Große Ambitionen Teil-III: Die Unwägbarkeiten des Weinbaus in Tibet

26.05.2015 - X.XIANGYI

CHINA (Adong) – Für Xiao Wu – einen Bauern in Adong (Bezirk Dêqên*, Provinz Yunnan an der Grenze zu Tibet), der den Anbau von Mais und Pilzen zugunsten von Weinbau aufgegeben hat – sind Engagements mit hohen Investitionen heimischer wie ausländischer Unternehmen ebenfalls verlockend. Die Haupteinkommensquelle für Xiaos Familie ist der 0,2 Hektar große Weinberg. Xiao, der nur circa drei Stunden pro Tag im Weinberg arbeitet, berichtet, dass Vats 90.000 Yen (knapp 13.000 Euro / 14.400 US-Dollar) pro Jahr für Trauben aus einem Hektar bezahle. „Das ist das Dreifache von dem, was wir früher mit Mais verdient haben. Ohne diesen Weinberg hätte ich es mir niemals leisten können meinen Sohn auf die höhere Schule zu schicken“, sagt Wu.

 

So attraktiv das alles klingen mag, die Unabwägbarkeiten und Schwierigkeiten beim Anbau eines jeden Ernteguts sind vielfältig. Während Xiao für den kommenden Herbst wieder eine gute Ernte erwartet, steht er in regelmäßigem Kontakt mit dem örtlichen Büro für Bioressourcen, weil er schon wiederholt mit roten Spinnmilben zu kämpfen hatte, einem hier verbreiteten Rebschädling. „Diese Schädlinge und Krankheiten müssen im Keim erstickt werden“, sagt Xiao.

Während alle Winzer in Dêqên der Überzeugung sind, dass sie nach und nach die Unwägbarkeiten des Weinbaus in den Griff bekommen, denkt Cui Kexu, technischer Direktor des Konzerns Vats, weit in die Zukunft. Er ist davon überzeugt, dass die Moët Hennessy Shangri-La (Dêqên) Winery die Beziehungen zwischen den regionalen Dienstleistern und den örtlichen Bauern verändern wird. „Anstatt nur Trauben von den Bauern zu kaufen, werden wir zuerst Land von den Bauern pachten und zwar zu einem vertraglich festgelegten Preis. Somit können die Bauern selbst entscheiden, ob sie Vertragsarbeiter unserer Firma werden wollen oder weiterhin selbständig ihre Trauben vermarkten. Als unsere Partner haben die Bauern den unschätzbaren Vorteil, dass unsere Techniker den Anbau betreuen und somit sich die Bauern bei ihrem Mitwirken ein professionelles Know How aneignen können.“

Tsongsangnyang, Dorfchef von Adong, bestätigt, dass die meisten Traubenbauern in der Gegend froh darüber sind, dass sich eine französische Firma hier niedergelassen hat. „Solange die Pacht und die Gehälter anständig sind, werden die Bauern gerne diese risikofreie Option wählen, weil sie sich nie um die Produktion sorgen müssen. Sie können sich auf ein stabiles Einkommen aus der Pacht und den Gehältern verlassen. Nebenbei können Sie auch noch den Dung ihres Viehs verkaufen“, sagt Tsongsangnyang, der sich noch unschlüssig ist, was er von dem Umschwung halten soll. Seine Worte machen nachdenklich, wenn er sagt: „Dennoch hat diese ländliche Entwicklung eine Kehrseite. Es ist bedauerlich, dass in unserer Region wohl nie wieder mehr hochwertiges Getreide angebaut wird, weil das Land zur Zeit in Weinberge umgewandelt wird, also unweigerlich eine Monokultur entsteht“.

Xiaos Familie ist eine der typischen von 138 Haushalten aus Adong, die als Traubenbauern an dem Projekt teilnehmen. Sie begannen im Jahr 2003 Reben zu pflanzen und konnten erstmals im Jahr 2006 ernten. Das Warten auf die erste Ernte war eine harte Zeit voller Entbehrungen. „Weil die Bauern nichts produzierten, hatten sie kein Einkommen“, sagt der für die Rebkultivierung beauftrage Litsing-Gerong. „Die Regierung und die Investoren aus der Wirtschaft vermittelten zwar den Glauben und zeigten Entschlossenheit, aber es war dennoch schwer die Bauern zu überzeugen, den Weg der schmerzhaften Übergangsphase zu gehen.“ 

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