„Hammerjahr“ für Auktionen mit feinen Weinen

04.02.2015 - arthur.wirtzfeld

USA (New York) - Nach einem zweijährigen Abwärtstrend verzeichnen die US-Auktionen mit feinen Weinen erstmals wieder einen Aufschwung. Eine Auswertung der Zahlen großer international agierender Häuser der Auktionsbranche ergibt einen Zuwachs von 4,45 Prozent für die global erzielten Umsätze des letzten Jahres. Der Gesamtumsatz belief sich demnach in 2014 auf 352 Millionen US-Dollar – in 2013 waren es 337 Millionen US-Dollar. „Keine Frage, der Auktionsmarkt für Weine hat sich im letzten Jahr erholt“, kommentiert Paul Hart vom Auktionshaus Hart Davis Hart Wine Co. mit Sitz in Chicago (USA), die Auswertung.

 

Das Jahr 2014 war hinsichtlich der starken Performance gerade in den USA ein bemerkenswertes für die Auktionshäuser, während sich der Umsatz bei Versteigerungen feiner Weine in Hongkong gegenüber dem Vorjahr verringerte. Bemerkenswert war auch das global steigende Interesse an Top-Weinen aus Burgund mit der Erkenntnis, dass Burgund erstmals den Marktanteil bei internationalen Auktionen gegenüber dem der Weine aus Bordeaux überflügeln konnte. „Weine aus Burgund waren im letzten Jahr und werden zukünftig ein Schwerpunkt unserer Auktionen sein“, sagt Michael Jessen, CEO der in New York ansässigen Wally’s Wine Auctions.

Allein in den USA konnten die Auktionshäuser ihren Umsatz um 26,2 Prozent von 126 Millionen US-Dollar in 2013 auf 159 Millionen US-Dollar in 2014 erhöhen. Einen großen Anteil daran hatte die zweifache Auktion mit edlen Tropfen des Weinsammlers Roy Welland, mit denen Wally´s zusammen allein 12,2 Millionen Euro erzielen konnte. Währenddessen ließ die Nachfrage von Bietern aus Asien bei den US-Auktionen um rund sieben Prozent nach. Der Durchschnittspreis pro Los bei Auktionen in den USA stieg mit 2.689 US-Dollar in 2013 auf 2.877 US-Dollar in 2014. In Hongkong war eine Umkehr feststellbar. Hier fiel der Durchschnittspreis pro Los von 6.301 US-Dollar in 2013 auf 5.935 US-Dollar in 2014. Etwa gleich hoch blieb auf beiden Kontinenten dagegen das Interesse an professionell gelagerten Weinkollektionen von renommierten Weinsammlern, die auf etwa gleichem Niveau beider Vergleichsjahre blieben und 96 Prozent in den USA und 94 Prozent der Lose in Hongkong ausmachten.

„Die Nachfrage aus den verschiedenen Regionen der Welt ist ausgeglichen, wobei Nord- und Lateinamerika eine zunehmend wichtige Rolle spielen“, sagt Jamie Ritchie, CEO der Weinabteilung bei Sotheby´s. „Die Sparmaßnahmen in China sind vor allem auf das Jahr 2014 durchgeschlagen. Aber wir haben immer noch eine anhaltende Nachfrage aus Asien, die nun auf mehr Konsistenz als auf Volatilität (Schwankungen) beruht.“ 

Mit einem globalen Umsatz von rund 65 Millionen US-Dollar in 2014 liegt Sotheby´s an der Spitze, gefolgt von Christies mit 63,8 Millionen Dollar (inklusiv der von Christies veranstalteten Auktion mit Weinen der Hospice de Beaune in Burgund, die allein 9,8 Millionen Umsatz brachte). Knapp dahinter rangiert Acker Merrall & Condit mit 62 Millionen US-Dollar Umsatz. Bereits das vierte Jahr in Folge führt HDH den US-Auktionsmarkt mit zuletzt 42,8 Millionen US-Dollar an, was für dieses Haus einen Zuwachs von 36 Prozent gegenüber 2013 darstellt. HDH erzielte in 2014 auch den Höchstwert eines Einzelloses in den USA mit acht Millionen US-Dollar. Währenddessen schaffte Acker Merrall & Condit im gleichen Jahr den international höchsten Losumsatz mit 29 Millionen US-Dollar.

