Pennsylvania nach Legalisation des Weinhandels

Text: Arthur Wirtzfeld | 8. Juli 2016

USA (Pennsylvania) – Woran keiner geglaubt hat ist nun bereits erprobte Realität. Tom Wolf, Demokrat und Gouverneur des US-Staates Pennsylvania, ist einen historischen Schritt gegangen und hat das wohl größte staatliche Alkoholmonopol der USA größtenteils privatisiert. Das weit reichende Legat legalisiert den Verkauf von Wein im Einzelhandel. Es ermöglicht Hotels und Restaurants Weine für den Ausschank selbst zu kaufen. Es erlaubt Casinos 24 Stunden am Tag, Weine auszuschenken. Es erweitert die Befugnisse des staatlichen Pennsylvania Liquor Control Board (PLCB) hinsichtlich des Imports ausländischer Weine. Und es ermöglicht dem Handel, der Gastronomie und den Verbrauchern Wein frei zu erwerben und pro Jahr bis zu 420 Flaschen Wein pro Erzeuger im eigenen Keller zu lagern. Die Gesetzgebung trat am 8. August 2016 in Kraft.

Endlich frei

Die Verbraucher im US-Staat Pennsylvania, die durch die bis dahin geltende Regelung benachteiligt wurden, nutzen nach anfänglichem Zögern nun sehr gerne die legale Gelegenheit, Weine in Supermärkten zu kaufen oder sich von überall aus den USA Weine von Kellereien oder von kleinen Produzenten zu erwerben und sich nach Hause schicken zu lassen. Damit sind die Gesetze der Prohibition, die bis dahin gewirkt hatten, passé. Auch die Kontrolle durch die PCLB wurde damit weitgehend aufgehoben.

Seit mehr als 80 Jahren wurde in Pennsylvania der Verkauf von Wein und Spirituosen durch die PLCB gesteuert und kontrolliert, auch mit der Maßgabe, dass nur die von der PLCB freigegebenen Marken konsumiert werden konnten. Laut jüngster Erhebung rangiert der Weinmarkt in Pennsylvania auf Rang zwölf der US-Staaten mit einem Umsatz von über 885 Millionen US-Dollar (bezogen auf das Geschäftsjahr 2014/15). Pennsylvania gehörte bis August 2016 zu den größten US-Staaten, in denen freier Weinhandel und das Lagern von Wein verboten war. Nun ist es der 43. US-Staat, wo die Handelsbeschränkungen für Wein und Spirituosen gefallen sind.

Halber Sieg

"Die neue moderne Gesetzgebung für den Handel mit Wein und Spirituosen gibt den Verbrauchern die Möglichkeit, Alkoholika frei zu konsumieren", sagt Gouverneur Wolf in einer Erklärung zur Einführung des Gesetzes. "Wie ich schon immer gesagt habe, war es mein Ziel, den Handel mit Alkohol in Pennsylvania den heutigen Anforderungen anzugleichen und die Zufriedenheit der Menschen in unserem Staat zu gewährleisten. Dem hat der Senat zugestimmt." 

Zwar wird die staatliche Kontrolle des Alkoholkonsums und des Handels mit Wein und Bier durch dieses Gesetz merklich gelockert beziehungsweise sogar aufgehoben, dennoch bleibt die Kontrolle über Spirituosen bei der PLCB – dies vor allem zum Ärger des Handels. Denn die Umsätze mit Spirituosen im Vorjahr betrugen in Pennsylvania über 1,22 Milliarden US-Dollar. Diese Einnahmequelle freizugeben hat Gouverneur Wolf im Senat allerdings nicht durchsetzen können.

"Wir sind letztlich glücklich über die Modernisierung des Alkoholgesetzes", sagt David Wojnar, Vizepräsident des Distilled Spirits Council. "Die Aufhebung der antiquierten Gesetze und die merklich reduzierte Kontrolle des Handels durch die PLCB kommt einem Geniestreich gleich. Die Verbraucher, Gastronomie und Handel sind nun eines Zwanges befreit. Und das ist mehr als zu begrüßen."