Nachschub gefälschter Weine für China wartet auf Reede

22.05.2014 - arthur.wirtzfeld

CHINA (Peking) - Mindestens die Hälfte der in China bisher und auch zukünftig angebotenen Weine von Château Lafite Rothschild sind Fälschungen. Der chinesische Zoll vermutet, dass große Bestände gefälschter Weine in internationalen Gewässern schippern oder auf Reede vor Chinas Küsten ankern. "Das Problem ist schwerwiegend", konstatiert Xinshi Li, Präsident des chinesischen Büros für Inspektion und Quarantäne (CAIQ), der auch an der Spitze des Kampfes gegen gefälschte Weine im Auftrag der chinesischen Regierung steht.

 

In den letzten Jahren - unter Kennern schon seit den 90igern des vergangenen Jahrhunderts - war und ist China der größte Markt für Weine aus Bordeaux und damit auch der größte weltweite Markt für Weinfälscher. Grund dafür ist nicht nur die Absicht der Fälschung sondern auch die naive Gier der kindlichen chinesischen Seele, die immer das Beste haben will und sich auch lange Zeit hat täuschen lassen.

Seit Mitte letzter Dekade hat Bordeaux mindestens 20 Prozent seiner Weine nach China exportiert. "Wir haben keine Ahnung wie viele Schiffe noch mit Fälschungen uns erreichen, dabei ist deren Existenz keine Frage", sagt Xinshi Li. "Die Arbeitsweise ist immer die gleiche. Die Fälscher verwenden niedrige Weinqualitäten und markieren diese als High-End-Weine."

Das einzige visuelle und in erster Linie nachprüfbare Ursprungszeugnis ist das Etikett auf den Weinflaschen. Um schon hier Fälschungen zu entlarven hat die chinesische Regierung eine Initiative gestartet, um seitens den Behörden eine Prüfbasis und den Verbrauchern eine Authentizität und Rückverfolgbarkeit zu gewähren. Das Projekt hat den Namen PEOP. Erzeuger, die PEOP-Status erwerben möchten, müssen sich erst selbst bei der Regierung registrieren und zertifizieren werden. Dazu haben sich jüngst die Franzosen ein "Advanced Track & Trade" (ATT-Abkommen) einfallen lassen. Das ATT soll die Kommunikation zwischen den französischen Erzeugern und der chinesischen Regierung verbessern.

Teilnehmende Erzeuger des ATT gestalten ihren Zertifizierungsprozess öffentlich und dokumentieren dies mit PEOP-Etiketten. Diese Etiketten verfügen über eine Reihe von sichtbaren und unsichtbaren Codes, ergänzt von einem QRC, den auch die Verbraucher mit ihren mobilen Geräten scannen können. Anhand dieser Codes können die Behörden wie gleichermaßen die Verbraucher die Echtheit der Weine überprüfen. Ein angenehmer Nebeneffekt: die Eintrittszeiten neuer PEOP-Weine in den chinesischen Markt werden enorm beschleunigt.

Die Idee und Umsetzung finden Anklang in Frankreich wie auch in China. Auch andere Weinnationen interessieren sich zunehmend für den PEOP-Status. Diskutiert werden aktuell die Kosten für dieses System. Bisher haben allerdings nur rund sechs französische Spitzenerzeuger signalisiert, sich anzumelden und die damit verbundenen Kosten teilweise zu übernehmen.

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