Ist der Chianti Classico ein unrentabler Wein?

29.05.2013 - arthur.wirtzfeld

ITALIEN (Greve) – Das Wirtschaftsmodel Chianti Classico birgt für viele Erzeuger keine Nachhaltigkeit, weil die hohen Produktionskosten durch strenge Regeln bei der Herstellung dieses italienischen Klassikers nicht zum ökonomischen Erfolg führen. Alberto Antonini, ehemaliger führende Weinmacher bei Antinori und Eigner des familiengeführten Weingutes Poggiotondo hält die rund 7200 Hektar Rebfläche für den Chianti Classico für zu groß, um alle hier agierenden Erzeuger finanziell über Wasser zu halten.

 

Alberto Antonini, der seine Karriere bei Frescobaldi in 1986 begann und für eine Reihe von Chianti Classico Erzeuger wie auch für Weingüter aus Argentinien, Kalifornien und Uruguay Blends entwarf, war auch der federführende Mann hinter so bekannten Weinnamen wie Trapiche, Peñaflor und Salentein.

Antonini begrüßt durchaus die jüngsten Änderungen in der Chianti Classico Region, einschließlich der neuen Top-Kategorie „Gran Selezione“ (wir berichteten: „Neue Top-Kategorie innerhalb der CC DOCG“ und „CC: Pyramide ohne Spitze“). „Der Chianti Classico ist im Moment in Schwierigkeiten“, meint Antinoni. „Ich denke, es gibt maximal 20 Erzeuger, die wirklich gut sind. Die meisten Anderen erwirtschaften gerade mal ihre Kosten, wenn überhaupt – und der Rest verkauft lediglich ordinären Bulk-Chianti.“

Die Vorschriften im Chianti Classico sind nicht ohne. Es ist eine minimale Stockdichte von 4.400 Reben pro Hektar vorgeschrieben. Die maximalen Erträge sind auf 7,5 Tonnen pro Hektar beschränkt. Dazu im Vergleich sind die angrenzenden Weinregionen für „normalen“ Chianti mit 4000 Reben bepflanzt und 9 Tonnen pro Hektar dürfen maximal geerntet werden. „Diese auch damit gegebenen Unterschiede in der Qualität führen nicht gerade zum Ziel, ein starkes Gefühl für die Herkunft auf den internationalen Märkten zu generieren“, meint Antonini

 

Der Chianti, als Rotwein aus der Toskana, wird im Wesentlichen aus der Sangiovese-Traube gekeltert – 80 Prozent müssen es sein. Die restlichen 20 Prozent teilen sich weitere typische Rebsorten der Toskana, wie der Caniaiolo und Colorino. Zu diesen 20 Prozent gesellen sich ab und an auch die hier ebenfalls angebauten internationalen Sorten Cabernet Sauvignon und Merlot. Mit Chianti bezeichnet man nicht nur den Namen des Weines, sondern auch die Region trägt den gleichen Namen. Das Anbaugebiet ist in DOC und DOCG Prädikate aufgeteilt. Immerwährender Streitpunkt unter den Erzeugern sind die zum Teil einzigartigen Terroirs, die entsprechend besondere Bedingungen und damit stilistische Unterschiede und Qualitäten bieten. Eine objektive Lagenbewertung der einzelnen Gemeinden hat das Consortio del Vino Chianti Classico bisher nicht geschafft.