV-EX (Live-Ex Fine Wine Exchange - basierend allein auf Handelsverkäufe) den am teuersten gehandelten Weinen, 95 Prozent davon betreffen französische Top-Weine, einen durchschnittlichen Preisverfall von 22,5 Prozent. Dies sei laut dem Londoner Index der steilste Rückgang an Handelswerten für Weine seit der Wirtschaftskrise in 2008.

 

„Gerade die großen französischen Premièrs Crus verloren rekordverdächtig“, kommentiert Justin Gibbs, Direkter bei LIV-EX die aktuellen Zahlen. Nach dem Index ist der größte Verlierer Château Lafite. Noch im Januar wurde eine Verkaufseinheit (12 Flaschen) von Lafite mit 16.043 £ (rund 17.000 Euro) bewertet und hielt Ende Dezember 2011 nur noch einen Wert von 8.108 £ (rund 9.830 Euro), was einen Rückgang von satten 45 Prozent bedeutet.

Rückblickend zeigt der Index auch, dass sich in den letzten vier Jahren der Markt für Weine von Château Lafite nur in 2010 erholte. Damals wurde bekannt, dass Lafite für den chinesischen Markt als Symbol die Zahl „8“ auf den Flaschen des Jahrgangs 2008 aufbringen würde und über Nacht stieg der Wert für eine Verkaufseinheit um 20 Prozent. Doch schon beim 2009er Jahrgang sank der Wert wieder um rund 28 Prozent. Nicht im freien Fall, aber dennoch bemerkenswert ist der Wertverlust für den Zweitwein von Château Lafite - der Carruades de Lafite. Dieser verlor „nur“ rund 29 Prozent im letzten Halbjahr 2011. Im Juni wurde eine Verkaufseinheit des Carruades noch mit 3800 £ (rund 4.600 Euro) bewertet, Ende Dezember 2011 nur noch mit 2700 £ (rund 3.270 Euro).

„Zweitweine anderer Güter aus Bordeaux, beispielsweise die Gewächse von Château Leoville-Las-Cases oder Château Cos d'Estournel, zeigten sich weit preisstabiler“, sagt Justin Gibbs. „Hier beläuft sich der Wertverlust auf nur rund 7,1 Prozent. Als Fazit muss ich sagen, dass niemand in Europa oder den USA die überzogenen Preise für Lafite bezahlt - allein die Spekulationen, insbesondere auf und für den chinesischen Markt, haben deren Preise nach oben getrieben. Dieser Hype ist aber vorbei.“

Bestätigt wird der Preisverfall laut LIV-EX auch vom LIVE-EX Claret Chip, einem Index, der ausschließlich die ersten Gewächse aus Bordeaux bewertet. Der Preisverfall außerhalb der roten Bordeaux-Weine hält sich aber laut LIV-EX in Grenzen. So sind die stärksten und preisstabilsten Marken die Top-Weine aus Burgund, darunter die Weine von der Domaine del la Romanée Conti oder Weine von Château d`Yquem, aber auch Sassicaia aus der Toskana weisen stabile Werte auf.