Taiwan – eine Brutstätte für Weinfälschungen?

08.04.2015 - arthur.wirtzfeld

TAIWAN (Taipeh) - Ende März durchsuchten taiwanesische Behörden die Lager und Geschäftsräume eines bekannten Weinimporteurs in New Taipei und beschlagnahmten dabei über 30.000 Flaschen mutmaßlich gepantschten Weins sowie spezielle Drucker für Weinetiketten - laut ersten Erkenntnissen wurden damit Etiketten gefälscht und vervielfältigt. Die Ermittler einer behördenübergreifenden Einheit haben mittlerweile die Tequila Development Company - ein etablierter Importeur, der seit 1989 im Geschäft ist - und ihren CEO Ted Lin angeklagt, billigen Fasswein aus Chile und Spanien importiert, diesen dann auf Flaschen gezogen und ihn als teuren französischen Wein etikettiert und verkauft zu haben. 

 

Die Beamten der taiwanesischen Ermittlungsbehörde und die Staatsanwaltschaft von New Taipei hatten zuvor einen Tipp bekommen, dass Ted Lin mit gefälschten französischen Weinen handle. Im Zuge der Ermittlungen wurde Lin jüngst für eine Vorverhandlung von der zuständigen Staatsanwaltschaft vorrübergehend festgenommen, dann aber auf Kaution freigelassen. Der Beschuldigte streitet die Vorwürfe ab.

Alle konfiszierten Weine waren in Bordeauxflaschen gefüllt, deren Etiketten verschiedenen Châteaux aus Bordeaux nachempfunden sind. Aus beschlagnahmten Unterlagen geht hervor, dass der Inhalt der Flaschen etwa zwei US-Dollar pro Flasche gekostet haben. Der Importeur hatte dann die mit Billigwein gefüllten Flaschen für je 22 US-Dollar angeboten. "Seit 2010 hat die Firma nach ersten Erkenntnissen über 440.000 Flaschen gefälschten Weins verkauft und damit unrechtmäßig 3,2 Millionen US-Dollar Gewinn gemacht", sagt ein Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Um den Schein der Legalität zu wahren, so mutmaßen die Ermittler, bestellte der Importeur auch in Flaschen abgefüllten Premiumweine aus Frankreich. Dann benutzte man die hauseigene Druckmaschine, um deren Etiketten zu vervielfältigen. Solche Art von ausgeklügelter Gaunerei wurde auch bereits auf dem chinesischen Festland von Nick Bartman, einem erfahrenen Ermittler für Fälschungen, mehrfach aufgedeckt. Laut der Weinzeitschrift Wine Spectator erklärte Bartmann, dass die Fälscher durch legale Importe mit originalgetreuen Etiketten versorgt werden, die diese dann kopieren und neu herstellen. 

Der beschlagnahmte Wein von der Tequila Development Company wurde dem Labor der 'Taiwan Tobacco and Liquor Corporation' für chemische Analysen übergeben. Die Ermittler wissen bereits, dass der Inhalt der Flaschen erheblich von dem der echten Flaschen abweicht. Laut Angaben der staatlichen taiwanesischen Nachrichtenagentur war eine der Firmen, auf die es die Betrüger mutmaßlich abgezielt hatten, der Negociant Maison Bouey aus Bordeaux. Als die Firmenleitung von Maison Bouey kontaktiert wurde, wusste man dort nichts von den Ermittlungen.

Dies ist nicht der erste Skandal um Wein oder Spirituosen in Taiwan. Sowohl die Produzenten von Single-Malt Scotch als auch von kanadischem Eiswein kämpfen gegen Fälschungen auf dem taiwanischen Markt. Reiswein und Spirituosen aus Hirse sind dort ebenfalls bevorzugte Zielobjekte von Betrügern. Im Jahre 2010 deckte die Polizei durch eine Razzia eine geplante Operation auf, bei der erst kurz zuvor eingeführte fälschungssichere Etiketten dennoch gefälscht wurden.