Australiens Weinindustrie jubelt den Jahrgang 2017 herbei

17.12.2016 - arthur.wirtzfeld

AUSTRALIEN (Adelaide) – In der südlichen Hemisphäre ist der Frühling vorbei und der Sommer steht an. Die Winzer in Australien können nun erstmals den kommenden Jahrgang einschätzen. Die Prognosen sind vielversprechend nun etwa drei Monate vor der anstehenden Ernte. Nach einem nassen Winter und kühlem Frühling erwarten die Erzeuger einen starken Jahrgang, hört man unisono, wenn auch die Ernte im Vergleich zum letzten Jahr wohl etwas später beginnen wird. 

 

Die Erntemenge des Jahrgangs 2016 war ziemlich gleichmäßig zwischen roten und weißen Trauben aufgeteilt. Mit einem Anstieg um 6 Prozent auf schätzungsweise 1,81 Millionen Tonnen erreichte Australien im internationalen Ländervergleich Platz fünf, hinter den ewig führenden Wein produzierenden Ländern Italien, Frankreich, Spanien und den USA. Zu diesem starken Ergebnis trägt vor allem die Weinproduktion in Südaustralien bei, die allein 51 Prozent der Erntemenge vereint und von wo etwa 75 Prozent der Premiumweine aus Down Under stammen. Hier im Barossa Valley, eines von 18 Weinregionen Australiens, sind Icon-Marken wie Penfolds, Jacob´s Creek und Wolf Blass beheimatet.

Die Einschätzungen der Winzer in SOUTH AUSTRALIA sind sehr hoffnungsvoll:

"Wir hatten eine gute Blüte. Alles ist im Lot. Wir haben eine ausreichende Bodenfeuchte, nach einem langen, nassen Winter. Der Frühling mit seinen kühlen Temperaturen hat zwar die Vegetation ein wenig gehemmt, aber jetzt im Sommer sehen wir uns auf der Zielgeraden", bringt Anthony Scholz, Winzer im Barossa Valley die Lage auf den Punkt. "Letztes Jahr war es zu heiß und zu trocken, sodass wir bewässern mussten. Dieses Jahr beginnt gerade der Oberboden zu trocken, 50 Zentimeter darunter ist es noch richtig nass. Wir werden vermutlich in der zweiten Märzwoche mit der Ernte beginnen, etwa drei Wochen später als letztes Jahr."

Eine weitere bekannte Weinregion Südaustraliens, wo erstklassige Weine geboren werden, ist das McLaren Vale. Hier bewirtschaftet Weinmacher James Hook seine Weinberge. "Ja, wir sind dieses Jahr der normalen Vegetation drei Wochen hinterher, vergleichbar wie den 1990er Jahren", resümiert Hook. "Sobald sich zum Ende des Frühlings das Wetter hin zur Wärme wandelte, entwickeln sich die Trauben sehr schnell. Ich schätze, dass wir durch die aktuell günstigen Bedingungen einen Monat in der Entwicklung aufgeholt haben und ich bin überzeugt, dass der 2017er Jahrgang den 2016er Jahrgang übertreffen wird."

Zu dieser Einschätzung für den Jahrgang 2017 kommt die gesamte Weinindustrie Australiens. Falls es jetzt im Sommer nicht noch zu einer anhaltenden Hitzewelle kommt, wird es beste Qualitäten geben. Momentan sagen die Meteorologen für die Weinregionen Australiens durchschnittliche Bedingungen vorher. Sofern dies eintrifft, werden Quantität und Qualität der Trauben gut ausfallen. Für den Verbraucher heißt dies, es wird genügend Wein geben, der zudem durchschnittliche bis hohe Qualität haben wird.

"Wir können festhalten, dass wir durch alle Weinregionen hindurch eine Konsistenz haben", sagt Colin Bell, Vorsitzender der Vereinigung australischer Winzer. "Eine jetzt absehbare späte Ernte ist uns sehr willkommen, denn im Herbst senken sich die durchschnittlichen Temperaturen und die Trauben entwickeln dann mehr Säure bilden frischere Aromen, vor allem für die Weißweine. Aber wir haben auch schlechte Nachrichten. Während die meisten Weinregionen einen guten Start in die Wachstumsperiode vermelden, wurden eine Reihe von Rebanlagen, vor allem im Riverland und Sunraysia, im November durch Hagelstürme verwüstet. Hier haben wir Verluste von circa 75.000 Tonnen an Erntemenge."

Und wie sind die Bedingungen in den weiteren Weinregion Australiens?

WEST AUSTRALIEN: Der Chardonnay ist einige Wochen in seiner Entwicklung zurück – die sich eher spät entwickelten Sorten ebenso. Dies ist dem kalten Frühjahr geschuldet. Die Kommissionierung wird aus heutiger Sicht frühestens Ende Februar beginnen und kann sich bis in den April hinziehen. Es wird trotz allem eine überdurchschnittliche Ernte erwartet.

NEW SOUTHS WALES: Auch hier haben die Winzer das Gefühl, dass sich alles ein wenig später entwickelt. Im Hunter Valley können die Winzer die nächsten vier bis sechs Wochen pausieren. Falls es trocken bleibt, wird es wohl ein glorreiches Jahr werden, wenn aber im Januar zu viel Regen fällt, wird es schwierig. Aber das ist eine Herausforderung, die für die Winzer dieser Weinregion nicht neu ist.

VIKTORIA & TASMANIEN: In diesen Regionen ist die Blütezeit teilweise beendet. Hier braucht die Vegetation noch bis zur endgültigen Reife der Trauben, die erst Ende März bzw. Anfang April erreicht werden wird. Eine späte Ernte wird auch hier die Stile der Weine beeinflussen. Ein Großteil der Ernte dieser Weinregionen geht in die Produktion von Schaumweinen. Einzige Furcht der Winzer ist daher eine anhaltende Hitze, die die Aromen gleichschalten könnte.

"Die nächsten sechs Wochen sind entscheidend für den Jahrgang 2017. Von heute aus betrachtet, können wir es uns gemütlich machen", sagt Colin Bell. "Was wir nicht brauchten, ist Nässe und was wir auch nicht brauchen, ist eine Hitzewelle. Außerdem sollte der Herbst nicht früh enden und in den Winter übergehen. Alles dies sind die einzigen Risiken, von denen wir hoffen, dass die nicht eintreffen." Laut Bell stieg der Durchschnittspreis für Weintrauben im Jahr 2016 um 14 Prozent auf 526 US-Dollar pro Tonne – damit erreichte er das höchste Niveau seit 2009. "Diese Entwicklung ist vielversprechend und belegt eine steigende Nachfrage, die wiederum auf eine gute Arbeit unserer Winzer zurückführt und diese belohnt", sagt Bell.