Weingigant Castel Freres zu vier Millionen Strafe verurteilt

30.09.2013 - arthur.wirtzfeld

CHINA (Peking) - Nach einer vier Jahre andauernden prozessualen Schlacht hat sich ein chinesischer Weinhändler gegen ein französisches Weinkonglomerat durchgesetzt und damit auch Geschichte geschrieben. In diesem Prozess wurde wertmäßig die größte Klage dieser Art in der internationalen Weinindustrie verhandelt. Das Volksgericht in Zhejiang hat entschieden, dass die Castel Freres SAS vier Millionen Euro Entschädigung an den chinesischen Weindistributor Panati Wine für die rechtwidrige Nutzung deren chinesischer Marke zahlen muss. Zusätzlich muss sich Castel Freres auch noch öffentlich via Printmedien entschuldigen.

 

In 1997 vom Geschäftsmann Li Daozhi mit spanisch-chinesischen Wurzeln gegründet, konzentrierte sich Panati Wine, damals mit Sitz in Shanghai, zu Beginn auf den Import spanischer Weine. Aber schon ein Jahr später beantrage das Unternehmen die Marke "Cavesmaitre", die dann im Jahr 2000 als Trademark in China registriert wurde. Der chinesische Name für Cavesmaitre ist "Kasite". Direkt nach der Registrierung gründete Li Daozhi aufgrund dieser Marke die Cavesmaitre Wine Ltd., vornehmlich für den Import und Vertrieb französische Weine.

Im Laufe der letzten Dekade entwickelte sich Cavesmaitre zu einer der bekanntesten Marken in China und erreichte im Top-Ranking den Platz fünf hinter so bekannten Namen wie Chivas, Remy Martin, Martell und Hennessey. Außerdem hatte das Unternehmen mittlerweile drei Bordeaux Châteaux gekauft und produziert dort ausschließlich für den chinesischen Markt.

Etwa gleichzeitig mit der Gründung von Panati Wines und der Tochtergesellschaft Cavesmaitre Wines begann Castel Freres SAS mit der Abfüllung eigener Weine in China. Der Name Castel wird in China in verschiedenen Versionen übersetzt - die bekannteste, beliebteste und gebräuchlichste ist aber "Kasite". In 2005 beantragte Castel Freres bei der zuständigen chinesischen Behörde den eigenen Anspruch auf die Marke "Kasite" mit der Begründung, dass diese Marke seitens Cavesmaitre Wines drei Jahre lang nicht genutzt worden wäre.

Und damit begann ein bisher unvergleichlicher Kampf zweier Weingiganten.

Weil man gerade mit dem Umzug des Firmensitzes beschäftigt war, ging die Meldung der Zulassungsbehörde über den Antrag der Castel Freres an Cavesmaitre Wines vorerst in der Geschäftskorrespondenz unter und die Frist zum Einspruch verstrich. Somit gelang Castel Freres die Stornierung der Marke Kasite. Aber Cavesmaitre Wines erhielt nur Monate später ihre nun auf Castel Freres eingetragene Marke mittels begründetem und zugelassenem Einspruch wieder zurück.

Aufgeschreckt aber auch aufgebracht ob der Ereignisse strengte Li Daozhi eine Klage gegen Castel Freres SAS an und forderte eine Entschädigung von 40 Millionen Yuan (rund 4,8 Millionen Euro). Der Prozess zog sich vier Jahre hin bis nun das Volksgericht in Wenzhou zugunsten von Cavesmaitre Wine entschied und Castel Freres zu einer Entschädigung von 33.730.000 Yuan (knapp 4,1 Millionen Euro) verurteilte. Die darauf folgenden Anträge von Li Daozhi, die Entschädigung nach Höhe seiner Forderung anzupassen und seitens Castel Freres, die Forderung abzuweisen, lehnte das Gericht gleichermaßen ab. Bereits am 16. Juli bestätigte das Gericht das Urteil, das jetzt Anfang Oktober rechtskräftig wird.

Mittlerweile hat Castel Freres beschlossen, den Anspruch auf den Namen "Kasite" aufzugeben und startet in China eine Kampagne, um den Ersatzamen "Kasidaile" bekannt zu machen. Chinesischen Medien gegenüber sagte Yin Kai, Präsident der Castel Freres in China: "Castel Freres wurde Unrecht angetan. Eigentlich hatte Castel Freres den Namen Kasite nie verwendet - der Name war ja nur eine Übersetzung im chinesischen Sprachraum. Und was Cavesmaitre anbelangt - dort hat man den Namen eigentlich auch nicht verwendet. Das nun das Gericht aufgrund einer Berechnung der Gewinne von Castel Freres in China mit einer derart hohen Summe bestraft, ist uns unverständlich."

Dagegen kommentiert Li Daozhi: "Wir werden uns weiterhin gegen illegale Methoden der Weinbranche zur Wehr setzen. Damit unterstützen wir unsere Behörden und sorgen im inländischen Weinhandel für Transparenz." Und Wang Hua, Dekan des College of Önologie an der Northwest A & F University mit Sitz in Peking meint: "Castel musste einen hohen Preis für einen Fehler auf dem chinesischen Markt zahlen. Mir scheint, es wird eine historische Bedeutung haben, dass Castel den Namen Kasite nicht mehr in China führen darf."

Dabei hatte Castel Freres durchaus die Chance gehabt, sich mit Cavesmaitre gütlich zu einigen. Laut den Gerichtsakten hatte Li Daozhi den Eignern von Castel Freres die Übertragung der Marke für eine Million Yuan (ca. 120.000 Euro) angeboten. Doch die Franzosen waren sich zu sicher, dass Sie den Prozess gewinnen würden. Ein Trugschluss, der andere Unternehmen bei chinesischen Gerichten auch schon leidvoll erfahren mussten.