Schlechte Nachrichten für betrogene Kunden von Premier Cru

24.02.2016 - arthur.wirtzfeld

USA (Kalifornien) - Am 8. Februar hat John Fox, Präsident von Premier Cru, seine persönliche Insolvenz beim gleichen Gericht eingereicht, das auch seit exakt vier Wochen sich um die Vorwürfe des Betrugs seines Unternehmens kümmert. Noch gegen Ende Januar hat Fox sein in toskanischem Stil erbautes Anwesen in Alamo (Kalifornien) für 3,2 Millionen US-Dollar verkauft. Die Staatsanwaltschaft hat mittlerweile Vermögen und Schulden erfasst. Demnach verfügt Fox zurzeit lediglich über maximal 50.000 US-Dollar an Vermögen - hat aber dagegen mit seiner Firma bis zu 100 Millionen US-Dollar an Verbindlichkeiten, sprich Schulden, aufgebaut. Die Liste der Verbindlichkeiten verzeichnet 9.000 Gläubiger, von denen fast alle Weine gekauft, aber keine Lieferung erhalten haben.

 

Premier Cru hatte sich auf den En Primeur Verkauf von Weinen spezialisiert. Abgesehen von günstigen Preisen zielte das System von Fox darauf ab, Gelder zu erhalten und erst später die Weine zu liefern. Die scheinbar attraktiven Spekulationen veranlassten Weinliebhaber und Weinsammler zu teilweise riskanten Vorbestellungen. Nachdem eine Gruppe von elf Kunden nervös wurde, weil zugesagte Lieferungen ausblieben, reichten diese im Herbst letzten Jahres Klage beim Bundesgericht in Kalifornien ein. Am 10. Dezember schloss Premier Cru ohne Vorwarnung den Handel und das Geschäft in Berkeley. Premier Cru verzeichnete zu diesem Zeitpunkt einen Warenwert von 6,8 Millionen gegenüber 70 Millionen US-Dollar an Schulden.

"Wenn Permier Cru die eingezahlten Gelder der Kunden für den Wareneinkauf genommen hätte, dann würde das Bestandsvermögen von 70 Millionen die Schulden ausgleichen. Wir fragen uns nun, wo sind die 63,2 Millionen geblieben? Etwa auf den Cayman Inseln?", wird ein Anwalt der Gläubiger zitiert. Michael Kasolas, Konkursverwalter von Premier Cru, bestätigt die Zusammenarbeit mit dem FBI. Über 35.000 Flaschen hat er im Lager von Premier Cru erfasst. Die meisten davon seien freies Inventar, nur in einem getrennten Abschnitt würden Weinkartons lagern, deren Bestellung bereits bezahlt und mit den Adressen der Käufer beschriftet wären. Kasolas sagt, dass er beabsichtige, alle Weine zu verkaufen, egal ob diese einzelnen Gläubigern zugewiesen werden können oder nicht.

Gegen das Ansinnen des Konkursverwalters stellt sich der Vorsitzende Richter William Lafferty, der die heikle Frage des Eigentums entscheiden muss. "Wir haben 9.000 Menschen, die noch nie mit einem Konkursgericht zu tun hatten. Alles was diese Menschen wissen, ist, dass sie Permier Cru den Kaufpreis ihrer Bestellung überwiesen haben und sie denken nun, dass sie kommen können, um ihre Weine abzuholen. Ich werde nicht wie ein Bulldozer die Gläubiger niederwalzen. Das Ansinnen des Konkursverwalters werde ich nicht zulassen", wird Richter Lafferty zitiert.

Kasolas schlägt einlenkend vor, online einen Raum für Dokumente zu schaffen, zu dem alle Gläubiger Zugang haben. Jeder soll dort die Unterlagen seiner Bestellung hinterlegen können. Für die aufwendige Verwaltung der Pleite von Premier Cru veranschlagt Kasolas 25.000 US-Dollar monatlich. Diese sich aufsummierenden Kosten sollen durch den Verkauf der im Lager befindlichen Weine gedeckt werden. Schlecht für die Gläubiger, wenn kaum noch was übrig bleibt - sie haben letztlich das Nachsehen. Um die Beschwerden und Forderungen der Gläubiger möglichst rasch bearbeiten zu können, hat das FBI nun eine E-Mail-Adresse eingerichtet: premiercru.complaints@ic.fbi.gov - hier können Gläubiger ihre Ansprüche anmelden und erhalten auch Tipps für das weitere Vorgehen.