Champagner Obsession – Es prickelt in Australien

07.09.2016 - arthur.wirtzfeld

AUSTRALIEN (Sidney) – Der französische Getränkemulti Pernod Riccard hat jüngst sein Gesamtergebnis für das Geschäftsjahr Juni 2014/15 bekannt gegeben. Die erste Überraschung: ein starkes Wachstum im Export der Champagner ihrer Hausmarken Mumm und Perrier-Jouët nach Australien. Dies scheint ein Beweis zu sein für die Vorliebe der Australier nach den französischen Pricklern. Es schließt sich die Frage an: Haben die Australier Ihre Rivalität gegenüber den Franzosen nun begraben? Die Frage scheint berechtigt, denn in den letzten Jahren stürzten die Importe französischer Champagner nach Australien um die Hälfte ab.

 

Fakt ist: Die Australier tranken im Jahr 2015 über acht Millionen Flaschen Champagner, das entsprach einer Lieferung des französischen Schaumweins von 8,1 Millionen Flaschen mit einem Gesamtwert von 117 Millionen Euro. Damit ist Australien der siebtgrößte Exportmarkt für den Champagner, wie das Comité Interprofessionnel du vin de Champagne (CIVC) bestätigt. In der Quantität überholten die Australier damit Italien und erreichten nunmehr den sechsten Platz im internationalen Vergleich.

Doch die Australier sind sehr preisbewusst. Australien gehört weltweit zu den zehn Top-Märkten, wo die wenigsten Jahrgangs-Champagner, sondern vielmehr die sogenannten Non-Vintage-Champagner konsumiert werden. Am wenigsten wird in 'Down Under' Rosé und noch weniger Prestige Champagner konsumiert. Und das Interesse der Australier an 'Grower Champagner'* ist erstmals seit fast einem Jahrzehnt auf den Nullpunkt gesunken – gegenüber weltweitem Absatz von 19,5 Prozent. Nur 84 der rund 4.500 Grower-Produzenten finden in Australien einen bescheidenen Absatz für ihre Champagner. Diese Entwicklung dürfte im Kreis dieser Produzenten zu einer Krise führen. Denn nur noch ein Prozent aller Verkäufe von Champagner in Australien entfallen auf Grower Champagner. 

Damit scheint der australische Markt ein Spielfeld für die großen Champagner-Häuser zu werden – die Zahlen belegen dies jedenfalls. Was bleibt den Grower-Produzenten? Ihre größten Märkte sind laut CIVC Japan (Importe von 304 Erzeugern), gefolgt von den USA (Importe von 299 Erzeugern) und Großbritannien (Importe von 216 Erzeugern). Dennoch, die Grower Champagner, die im Schatten der großen, berühmten und etablierten Häuser produziert werden, sind eine dynamische und fesselnde Kategorie mit teils schönen, terrorigeprägten Qualitäten. Achten Sie auf die Etiketten. Ein Grower Champagner kann durch die Initialen RM (Récoltant-Manipulant) identifiziert werden.

*Grower Champagner sind Schaumweine – natürlich aus der Champagne stammend – aber die von Erzeugern selbst hergestellt werden, die nur Trauben aus ihren eigenen Weinbergen verwenden. Während die großen und berühmten Champagner-Häuser wie Mumm oder auch Perrier-Jouët nicht weniger als aus 80 verschiedenen Weinbergen stammende Trauben verwenden. Gegen diese Blends stehen die Erzeuger der Grower Champagner mit der Konzentration auf ihr eigenes Terror rund um ein begrenztes Gebiet eines Weindorfes oder einer eng begrenzten Weinlage. Heute gibt es knapp 19.000 unabhängige Traubenproduzenten in der Champagne, die fast 90 Prozent der Anbauflächen bewirtschaften und an die großen Champagner-Häuser abliefern. Dagegen stehen knapp 4.500 Erzeuger, die ihre Champagner ausschließlich aus eigenem Traubenmaterial keltern.