Killer Xylella bedroht Rebanlagen in Europa

14.08.2015 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Paris) - Das Feuerbakterium Xylella fastidiosa ist ein Erreger aus der Familie Xanthomonadaceae, der in Verbindung mit Sauerstoff leben und und mittels Insekten als Überträger wirken kann. Das Bakterium ist für Krankheiten bei mehr als 100 Pflanzenarten, darunter zahlreichen Nutzpflanzen wie der Weinrebe, verantwortlich. In Kalifornien als "Pierce"-Krankheit erstmals analysiert, die dort auf Jahre hinaus Rebanlagen zerstörte, wurde diese Seuche nahe der Stadt Tour bereits in 2012 an eingeführten Kaffeepflanzen entdeckt. Und m April dieses Jahres entdeckten die Franzosen einen weiteren Befall.

 

Auch im Süden der italienischen Region Apulien hat das Bakterium bereits den Großteil der dortigen Olivenbäume in den letzten zwei Jahren vernichtet. Die italienische Regierung hat mit Notstandsmaßnahmen reagiert - längst ist dort der Katastrophenschutz aktiv. Auch auf der Insel Korsika verbreitet sich das Bakterium - dort gibt es große Besorgnis um die Erhaltung der Nutzpflanzen. So sind rund um die mediterranen Obst, Olivenöl und Wein produzierenden Länder die zuständigen Ministerien in Alarmbereitschaft.

Die Xylella fastidiosa ist letztlich eine tödliche Krankheit, gegen die kein "Kraut" gewachsen ist. In den kalifornischen Rebanlagen wurden über Jahre Schäden von jährlich fast 100 Millionen Euro verursacht. Auch aufgrund dieser Kenntnisse ist die Europäische Union nervös. "Wir sehen eine große Gefahr für die Kontamination in den Weinnationen der EU", heißt es in einer Stellungnahme der EU aus Brüssel. Verbreitet wird das  Feuerbakterium und seine Unterarten (vier an der Zahl) durch Zikaden. Mit ihren Rüsseln saugen diese Insekten die Flüssigkeit aus den Blättern und infizieren so eine Pflanze nach der anderen. Die EU hält es für "sehr wahrscheinlich", dass sich der Erreger weiter verbreitet.

Trotz der Gefahr dieser Seuche, die laut Experten nicht zwingend ausbrechen muss, ist Jacques Grosman, Experte für den Rebbau der französischen Regierung, nicht sonderlich beunruhigt. "Ich sehe zurzeit eher eine geringe Gefahr für eine Kontamination in Frankreichs Rebanlagen", sagt Grosman. Solange in den Weingebieten der EU keine Zikaden leben, die klimatischen Bedingungen nicht förderlich sind und keine Wirtspflanzen wie Weinreben, Zitronenbäume, Kaffeepflanzen, Eichen und diverse Zierpflanzen aus den USA, Argentinien, Brasilien, Costa Rica oder Taiwan eingeführt werden, könnte Grosman Recht behalten.

Die "Pierce"-Krankheit wurde von Newton P. Pierce (1856-1916) an den Trauben in Kalifornien entdeckt. Es gibt bis heute keine wirksame Gegenmaßnahme, geschweige denn Heilung der befallenen Rebsorten der Vitis Vinifera. Chardonnay und Pinot Noir sind besonders empfindlich, während Chenin, Riesling und Silvaner eher widerstandsfähiger sind. Infizierte Reben zeigen Symptome von Wasserstress, die Blätter färben sich zum Ende des Sommers rot oder gelb, die Beeren schrumpfen und getrocknete Blätter fallen ab.