Kurniawan-Prozess Teil VI von VII: Kommentar - Das Ergebnis war zu erwarten

28.12.2013 - arthur.wirtzfeld

USA (New York) - Die Verhandlungen vor dem Bundesgericht in New York mit Richter Richard Bermann dauerten eine Woche, die Jury beriet nur eine Stunde und dann stand fest: Der 37-jährige Rudy Kurniawan wurde anhand unzähliger Beweise als Weinbetrüger entlarvt. "Für jeden, der die Verhandlungen verfolgte war das Ergebnis klar abzusehen", sagt der Kolumnist und Weinautor Michael Steinberger.

 

Die Beweise waren erdrückend - dagegen war die Verteidigung Rudy Kurniawans schwach. Sie brachte nur einen Zeugen, der dem Kreuzverhör der Staatsanwaltschaft nicht gewachsen war. Kurniawan, der seit 2003 illegal in den USA lebt und der die Verhandlung eher teilnahmslos verfolgte, schien das Urteil nicht zu schocken. Die Verkündung des Urteils durch Richter Bermann wurde für den 24. April anberaumt. Kurniawan erwartet dann eine Gefängnisstrafe von mindestens 20 Jahren und einer anschließenden Abschiebung aus den USA.

Die nicht gerade subtile und damit nicht erfolgreiche Verhandlungsstrategie von Kurniwans Verteidigung fasste Anwalt Jerome Mooney wiederholt zusammen: "Der Markt der feinen Weine ist voll Korruption und mein Mandant wird hier zum Sündenbock für die Betrügereinen einer gesamten Branche verantwortlich gemacht."

Dieser Prozess war der erste einer Strafverfolgung wegen Weinfälschungen in den USA. Der Schuldspruch war ein Sieg für die US-Staatsanwaltschaft, insbesondere für den Chef-Ankläger Assistant U.S. Attorney Jason Hernandez. Es ist auch ein Sieg für den FBI-Agenten James Wynne, ein Spezialist in Sachen Kunstfälschungen. Wynne beschäftigte sich seit 2008 mit Rudy Kurniawan, seit dieser versuchte über das Auktionshaus Acker Merrall & Condit gefälschte Weine der Domaine Ponsot zu versteigern. Wynne war es auch, der drei wichtige Zeugen aus Burgund zum Prozess brachte. Es waren dies Aubert de Villaine (Mitinhaber der Domaine de la Romannée-Conti), Christophe Roumier (Domaine Roumier) und Laurent Ponsor (Domain Ponsot), die mit ihren Aussagen die Anklage untermauerten.

Ein Blick in die Zukunft lässt jetzt schon ahnen, dass die Leiden von Rudy Kurniawan nicht so schnell enden werden. So verfolgt der Milliardär und Weinsammler Bill Koch, der ebenfalls als Zeuge der Staatsanwaltschaft aussagte, immer noch seine zivilrechtliche Klage gegen Kurniawan, die er bereits in 2009 erhoben hatte. Auch Bill Koch wurde von Kurniawan hinters Licht geführt indem er dessen gefälschte Weine via Auktionen kaufte. Koch ist nicht gewillt, trotz des aktuellen Schuldspruchs, seine Anklage fallen zu lassen.

Die Frage bleibt: Welches Signal wird dieser Prozess und die Verurteilung auf die Branche der Weinfälscher aussenden? Denn Experten vermuten, dass es mehrere "Kurniawans" gibt, da die Versuchung mit gefälschten Weinen Geld zu verdienen sehr hoch ist. Andererseits sind die US-Justiz wie auch die Behörden zur Strafverfolgung durch diesen Vorfall nun sensibilisiert und sie können ab jetzt auf hinzugewonnene Erfahrungen zurückgreifen.