Bordeaux 2014: Preiskampagne der En Primeur macht den Handel nervös

17.04.2015 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Bordeaux) – Während der ersten Woche der En Primeur äußerten sich eine Reihe der Eignern Bordelaiser Châteaux indem diese verkünden, dass "Primeur-System müsse verteidigt werden". Damit reagieren die Châteaux auf die schwache Nachfrage nach den Jungweinen in den Jahren 2011 bis 2013. Währenddessen macht sich Nervosität unter den Händlern breit, weil die Châteaux wenig Lust haben, die Preise für den Jahrgang 2014 bekannt zu geben. Dem folgt wiederum der Druck der Kunden auf die Negociants, weil diese so nicht entscheiden können, welche Weine sie empfehlen können.

 

Und das Vorpreschen des Handels aus Großbritannien mit der Forderung an die Châteaux, zu den Preisen von 2008 zurückzukehren, hat die Stimmung bei den Châteaux auch nicht gerade aufgehellt. Denn in einem Punkt sind sich alle einig: Der Jahrgang 2014 ist der beste in der aktuellen Dekade. "Die Verbraucher würden sich betrogen fühlen, wenn der Jahrgang schwächer als der von 2013 wäre und die Preise aber ansteigen würden", kommentiert Olivier Bernard, Leiter der Union des Grands Crus (UGCB) und fügt an: "Das Interesse am Jahrgang 2014 ist enorm. Das letzte Mal, als wir zu den En Primeur Wochen derart viele Besucher erwartet haben war im April 2010, als der Jahrgang 2009 zur Verkostung anstand."

Aber auch Bernard, Eigner der Domaine de Chevalier wiederholt seine Aufforderung an die Châteaux, die Preise für den Handel des Euroraums vernünftig zu kalkulieren, die wiederum durch günstige Wechselkurse die Weine auch global anbieten können. "Wenn Europa einkauft, dann steigen auch die Händler aus den USA, Australien, China und Japan mit ein", ist sich Bernard sicher. Aus der Handelsbranche wurden auch Forderungen laut, die sich ein Preisgefüge wie in 2012 wünschen – obwohl diese wissen müssten, dass das Preisgefüge seine eigene Geschichte schreibt. "In Anbetracht des heutigen Wechselkurses darf der Preis den von 2012 nicht übersteigen", meint Mark Wessels vom Getränkehandel MacArthur aus Waschington DC. "Beginnend mit dem Jahrgang 2010 gab es für den amerikanischen Handel keinen Vorteil mehr, En Primeur einzukaufen. Ich werde meinen Kunden aber empfehlen, den Jahrgang 2014 zu kaufen, sofern die Preise nicht höher sind als in 2012." Auch für das Gros des Handels wäre dies akzeptabel.

"Wir haben in 2011 mit 35 Euro zu hoch gepreist, denn beim Verkauf in 2013 erzielten wir nur 31 Euro pro Flasche", gesteht Nicolas de Bailliencourt von Chateau Gazin in Pomerol. "Für uns ist es sinnvoll den Preis von 2012 zu lancieren, der lag bei 33 Euro pro Flasche ex Château." Und Laurent Ehrmann vom Negociant Barriere Freres meint: "Bis zu 30 Top-Marken können mühelos beim Jahrgang 2014 eine Preiserhöhung von bis zu 12 Prozent verlangen, während bis zu 75 weitere Güter sich den Preisen von 2013 annähern werden. Und was die Amerikaner betrifft, ja, diese haben im Vorfeld starkes Interesse gezeigt, aber im Vergleich zu dessen Desinteresse in 2013 ist die aktuelle Begeisterung relativ zu werten."

Und Jamie Ritchie, CEO und Präsident bei Sotheby´s für die Bereiche Amerika und Asien meint: "Seit 2010 haben sich viele Käufer vom En Primeur System abgewendet, dass sollte man nicht generell tun. Denn es gibt eine sehr gute Qualität und die Preise sind aufregend genug, um den Markt in den USA und in Asien zu beleben. Aber ich glaube, der Jahrgang 2014 wird eher eine europäische Kampagne bleiben."