Das Ende des 'China-Boom' lässt Preise der Bordeaux-Crus fallen

22.11.2014 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Bordeaux) – Die Handelspreise für die Weine der führenden Châteaux aus Bordeaux, darunter Lafite Rothschild, Margaux, Latour und Haut-Brion, sind zur Zeit auf das niedrigste Niveau seit dem Zusammenbruch der Lehmann Brothers in 2008 gesunken. „Die in den letzten Jahren nachlassenden Preise für die Crus sind ein Beispiel für den Wechsel von Boom und Krise in der sich die führenden Châteaux aus Bordeaux immer wieder finden – wobei ein Ende des anhaltenden Preisverfalls noch nicht abzusehen ist“, sagt James Miles, Mitbegründer der Handelsplattform LIV-Ex in London. „Das aktuelle Preisniveau verhält sich so, als ob es den Hype um Bordeaux in China niemals gegeben hätte.“

 

Ein Rückblick in das Preisgefüge der Crus aus Bordeaux zeigt, dass das letzte Jahrzehnt einen normalen Rhythmus im historischen Vergleich aufwies. Die Preise der Crus stiegen zwischen 2005 und 2011 um das 4,5-fache, bevor sie sich danach bis heute um 41 Prozent verringerten. „Spekulationsblasen mit Weinen aus Bordeaux sind nicht neu“, sagt Miles. „Beispielsweise vervierfachten sich in 1970 bis 1972 die Preise für die Cru Classé um dann in 1974 regelrecht zu implodierten. In diesem Zeitraum liquidierte ein Großteil der Negociants aus Bordeaux – sie mussten ihre Geschäfte schließen.“

Für die letzten Monate bescheinigen der LIV-EX sowie auch der Bordeaux-Index eine leichte Belebung der Nachfrage nach Cru Classé. Dies könnte ein Zeichen dafür sein, dass sich wieder ein positiver Rhythmus von drei bis vier Jahren einstellt. „Ob das so ist, wird auch davon abhängen, wie sich der Jahrgang 2014 entwickelt und wie dessen En-Primeur-Kampagne verwaltet wird“, sagt Miles. „Meiner Meinung nach müssten die Châteaux nach drei bis vier hintereinander gescheiterten Kampagnen aufgewacht sein und die Preise weiter sinken lassen.“

Trotz Boom, Krisen und auch damit einhergehenden Schwankungen sind Investitionen in Wein nach wie vor eine gute Kapitalanlage. Nach der letzten Umfrage des international agierenden britischen Finanzunternehmens Barclays PLC in 2012 gehören Weinkollektionen zu den 25 wertbeständigsten Anlagegütern. Schaut man sich die jüngsten Erfolge der Weinauktionen von Sotheby´s, Christie´s Bonham´s und Co an, so scheint sich dies zu bestätigen. Trotz einer Fälscherszene, gerade auch hinsichtlich der Crus, halten die Gewächse aus Bordeaux eine Rendite von mindestens vier Prozent. „Die Glaubwürdigkeit in Top-Weine als langfristiges Anlagevermögen ist nach wie vor ungebrochen“ sagt Miles.