Neue Grenzen in Chinas Weinmarkt

09.04.2014 - arthur.wirtzfeld

CHINA (Peking) - Während sich die Erzeuger mit schmalem Budget auf überschaubare örtliche Märkte konzentrieren, machen sich die Big-Player der Weinbranche auf, das Hinterland der urbanen Zentren zu erobern. Während die großen Städte Peking und Shanghai hart umkämpft sind und als Schlüsselstädte für die Weinbranche gelten, sind neue Konsumenten leichter in den etwas kleineren Städten - wir sprechen hier wohlgemerkt über Zentren mit mehreren Millionen Einwohnern - zu finden.

 

"Wirklich aufregend sind die Städte, die der Weinhandel bisher nicht auf dem Plan hatte und davon gibt es eine Menge in China", sagt Nikki Palun, Exportchefin von Australiens fünftgrößtem Weinexporteur De Bortoli Wines. "Während in den wirklich großen Zentren die Verkaufszahlen in 2013 sanken, stiegen diese gegen den Trend in den Städten zweiter und dritter Klasse weiter an."

Diese Beobachtung scheint die internationale Weinszene zu elektrisieren. Dazu kommt, dass der Weinhandel seine Exotik verliert und sich mittlerweile als ein normales Geschäft entwickelt hat. "Die Chinesen lieben Geschäfte zu machen und sie lieben Rotweine - das ist gut für uns", kommentiert Palun knapp und prägnant ihre Einschätzung und fügt noch an: "Dennoch liegt der Schlüssel für ein reales Wachstum immer noch in der Kenntnis des Marktes sowie in der Aufklärung durch Weinschulungen und Weinseminare."

"Auch die jungen chinesischen Konsumenten sind noch längst nicht im Fokus des Handels", sagt Claudia Masueger, Gründerin des in Peking ansässigen Großhandels CHEERS! Beginnend mit MG Wines in 2008 hat Masueger ihre eigene Handelskette mittlerweile auf 15 Filialen ausgebaut. Im Gespräch erzählt die Schweizerin was geschah, als Sie in 2008 ihr Engagement startete - just zum Start des Weinbooms in China. "Als erstes fiel mir das große Interesse der jungen Generation auf. Als zweites bemerkte ich, dass die Weine viel zu teuer waren", sagt Masueger. "Und drittens fiel mir auf, dass der Handel mit zu hohen Margen arbeitete. Und das ärgerte mich, weil ich es auch als ungerecht empfand."

Anstatt mit hohen Margen zu arbeiten hat sich Claudia Masueger auf die Volumen konzentriert. Ihre importierten Weine verkauft sie ab 3,30 und nur wenige kosten über zwölf Euro. Diese Preise liegen genau in dem Budget, was der normale Konsument zu zahlen bereit ist. Mit einem in China erhaltenen WSET-Abschluss will Masueger nun die nächste Generation lehren, den Wein zu verstehen und zu schätzen. "Ich möchte das steife Bild des Weins korrigieren, das in China noch mit Reichtum assoziiert wird. So ist es nicht", sagt Masueger. "Ich denke, dass Leben ist schwer genug, man muss das beste daraus machen. Ich denke, ein gutes Glas Wein zu trinken ist schon mal ein Anfang."