Tödliche Rebkrankheiten haben oberste Priorität

10.02.2015 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Paris) - Stammkrankheiten der Reben, international als Grapevine trunk diseases, kurz als GTD bezeichnet, sind nicht nur in Frankreich eine Plage, sondern gehören weltweit zu den verheerendsten Krankheiten der Rebkulturen. In Frankreich alarmieren derzeit die Zahlen des Ministeriums für Landwirtschaft, wonach rund 100.000 Hektar Rebflächen allein in 2014 als verloren definiert werden. Das französische Weininstitut (IFV) bestätigt, dass Rebkrankheiten die inländische Weinindustrie jährlich mit rund einer Milliarde Euro belasten.

 

Obwohl in den betroffenen Weinzonen ein Teil der Rebstöcke durch den Befall der Holzpilze überlebten, sind die restlichen Erträge aus diesen Regionen nur noch mit 50 Prozent zu beziffern, sagt Etiene Goulet, technischer Direktor bei der Interloire (Organisation für Weinhandel). Bestimmte Rebsorten sind anfälliger für stammtötende Pilze, andere wiederum widerstehen dem Befall. Bei uns an der Loire waren im letzten Jahr vor allem die Sorten Sauvignon Blanc, Cabernet Franc, Chenin Blanc und Melon de Bourgogne betroffen.

An der Loire gingen im vergangenen Jahr rund zehn bis 15 Prozent der Traubenproduktion aufgrund erkrankter Rebstämme verloren. Die Interloire schätzt, dass mindestens fünf Prozent der europäischen Weinberge mit GTDs betroffen sind. „GTDs sind ein reales und ernstzunehmendes wirtschaftliches Problem“, sagt Pierre van Ruyskensvelde, Generaldirektor des IFV, am Rande des Salon des Vins de Loire. GTDs haben die oberste Priorität nicht nur für die französische Weinindustrie sondern auch in allen internationalen Weinnationen.

Das Conseil Interprofessionnel du Vin de Bordeaux (CIVB) berichtet, dass die in 2014 erfassten Krankheiten der Rebstämme von Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc über dem Durchschnitt gelegen hätten, wobei die Reben des Merlot weniger betroffen gewesen wären. Chardonnay und Pinot Noir wären laut Analyse des CIVB widerstandsfähiger gewesen, mit Ausnahme von Teilen Burgunds. GTDs haben die Produktion in Burgund nicht gemindert, sagt Guillaume Morvan, Mitarbeiter der Kammer für Landwirtschaft in Burgund. Die Rebstöcke des Ugni Blanc in Cognac und des Savagnin und Trousseau im Jura gehören zu den am stärksten betroffenen Rebsorten, berichtet Bruno Doublet vom Ministerium für Landwirtschaft.

In Frankreich glaubt man, dass die Probleme mit GTDs angestiegen seien, nachdem das Verbot zum Einsatz des giftigen Natriumarsenit in 2001 in Kraft trat. Für die Rettung befallener Reben gibt es derzeit keine probaten Mittel einzig der Schutz noch gesunder Rebstämme ist angeraten. Und so kommt der Kampf gegen Esca (Holzzersetzung), Eutypiose (Holzfäule) und Co., deren Befall in weltweiten Anbaugebieten in den letzten Jahren zugenommen hat, ganz oben auf die Agenda der Weinnationen.