Große Ambitionen Teil-IV: Investments in Wein bedingen Subventionen und Infrastruktur

27.05.2015 - X.XIANGYI

CHINA (Dêqên) – Um die Bauern zu unterstützten, verteilte die örtliche Regierung gratis Samen, Pflöcke und Draht zur Anpflanzung und Anlage der Weinflächen. Zusätzlich gewährte die Regierung für die drei verlorenen Jahre Subventionen in Höhe von 4.500 Yen (circa 650 Euro / 720 US-Dollar) pro Hektar und Jahr. Dennoch waren Einheimische wie auch die Behörden der Region gleichermaßen skeptisch, ob das Projekt tragfähig sein würde. 

 

„Viele Weinliebhaber, die noch nie hier waren und den Wein noch nie gekostet haben, können es sich kaum vorstellen, dass in diesen geografischen Breiten und auf dieser Höhe Premium-Weine produziert werden können“, sagt Litsing-Gerong. „Anfangs waren bis zu 80 Prozent der örtlichen Verwaltungsbeamten äußerst skeptisch. Aber Weinfachleute, die hierher eingeladen wurden, um das Klima, die Böden und den Anbau zu untersuchen, waren überzeugt, dass dies in der Tat ein unglaubliches Stück Land für den Weinanbau ist.“ Manager Cui vom Konzern Vats ist überzeugt, dass die geografischen Gegebenheiten der Gegend mehr sind als nur ein ungewöhnliches Verkaufsargument. „Die Böden und das hiesige Klima verleihen dem Wein eine außergewöhnliche Qualität", sagt Cui.

"Trauben wie die des Cabernet Sauvignon entwickeln auf hiesigen Böden einen hohen Zuckergehalt, ausreichend Säure und sind reich an Tanninen", sagt Zhang Zhenwen, stellvertretender Direktor der Fachschule für Önologie an der Nordwestlichen Universität für Landwirtschaft und Forsten in der Provinz Shaanxi. „Die Weinberge in Dêqên* liegen in einem heißen und trockenen Flusstal auf der Hochebene. Dortige Bedingungen wie große Hitze, gute Sonneneinstrahlung und die großen Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht lassen die Trauben viel Zucker produzieren. Im Vergleich zu anderen Weinbaugebieten Chinas regnet es hier wenig, was wiederum Schädlinge und Krankheiten reduziert. Und schließlich lässt die lange Wachstumsperiode die Trauben auf der Hochebene gut ausreifen." Und das die Verantwortlichen im chinesischen Weinbau dem ökologischen Weinbau hinzu aufgeschlossen sind, bestätigt Zhang, der sagt: „Es ist auch ein gutes Gefühl zu wissen, dass mit diesen Weinbergen eine Art ökologische Landwirtschaft begründet wird. Die einheimischen Tibetaner halten üblicherweise Vieh und pflanzen nunmehr gleichzeitig Wein an, und der Dung des Viehs ist der beste, kostenlose Bio-Dünger für die Weinberge.“

Manager Cui vom Vats Konzern sagt: "Die Zuversicht unserer Investments in den Wein fußt auch auf dem relativ stabilen Produktionsvolumen der Region. „Selbst in trockenen Jahren kann stets Schmelzwasser vom Berg Meili zur Bewässerung in die Anbauflächen geleitet werden.“ Auf die Frage, ob der Vats Konzern es bevorzugen würde, die außergewöhnlichen Weinberge exklusiv zu betreiben, sagt Cui: "Im Gegenteil. Umso mehr gute Weinproduzenten in die Region kommen, umso besser. Wir freuen uns über jeden, der sich hier engagiert. Vor allem bekannte und erfahrene Weinproduzenten werden dazu beitragen, die junge Weinbauregion in Dêqên zu formen. Aber es sollten nur gute Produzenten kommen, weil das Land knapp ist.“

Gerade befindet sich eine Straße in Bau, die eine unbeschwerliche Zufahrt nach Dêqên gewähren soll. Denn hier in einem gebirgigen Terrain ist es bislang teilweise fast unmöglich, sich mit Fahrzeugen zu bewegen. Aber gerade wegen ihrer Abgeschiedenheit ist diese Region einzigartig und natürlich. "Das Problem, das vom örtlichen Büro für Bioressourcen noch gelöst werden muss, ist der Mangel an Önologen, insbesondere von zweisprachigen Weinfachleuten. Diese müssen in der Lage sein, mit ausländischen Partnern englisch zu sprechen und mit den örtlichen Beamten in Mandarin, damit diese wiederum das Gesagte ins Tibetische übersetzen können."

Allen Widrigkeiten und Investitionen zum Trotz – Weinbau in Tibet verspricht eine spannende Angelegenheit zu werden.

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