Südafrika 2016: Kleinbeerig, fruchtig, säurearm

03.08.2016 - arthur.wirtzfeld

SÜDAFRIKA (Kapstadt) - Die Winzer der Anbauzonen am Kap hatten in diesem Weinjahr mit übermäßiger Hitze, rekordverdächtiger Dürre und Waldbränden zu tun. Jetzt steht fest: der Jahrgang 2016 wird daher als einer der wildesten in die Weingeschichte Südafrikas eingehen. Die Winzer berichteten von Schwierigkeiten, die Verhältnisse zwischen Zucker und phenolischer Reife in Einklang zu bringen. Außerdem führte Kleinbeerigkeit zu geringen Erträgen. Um das ganze Dilemma noch abzurunden, verbreiteten verheerende Waldbrände vor allem in den Weinbauzonen um Simonsberg (Stellenbosch) und Elgin reines Chaos während der Erntephase.

 

Durch diese unnormalen Bedingungen waren die Nächte im vergangenen südafrikanischen Sommer viel zu warm. Die fehlende Kühle führte demnach zu hohen ph-Werten und niedriger Säure. Zudem konnte auf ein Ausreifen der Trauben vielerorts nicht gewartet werden, sodass die Ernte unter immensem Druck ablief. Die Winzer berichten von einer der heißesten Ernten in Südafrika und davon, dass die kleinen Beeren zwar zu einer erhöhten Fruchtkonzentration führen – einhergehend mit niedrigen Erträgen – aber die fehlende Reife und Säure zu einer anstrengenden und sorgfältigen Selektion zwang.

Die Überschrift 'Viel Frucht vs. wenig Säure' könnte das Weinjahr beschreiben. Dies bedingte eine sorgfältige Weinbereitung, um ein Gleichgewicht zu erhalten. Die Kleinbeerigkeit ist grundsätzlich nicht tragisch – hieraus können Weine mit einer guten Konzentration entstehen. Aber dies erfordert eine vorsichtige und behutsame Kellerarbeit, um das elegante Profil südafrikanischer Weine zu erhalten. Einzig vorteilhaft war in den südafrikanischen Weinregionen, dass der berüchtigte Südostwind, bekannt als 'Cape Doctor', dieses Vegetationsjahr während der Wachstums- und beginnenden Reifeperiode ausblieb. Somit hatten die Trauben keinen zusätzlichen Stress. Letztlich sind über alle Anbauzonen gesehen, unterschiedlich gereifte Trauben geerntet worden.

Nicht nur in Zonen, wo eine Bewässerung der Rebflächen generell schwierig ist, begann die Ernte bis zu drei Wochen früher als gewohnt und das bei extremer Hitze. Generell war das geerntete Traubenmaterial gesund. Über alles gesehen wurden Einbußen von bis zu 40 Prozent – im Swartland durch die dort extremen Bedingungen sogar zu 60 Prozent gegenüber normalen Erntemengen verzeichnet. Auch in den kühleren Anbauzonen Südafrikas waren die natürlichen Bedingungen durch Hitze und Trockenheit ungewöhnlich und der Entwicklung der Trauben nicht zuträglich. Auch hier fielen die Säurewerte in den Keller und die phenolische Reife hinkte dem normalen Zeitplan hinterher. Im Keller war eine behutsame und ausgleichende Behandlung der Traubensäfte angesagt, um sanfte Tannine und eine Balance zwischen Reinheit und Frucht zu gewährleisten. 

Rückblickend sagen die Winzer Südafrikas heute, dass viel darauf ankam, wann die Trauben geerntet wurden, denn dies werde einen Einfluß auf den Stil der Weine haben. Alles in allem also ein schwieriger und ungewöhnlicher Jahrgang 2016, der die südafrikanischen Winzer in der Weinbergsarbeit und in der Weinbereitung auf besondere Weise herausgefordert hat. Wie dem auch sei – dies erfüllt uns mit Spannung, denn unter solchen Bedingungen können ganz besondere Qualitäten entstehen.