Weinregion Ningxia auf dem Weg zu einer Bordeaux-Klassifikation

Text: Arthur Wirtzfeld | Veröffentlicht: 4. März 2016

CHINA (Yinchuan) – In den letzten Jahren hat sich Ningxia – ein autonomes Gebiet des Volksstamms Hui im mittleren Norden der Volksrepublik (westlich von Beijing) - zu einer der führenden chinesischen Weinregionen entwickelt. Die dort produzierten Weine drängeln mittlerweile in den Vordergrund - eine Reihe von Medaillen beim Decanter World Wine Award belegen dies. Jüngst haben nun Beamte aus Ningxia Pläne für ein erstes Klassifizierungssystem angekündigt. Analog dem System der Châteaux in Bordeaux will Ningxia ein qualitätsorientiertes Bewertungssystem für die dortigen Weingüter umsetzen.

Das Für und Wieder

Erste Nachrichten über das Ansinnen einer Klassifizierung in Ningxia kursierten bereits im Jahr 2013 in der Weinszene. Damals löste die Nachricht eine hitzige Debatte im internationalen Weinhandel aus. Der Tenor der Kritik war, dass es viel zu früh und viel zu ehrgeizig sei, ein derartiges System für eine so junge Weinregion zu schaffen. Dagegen stellten sich die Behörden aus Ningxia auf den Standpunkt: "je früher, desto besser".

"Die Weinindustrie in Ningxia befindet sich in einem sehr frühen Stadium der Entwicklung. Jetzt schon ein so anspruchsvolles System zu installieren, kann auch unglaubwürdig erscheinen", wird Li Demei von der zentralen Weinbehörde in China in den chinesischen Medien zitiert. Dagegen halten die Beamten aus Ningxia, die argumentieren: "Die neue Verordnung kombiniert eine internationale Norm und die Realität in der Weinregion Ningxia."

Ningxia-Klassifikation

Und in der Tat sind die Regularien für eine "Bordeaux-Klassifizierung" in Ningxia schon formuliert. Eine Klassifizierung der Weingüter beinhaltet die Vielfalt der Rebsorten, die wiederum einzeln gesehen im gleichen Block mindestens zu 90 Prozent identisch sein müssen. Die Ausbeute der Ernte wurde definiert auf 500 bis maximal 800 Kilogramm per 'Mu' (altes chinesisches Flächenmaß) - dies bedeutet: sieben bis maximal elf Tonnen pro Hektar beziehungsweise 54 bis maximal 85 Hektoliter pro Hektar. Alle zwei Jahre wird ein Ausschuss, bestehend aus Oenologen, Weinkritikern, Experten aus dem Handel und freien Weinfachleuten, die Regularien überprüfen und die Klassifizierung bestätigen, abwerten oder aufwerten. Den erlangten Status dürfen die klassifizierten Weingüter auf den Etiketten führen. Sobald ein Weingut den obersten Status Premier Cru erreicht, bleibt dieser vorerst eingefroren und wird erst nach zehn Jahren wieder geprüft.

Setzt sich Ningxia mit dieser ehrgeizigen Klassifizierung durch, so wird dies, jedenfalls in China, eine Blaupause für alle weiteren aufstrebenden Weinregionen des Landes sein. Wie der internationale Handel und letztlich die Verbraucher darauf reagieren werden, wird in der Weinwelt mit Spannung verfolgt werden.