Weinbetrug in Höhe von 45 Millionen Dollar nachgewiesen

20.08.2016 - arthur.wirtzfeld

USA (Kalifornien) - Im Januar dieses Jahres berichteten wir erstmals über die Probleme des kalifornischen Weinhändlers Permier Cru ("Weininvestment Premier Cru in argen Nöten") und im Februar folgte ein weiterer Beitrag zum vorläufigen Höhepunkt des Betrugs an den Kunden. Der Eigner von Permier Cru, John Fox, rettete sich damals in die Insolvenz, um seinen Gläubigern zu entgehen, wie amerikanischen Medien vermuteten ("Schlechte Nachrichten für betrogene Kunden von Premier Cru").

 

Mittlerweile haben Staatsanwaltschaft und das Gericht konstatiert, dass das Unternehmen nicht nur betrügerisch geführt wurde, sondern das Fox und seine Mannschaft auch korrupt gehandelt haben. Die Untersuchungen des FBI haben einen Betrug an den Kunden in Höhe von 45 Millionen US-Dollar nachgewiesen. Demnach hat Fox über viele Jahre in die eigene Tasche gewirtschaftet und zudem 70 Millionen US-Dollar an Schulden angehäuft sowie sieben Millionen US-Dollar an Vermögenswerten veruntreut. Fox droht jetzt eine langjährige Haftstrafe und er muss zudem für die Rückzahlung der Werte geradestehen.

Premier Cru nahm über Jahre immer neue Weininvestments an, investierte aber nicht die Gelder in den Kauf der bestellten Weine, sondern befriedigte damit – allerdings auch zumeist unzureichend – die Aufträge früherer Investments. Die meisten Gelder zweigte Fox für sich selbst ab. Um dies zu verschleiern, benutzte Fox falsche Namen und gefälschte Dokumente und deponierte die Gelder auf Konten mehrerer Banken. Währenddessen pflegte Fox einen überaus extravaganten Lebensstil. Im San Francisco Chronicle ist zu lesen, dass Fox einen Fuhrpark von Luxuslimousinen und Sportwagen unterhielt, ein beeindruckendes Anwesen in Alamo im Norden der Bucht von San Francisco bewohnte und annähernd eine Million US-Dollar für Frauen ausgab, die er per Internet kontaktierte.

Sein Weininvestment gründete Fox im Jahr 1980. Geschäftszweck war, den Reichen Kaliforniens einen exklusiven Zugang zu erlesenen Weinen vor allem aus Bordeaux und Burgund zu bieten. Er nutzte dazu das System des En-Primeur – seine Kunden orderten und bezahlten die Weine längst, bevor diese in die USA verschifft wurden. Hierin lag auch die Versuchung, der Fox sich hingab. Er verfügte über ein immenses finanzielles Portfolio, dass, so weiß man heute, von ihm für eigene Zwecke verwendet wurde, anstatt die edlen Tropfen wirklich in Frankreich oder in Italien zu kaufen. Dass sich dieses betrügerische System so lange halten konnte, verwundert heute die Weinszene wie die amerikanischen Behörden gleichermaßen.

Im Jahr 2011 ließ John Fox zusammen mit seinem Kompagnon Hector Ortega eine neue exklusive Niederlassung bauen. Dazu beauftragte er einen bekannten Architekten, der aus dem Vollen schöpfen durfte. Mit 29.000 Quadratmetern, mit edlen Hölzern getäfelten Wänden, die Gobelins schmückten, und einer technischen Ausstattung vom Feinsten, eröffneten Fox und Ortega das bis dahin edelste Weindepot und Verkaufsgeschäft in Kalifornien. Laut der Initiative WineFraud.com hatte Fox Top-Finanziers für dieses Projekt gewinnen können, darunter Adebayo Ongolesi (Direktor bei Goldman Sachs) und auch Arthur Patterson (früherer Investor bei Facebook).

Letztlich zu Fall brachten Premier Cru die eigenen Kunden, die über Jahre vergebens auf ihre Weine warteten, die sie bestellt, vorab komplett bezahlt, aber nie erhalten hatten. "Seine Kunden müssen ihm einen sehr großen Vertrauensvorsprung gegeben haben", fassen es amerikanische Medien zusammen. Seine Machenschaften versteckte Fox hinter E-Mail-Kampagnen und im Online-Verkauf. So konnte Fox den Schein lange Zeit wahren, während sein persönlicher Wohlstand extrem wuchs. Trotz zahlreicher Klagen hat es erstaunlich lange gedauert, bis das betrügerische "System Premier Cru" aufgedeckt und nachgewiesen werden konnte.