„Im Ranking der Weinregionen hat Burgund gegenüber Bordeaux bei Live-Auktionen nunmehr die Nase vorn“, sagt Jamie Pollack, Auktionsdirektor bei Zachys Wine Auctions mit Sitz in New York. „Im letzten Jahr erzielten die Weine aus Burgund global einen Marktanteil von 41 Prozent gegenüber 33 Prozent des Vorjahres - in Hongkong sogar 52 Prozent im Vergleich zu 40 Prozent des Vorjahres.“ Bei Acker Merrall & Condit, die in etwa gleiche Werte bestätigen, witzelt CEO John Kapon: „In Bordeaux müssen sich die Crus analog eines silbernen Löffels sich nun an den Geschmack einer Silbermedaille gewöhnen“.

Der mit Abstand begehrteste Produzent für feine Weine aus Burgund bleibt nach wie vor die Domain de la Romannée Conti (DRC) aus Burgund. So erzielte Sotheby´s in Hongkong für ein Superlos von 116 Flaschen der DRC, vornehmlich bestehend aus je sechs Flaschen der Jahrgänge 1992 bis 2010, satte 1,6 Millionen Euro. Jedoch ist die DRC nicht der einzige Hersteller aus Burgund, auf den sich das Interesse der Weinsammler und Investoren stützt. So versteigerte HDH im vergangenen Februar sechs Flaschen von Henri Jayer Vosne-Romanée Cros Parantoux Jahrgang 1985 für 101.575 US-Dollar. Weitere burgundische Höhepunkte bei Auktionen waren die Weine von Armand Rousseau Bertin Jahrgang 1997, für die Wally´s jeweils 1.140 US-Dollar erzielte. Und schließlich erzielte Sotheby´s im vergangenen März für ein Los von sechs Flaschen Chambolle-Musigny „Les Amoureuses“ Jahrgang 1978 stolze 13.475 US-Dollar.

Auch Kaliforniens Kultweine konnten bei den Auktionen in 2014 durch die Bank Zuwächse bei den Umsätzen ihrer Lose verzeichnen. So erzielte Wally´s im vergangenen Oktober mit Weinen von Harlan Estate der Jahrgänge 1992 bis 2010 insgesamt einen Umsatz von 127.440 US-Dollar – deren Schätzwert im Vorfeld bei 79.900 US-Dollar lagen. Ebenfalls erzielte Wally´s für 26 Lose mit dem Cabernet Sauvignon von Creaming Eagle Jahrgang 1992 stolze 384.720 US-Dollar bei einem vorherigen Schätzwert von 303.700 US-Dollar. Mit sechs Flaschen (Magnums) von Schraders Cabernet Sauvignon Old Sparky Jahrgang 2007 erzielte Acker Merrall & Condit 22.230 US-Dollar, rund 70 Prozent mehr als vorher geschätzt. Und den Vogel abschossen hat Sotheby´s im letzten Dezember mit vier Flaschen des Sine Qua Non Crossed Jahrgang 1997, die mit jeweils 1.100 US-Dollar geschätzt, aber zusammen einem Bieter unglaubliche 42.874 US-Dollar wert waren.

Bei all den Zahlen und Ergebnissen stellt sich die Auktionsszene die Frage: Wird Bordeaux in 2015 ein Comeback erleben? Im Anschluss an eine vielversprechende Auktion mit Weinen aus Bordeaux, mit der HDH im vergangenen November über 350.000 US-Dollar erzielte, sagte danach Paul Hart: „Das Bild von Bordeaux, dass unsere Väter und Großväter noch hatten, benötigt ein Upgrade. Wir sehen interessante neue Ansätze der Weinherstellung bei den Châteaux Pontet-Canet, Pichon Lalande, Cheval-Blanc und Montrose. Diese Güter werden uns in Zukunft versorgen.“

„Die extravaganten Preise für Bordeaux-Crus der Jahre 2009 und 2010 sind Geschichte, auch weil die Weinsammler und Investoren mittlerweile viel strenger beurteilen, ob sie auf ihre Kosten kommen“, resümiert Jamie Ritchie von Sotheby´s. „Wir werden die Preisentwicklung in den nächsten Jahren beobachten und sehen, ob sich diese festigen und wie sich die Nachfrage entwickelt. Gleichzeitig werden auch die Weine aus Bordeaux, die früher ihre Trinkreife erhalten, auch rarer werden, wodurch deren Preise automatisch steigen. Wenn dies geschieht, könnte sich ein neuer Hotspot bilden bzw. eine wachsende Begierde nach Bordeaux Weinen wieder einstellen. Ich bin gespannt.“

„Ich denke, 2015 wird ein weiteres gutes Jahr für Weinauktionen“, sagt John Kapon von Acker Merrall & Condit. „Die Top-Labels bleiben Luxusgüter. Von ihnen gibt es gerade so viele, dass sie eine Elite bilden. Wenn ein paar Leute unbedingt Elite-Weine wollen, dann finden sie einen sehr begrenzten Markt, der die Preise steigen lässt.“