Chinas Weinmarkt auf dem Weg der Erholung

19.02.2016 - arthur.wirtzfeld

CHINA (Beijing) - Die Preissenkungen der letzten Jahre auf Chinas Weinmarkt werden auch in 2016 anhalten und der Einzelhandel wird weiter schrumpfen. Laut einer aktuellen Umfrage der Mintel Group Ltd, einem in London ansässigen und weltweit agierenden Marktforschungsinstituts, wird erst ab 2017 die Talfahrt des Weinmarktes überwunden sein. Bis zum Jahr 2020 sagt die Studie von Mintel eine gesunde Steigerung von fünf Prozent oder mehr vorher.

 

Zum Ende der ersten Dekade dieses Jahrhunderts wuchs der chinesische Weinmarkt im zweistelligen Bereich. Aber die extravagante Kampagne der Regierung in Beijing gegen Korruption traf den Vertrieb und die Einfuhr von Weinen auf das Härteste. Absatz und Import sanken rapide und erforderten eine Umstrukturierung des Handels und Preissenkungen waren die Folge. Heute, drei Jahre nach der verordneten Antikorruptionskampagne gibt es Anzeichen der Erholung. Die Preise haben sich stabilisiert, die Nachfrage steigt wieder an - der chinesische Weinmarkt atmet wieder auf.

Schon immer dominierte der Rotwein den Markt in China - Weißweine und Schaumweine hatten es bisher schwer. Seit 2010 hat der Rotwein 4,9 Prozent seines Absatzes eingebüßt, ein Rückgang, "… der in einem sich entwickelnden Markt noch als normal bezeichnet werden kann", heißt es in der aktuellen Studie von Mintel. Die Durchdringung des Rotweins mit 75 Prozent Marktanteil in China gegenüber allen anderen Alkoholika deutet auf die Vorlieben des chinesischen Konsumenten und auch darauf hin, dass Rotwein der Einstieg für die meisten Chinesen ist. In den globalen Märkten belegen trockene Weißweine 40 Prozent des Marktes. "Dieser Trend wird sich fortsetzen", heißt es in der Studie und diese sagt auch, "…dass Weißweine ihren Siegeszug in China noch vor sich haben". Neben den trockenen Weißweinen haben es auch Schaumweine, die global gesehen zu den gehobeneren Weinen gezählt werden, nicht leicht auf dem chinesischen Markt.

Eine Mintel-Studie aus dem Jahr 2011 besagte, dass die damals zehn meist verkauften Marken in China aus heimischer Produktion stammten und fast 26 Prozent des gesamten Weinmarktes ausmachten. Nach einer erneuten Marktanalyse von Mintel aus dem Jahr 2014 haben diese zehn meist verkauften Weinmarken nur noch einen Anteil von 14,3 Prozent am gesamten Weinmarkt. Die Analysten führen dies auf die Antikorruptionskampagne der Regierung zurück und auch auf importierte Weine, die ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis haben. Auch kleinere chinesische Produzenten hätten ihre Chancen genutzt, heißt es in der Studie.

Chinas große Weinproduzenten versuchen ihren Status zu stützen, indem Sie seit Beginn dieses Jahrzehnts Vermögenswerte im Ausland erwerben. Allen voran der in China führende, aber seit einigen Jahren defizitär wirkende Weinproduzent, die Yantai Changyu Pioneer Wine Co Ltd. Das Unternehmen kaufte eine 90-prozentige Beteiligung an Château Mirefleurs (Bordeaux), das zur Castel-Gruppe gehört, für 3,33 Millionen Euro. "Wir wollen zurück in die schwarzen Zahlen", sagt Sun Jian, stellvertretender CEO bei Changyu. "Der Anteilserwerb bei Mirefleurs war nicht unser letztes Investment außerhalb Chinas. Wir suchen weitere Möglichkeiten, uns bei Châteaux in Bordeaux oder anderswo in Frankreich zu beteiligen."

Die Studie von Mintel belegt außerdem, dass chinesische Konsumenten sehr wissbegierig sind und so viel wie möglich über Wein erfahren wollen. Dabei interessieren sie sich für die Herkunft, die Herstellung und auch sehr für die verschiedenen Geschmäcker. Insbesondere wollen sie die differierenden Aromen ergründen. Produzenten, die den chinesischen Markt erobern wollen, sollten diese Details auf ihren Etiketten aufnehmen, ist die Empfehlung von Mintel.