156. Hospices de Beaune Weinauktion

04.11.2016 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Beaune) – Die 156. Weinauktion des berühmten Hospices de Beaune am 20. November 2016 wird überschattet vom Tod des langjährigen Direktors Antoine Jacquet*. Monsieur Jacquet leitete in den letzten 28 Jahren die Geschicke des im Jahr 1443 gegründeten Krankenhauses. Die auch als "Hôtel-Dieu" bekannte Institution wurde diente bis 1971 als Hospita. Heute werden ein Teil des Komplexes als Altersheim und Museum genutzt – Letzteres für die eigene Geschichte mit interessanten Einblicken in die Krankenpflege der Frühen Neuzeit. Seit seiner Gründung wird das Hospices de Beaune durch die Erträge aus eigenen Weinbergen finanziert – rund  60 Hektar der besten Appellationen von Burgund, die wiederum über die Jahrhunderte durch Erbschaften und Vermächtnisse in den Stiftungsbesitz gelangten.

 

Traditionell werden jedes Jahr während der „Trois Glorieuses“, der "Drei glorreichen Tage", Fassweine sowie das "Pièce des Présidents"* aus dem Stiftungsbesitz des Hospices von Beaune bei einer Auktion versteigert. Vor allem der französische Weinhandel versucht, ein oder mehrere Fässer zu ersteigern. Die dabei erzielten Preise sind ein Indikator der Qualität der Weine aus dem Burgund sowie ein Gradmesser für die Preise des jeweiligen Jahrgangs. Diese Auktion, seit 2005 organisiert von Christie´s, gilt als die älteste ihrer Art in der Welt und ist offen für Facheinkäufer und gleichermaßen für private Weinliebhaber.

Qualität und Menge der Weine sind wie überall abhängig von der Vegetationsperiode. Die erste Hälfte dieser Saison in Burgund war rückblickend als schwierig zu bezeichnen, die zweite Hälfte als perfekt. Noch nie war die Winzerweisheit: "Juin fait la quantité, septembre fait la qualité" ("Der Juni macht die Menge, der September die Qualität") so wahr wie beim Jahrgang 2016. Im frühen Frühjahr verhagelte es das Mâconnai, die Lagen der Hospices de Beaune im Pouilly-Fuissé wurden allerdings weitgehend verschont, die Rebanlagen im Chablis und Côte d’Or nur leicht beschädigt. Die Frostnacht am 27. April veränderte alles. Große Teile von Weinbergen waren betroffen, inklusive der Lagen im Côte de Nuits, wobei die Côte de Beaune – vor allem Savigny-lès-Beaune und Teile von Pommard, Beaune und Meursault – am schlimmsten betroffen waren.

Unregelmäßige Wetterbedingungen in den darauffolgenden Wochen hinderten die Reben an der normalen Entwicklung. Es gab auch vielerorts schweren Druck wegen Mehltau und erforderte intensive Weinbergsarbeit. Ab dem 22. Juni stellen sich die ersten Anzeichen des kommenden Sommers ein. Die Regenwolken verschwanden und es wurde warm. Dann von Ende Juli, den ganzen August und bis Mitte September herrsche schönes Sommerwetter. Die Reben erholten sich. Die roten Sorten waren den weißen Sorten in der Entwicklung voraus. Die lang anhaltende Schönwetterperiode mit viel Sonnenschein ließ eine schöne Reife zu.

Regenschauer am 14. und 15. September empfanden die Reben als willkommene Dusche, denn sie waren durch die langen Sonnentage über fast zweieinhalb Monate schon teilweise gestresst. Die Mannschaft des Hospices de Beaune begann am 19. September mit der Lese im Pouilly-Fuissé, früher als ursprünglich erwartet. Dann folge die Ernte im Clos de la Roche ab dem 27. September bei ausgezeichnetem Wetter. Obwohl sich die Teams zum Sortieren verstärkt hatten, waren die Trauben meist gesund und mit einem gewünschten Gleichgewicht an Zucker und Säure ausgestattet. Die Aromen in den Gärtanks waren rein und raffiniert – einhergehend mit hohen Hoffnungen auf einen schönen Jahrgang, nur getrübt durch teilweisse sehr niedrige Erträge.

Um die Eleganz der Rotweine zu bewahren, wurden diese nur zwei Wochen lang fermentiert. Ludivine Griveau, die ihren zweiten Jahrgang als Chef-Önologin im Hospices de Beaune sichtlich genoss, bezeichnete die Gärtanks als "bien dans leur peau" ("gut bis in die Häute"). "Die Trauben haben eine tolle Farbe, viel Frucht und Geschmack. Es gibt keine aggressiven Tannine, so stehen vollmundigen, seidigen Weinen, vergleichbar mit dem Jahrgang 2010, nichts im Weg", sagt Ludivine Griveau. "Die Weißweine befinden sich derzeit noch in der Fermentation. Die weißen Trauben hatten perfekte Zuckerwerte und ausreichend Säure. Wir erwarten daher geschmeidige Weine."

Insgesamt hat sich die trübe Stimmung nach einem schwierigen Saisonstart hin zu einer erfreulichen Erleichterung gewendet. Es herrscht beim Hospices de Beaune ein merklicher Optimismus für einen brandneuen Jahrgang und jetzt schon eine gespannte Erwartung auf die „Trois Glorieuses“.

*Pièce des Présidents

Seit 1945 unterstützt das Hospices de Beaune eine oder mehrere Charity-Organisationen, indem der Erlös eines Weinfasses mit 228 Litern Inhalt, dem so genannten "Pièce des Présidents", gespendet wird. Für den 156. Pièce des Présidents wurde ein Fass mit einem Grand Cru – ein ganz besonderes Cuvée – ausgewählt. Die Trauben dafür stammen aus der Corton Bressandes Grand Cru Appellation, sind sorgfältig handgelesen und sollen einen einzigartigen Wein ergeben. Die Begünstigten der diesjährigen Charity sind die Coeur et Recherches, eine Organisation, die auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen forscht und die ARC-Stiftung, die sich der Krebsforschung widmet.

*Antoine Jacquet

Der Direkter der Hospices de Beaune, Antonie Jacquet, verstarb am 16. Oktober, während er sich auf einer Promotiontour in China aufhielt. Antoine Jacquett führte das Hospices de Beaune seit 1988 und war eine anerkannte Führungsperson für die Klinik wie gleichermaßen für die Kellerei und das Museum. "Seine Arbeit hat Jahrhunderte vereint und das Hospices de Beaune zum Strahlen gebracht", wird Alain Suguenot, stellvertretender Bürgermeister von Beaune, in den regionalen Medien zitiert.

"Sein Tod ist ein Schock für die gesamte Gemeinschaft der Hospices de Beaune, die Antoine Jacquet immer unterstützt hat, seine Menschlichkeit, seine Professionalität und seine Kräfte überaus geschätzt hat", heißt es in einer Erklärung der renommierten Institution Hospice de Beaune. Und der Präsident des Bezirksrats der Côte-d’Or, François Sauvadet, wird zitiert: "Er war ein wahrer Kenner des Burgund und seiner Weine, deren Wertigkeit er durch seine Auktionen hochgehalten hat. Und seine Leidenschaft für das Hospize führte zur Modernisierung und damit zum Wohl der Kranken, während er nie vergas, das Weingut und das Museum zu fördern."

Antoine Jacquet wurde 64 Jahre alt. Er hinterlässt seine Frau und drei Kinder.

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