Zusätzliche Sozialabgaben verärgern die Winzer der Champagne

19.11.2014 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Chalon en Champagne) – Massenproteste wegen zusätzlicher Steuern und Sozialabgaben spiegeln die steigende Frustration der Landwirte aus der Champagne. Rund 1.500 Winzer und Bauern fanden sich letzte Woche zu einem Protest in der Kleinstadt Chalon-en-Champagne im Departement Marne zusammen. Hinter der Mobilisierung stehen die ‚Champenois’ – eher bekannt als Erzeuger feiner Prestige Cuvées als für politischen Aktivismus – die aber schon mehrmals mit Protesten gegen die derzeitige Regierung aufmüpfig wurden.

 

„Die Winzer sind nun endgültig verärgert, denn die von der Regierung beschlossene Erhebung von Sozialabgaben bringen das Fass zum überlaufen“, erklärt Benoit Tarlant vom Champagnerhaus Oeuilly, der den Protestmarsch begleitete. Seit 2001 waren die Winzer von Sozialabgaben für temporäre Erntearbeiter befreit. Doch nach aufkommenden Spekulationen in den letzten Wochen beschloss die französische Regierung jüngst, die Freistellung zu beenden. „In der Champagne sind 120.000 Erntehelfer beschäftigt, davon etwa ein Drittel im Weinbereich. Eine Aufhebung der Freistellung wäre absurd, denn gerade haben wir eine enorme Steigerung der Arbeitskosten zu verkraften“, berichtet Benoit Tarlant.

Bernard Farges, Leiter des Verbandes Confédération Nationale des producteurs de vins et eaux de vie de vin à Appellations d'Origine Contrôlées (CNAOC) und auch Präsident des Conseil Interprofessionnel du Vin de Bordeaux (CIVB), sagt: „Ich bin wütend über das Ansinnen der Regierung.“ Die Champenois sind letztlich erfolgreich - sie haben durch ihre Einigkeit und mutigen Proteste erreicht, dass sie vom französischen Senat im Dezember angehört werden. Als Reaktion auf die Proteste äußerte sich auch der von der Winzern unbeliebte Stephane Le Foll, Frankreichs Minister für Landwirtschaft, beschwichtigend: „Kommt die Aufhebung der Steuerbefreiung, dann werden wir die Winzer in anderen Bereichen entlasten.“

„Es ist schon kurios – in der Vergangenheit haben die Winzer Freiräume erobert, aber heute sind sie zusehends gezwungen, ihre Interessen zu verteidigen“, sagt Pascal Ferrat, Leiter der Fédération des Vignerons Indépendants de la Champagne (SGV). „Ein weiteres großes Problem sind die Kosten bei der Nachfolge, die den Winzern zu schaffen machen. Denn steigende Grundstückspreise erhöhen die Steuerlast, was viele Winzerfamilien bei der Übergabe an die junge Generation in Bedrängnis bringt. Die Regierung müsste hier eingreifen und etwas dafür tun, dass die Wirtschaftsstruktur der Winzerbetriebe erhalten bleibt.“