Deutsche Weinhändler fordern EU zum Schutz von „Rotspon“ auf

29.01.2013 - arthur.wirtzfeld

DEUTSCHLAND (Lübeck) - Norddeutsche Abfüller von einer der ältesten Weinart wollen sich den mittelalterlichen Begriff „Rotspon“ (altes deutsches Wort für Rotwein) schützen lassen. Ein entsprechender Antrag wurde bei der EU eingereicht. Grund dafür ist ein angehender Boom für diese Weine, die aus Frankreich importiert, in norddeutschen Hansestädten dann in Eichenfässern gelagert und bis zur Flaschenreife als Bordeaux-Weine abgefüllt werden.

 

Fehlende finanzielle Mittel und schlechte Qualität der Fässer führten französische Winzer schon im 13. Jahrhundert zu den wohlhabenden Kaufleuten der Hansestädte. Dort füllte man die Weinchargen in Fässer guter Qualität, die in hanseatischen Kellern gelagert, perfekt reifen konnten. So konnte man die Weinqualität enorm verbessern und die französischen Winzer erkannten bei gelegentlichen Besuchen ihre Weine nicht mehr, weil diese sich ohne Ausnahme hervorragend entwickelten. Die Tradition, französische Rotweine in den Kellern der Hansestädte reifen zu lassen wurde seither in den heutigen oder früheren Hansestädten bis in unsere Zeiten fortgeführt.

Aus Sicht der deutschen traditionellen Abfüller wird der Begriff „Rotspon“ zunehmend und widerrechtlich auch von anderen Abfüllern außerhalb der seit Jahrhunderten etablierten Lagerstätten genutzt, ohne die dafür nötige Herstellungsweise anzuwenden. Denn nicht alle „Rotspon“, die zur Zeit im Handel sind, werden nach Norddeutschland transportiert und dort im Fass ausgebaut, sondern sind lediglich eine Sonderabfüllung eines Weines aus Bordeaux mit eigenem Etikett.

Die Verwirrung für den Verbraucher ist somit groß. „Einige Abfüller springen einfach auf den fahrenden Zug, weil sie merken, dass der Absatz für diese Weine zunimmt“, kommentiert Emmanuel Mack vom führenden Rotspon-Abfüller H.F. von Melle aus Lübeck, die rund 200.000 Flaschen Rotspon abfüllen und im letzten Jahr einen Zuwachs von fünf Prozent verzeichneten.

„Die Geschichte und die Tradition des Rotspon ist ein Privileg für die Hansestädte wie Lübeck, Hamburg, Bremen, Münster o.a. und damit auch schützenswert“, so der Kommentar von Johannes Kemnitz aus Hamburg, seit 2005 Rotsponproduzent. Kemnitz beklagt, daß Carl Tesdorpf als der größte Abfüller Lübecker Rotspons wohl den in Frankreich Barriques gereiften Wein in der Hansestadt nach Ankunft abfüllt, ihn aber nicht selbst in Lübeck reifen lässt. „Das Haus Tesdorpf, das zur Gruppe eines der größten deutschen Weinhändler, Hawesko, gehört“ sagt Kemnitz „hatte dabei offenbar gute Anwälte, die die fehlende gesetzlichen Definition des Begriffes Rotspon entsprechend auslegen konnten.

Rotspon wird im Handel für ca. sieben bis 20 Euro angeboten. In der Regel ist der Rotspon optimal gereift und gelagert und kann direkt ohne weitere Flaschenlagerung getrunken werden. Bei Wettbewerben schlagen die Rotspon von HF von Melle meist ihre französischen Pendants. Beliebt sind die Rotspon außer in Deutschland vor allem in Skandinavien. Nur ein geringer Prozentsatz wird nach Großbritannien und in die USA exportiert. Außerhalb Deutschlands bietet noch eine Weinhandlung in Antwerpen Rotspon in verschiedenen Sorte getrennt nach den Apellationen Margaux, Saint-Julien und Pauillac an.