Französische Anti-Alkohol-Lobby nimmt die Weinbranche ins Visier

21.03.2014 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Reims) - Frankreichs führende Anti-Alkohol-Lobby - genannt ANPAA - hat bei einer Podiumsdiskussion den Weinerzeugern der Champagne vorgehalten, dass ihre Weine ein Risiko für die Gesundheit wären. Dr. Alain Rigaud, der die Association Nationale de Prévention en Alcoologie et Addictologie (ANPAA) vertritt, wandte sich dabei direkt an die Vin & Societe, eine unterstützende Gruppe für die Winzer und an die Vereinigung junger Produzenten der Champagne.

 

Trotz Publikum nahm sich Rigaud nicht zurück. Er argumentierte, dass die ANPAA nicht locker lassen wolle, bis eine Steuererhöhung, mehr Informationen über Gefährdung der Gesundheit bei Alkoholgenuss auf dem Etikett und weitere Einschränkungen hinsichtlich Weinwerbung durchgesetzt seien. "Für alle diese Maßnahmen, um Probleme mit Alkohol zu vermeiden, wird die ANPAA kämpfen", sagte Rigaud.

"Wein ist in erster Linie ein alkoholisches Getränk und es besteht vom ersten Schluck an eine reale Gefahr für Alkoholismus", argumentierte Rigaud. "Wir sind nicht für ein Verbot, aber wir wollen den Weinkonsum durch eine Preiserhöhung begrenzen." Rigaud forderte außerdem den Warnhinweis "Alkohol ist eine Gefahr für die Gesundheit" auf den Etiketten aufzubringen.

Das Engagement der ANPAA spiegelt aktuell die steigenden Spannungen zwischen der französischen Weinindustrie und der wachsenden Gruppe derer, die eine verschärfte Gesetzgebung wünschen. Bisher gilt die "Loi Evin", eine Gesetzgebung aus 1991, in der Werbung für Alkohol und Tabak in Frankreich geregelt ist. "Die ANPAA plädiert für eine weitere Verschärfung dieser Gesetze", sagt Rigaud.

Die Vertreterin der Vin & Societe, Audrey Bourolleau, brachte in die Diskussion, dass mehrere Studien gesundheitliche Vorteile bei moderatem Weinkonsum belegen. "Aber", räumte Bourolleau ein, "77 Prozent der Franzosen wissen nichts über die dafür nötigen Richtlinien. Statt weiterhin die Gesetze zu verschärfen sollten sich die Mittel und Anstrengungen nicht auf Panikmache sondern auf gezielte und umfassende Information an die Bevölkerung konzentrieren", meint Bourolleau. Sie schlug sogar vor, dass die ANPAA und die Vin & Societe zusammen arbeiten sollen. Darauf wollte sich Rigaud angesichts eines gefüllten Saales von Weinerzeugern aber nicht festlegen lassen.

Noch Ende letzten Jahres verlautete die französische Regierung, dass es keine Pläne für Gesundheitswarnungen auf Weinetiketten gäbe. Dennoch reißen die Spekulationen nicht ab, dass sich einzelne Minister für eine Verschärfung der Gesetze einsetzen könnten.