Wine2Wine-Business-Forum in Italien

Italiens Weinwirtschaft auf dem Weg in die Zukunft

07.02.2017 - arthur.wirtzfeld

ITALIEN (Verona) – Ende letzten Jahres folgten 1.600 Teilnehmer, darunter Weinproduzenten, Marketing- und Vertriebsmitarbeiter sowie der Handel (Im- und Export) der italienischen Weinbranche dem Aufruf der VinItaly zu deren Wine2Wine-Businessforum. Auf der Agenda standen Themen wie Weinbautechnik, aber auch digitale Trends bis hin zum Neuromarketing. Wer Italien kennt, der weiß, dass dies ein Land ist, in dem Individualismus großgeschrieben wird und eines gibt es dort selten – Konsens. Vor allem ist man sich in Bella Italia oftmals uneinig, wenn es um komplizierte und, sagen wir es offen, um verrückte Regeln geht, die Weine und ihre Klassifizierungen per IGT, DOC und DOCG reglementieren.

 

In einem Detail ist die italienische Weinbranche aber innig verbrüdert – es ist der stets präsente Handel mit eigenen Weinen auf den größten Märkten der Welt. Zu diesen Absatzmärkten gehören die USA, Italiens größter Exportmarkt und in Zukunft China, das Eldorado, so die Hoffnung. Doch die asiatischen Märkte blieben ein Randthema dieses Forums. Was in den USA so wichtig ist, das konnten die Teilnehmer in einem Seminar erfahren. Weinimporteur Giuseppe Lo Cascio, Markenmanager bei The Winebow Group, einer der großen Importeure italienischer Weine in die USA, erläuterte die Ausfuhr nach Übersee und die komplexen Vertriebssysteme in den US-Staaten.

Lo Cassio berichtete auch von einer Polarisierung der US-Distributoren, die immer größer werden. Aber diese Polarisierung schaffe auch Nischen für kleinere Händler, die sich auf Produzenten weniger bekannter Weinregionen und Rebsorten konzentrieren würden. "Die Stärken des italienischen Weins sind seine heimischen Sorten", referierte Lo Cassio, der zwar in New York geboren, aber in Palermo aufgewachsen ist. "Die Franzosen verkaufen zu höheren Preisen, aber der Reichtum Italiens liegt in einer unglaublichen Anzahl von Sorten. Und die müssen bekannt gemacht werden."

Vor allem die Weine von den Inseln Sardinien und Sizilien sowie die Weine aus dem Süden Italiens hätten den Konsumenten viel zu bieten, aber sie wären eben nicht bekannt. Als Beispiel nannte Lo Cassio die Anstrengungen in Siziliens Qualitätsstrebens hinsichtlich der dortigen Rebsorte Grillo. Sortenreine Weine aus Trauben dieser Rebe haben zumeist eine blassgelbe Farbe, sie sind extrakt- und alkoholreich, werden aber zumeist mit den Sorten Catarratto Bianco Comune, Catarratto Bianco Lucido und Inzolia verschnitten. "Grillo ist eine der am meisten gepflanzten Sorten im Westen Siziliens, aber wenn auf Qualität geachtet wird, dann kommen Weine hervor, die ausgeglichen, elegant sowie sehr charmant sind - und sie stehen zu Verfügung", erläuterte Lo Cassio.

Ein anderes Thema machte während des zweitägigen Forums die Runde: Die US-Millennials. Viel wurde darüber diskutiert, wie diese weinaffinen jungen Leute und über welche Kanäle erreichbar wären. Über soziale Netzwerke war die einhellige Antwort, doch viele Traditionalisten sind vorsichtig mit diesem Medium. "Mit feinen Weinen bewegen wir uns immer noch in den Spähren der alten Marktwirtschaft", erklärte Giovanni Geddes da Filicaja, langjähriger CEO von Frescobaldi und bei der Tenuta dell´Ornellaia. "Mit Weinen dieser Marken verfolgen wir grundsätzlich die Formel der Exklusivität. Aber natürlich können wir uns der digitalen Welt nicht verschließen, aber es sollte behutsam angegangen werden."

Wie nicht anders zu erwarten wurde viel diskutiert, es gab umfangreiche Informationen, Trends wurden aufgezeigt und neue Absatzwege besprochen. In zwei Punkten herrschte Konsens – es geht nur über Qualität und die Vielfalt der Rebsorten sind der Schlüssel für die Zukunft der Weinnation Italien. Dass sich Visionen auch eintrüben könnten – insbesondere hinsichtlich dem Fokus der italienischen Weinindustrie auf den US-Markt – war während des Forums alledings kein Thema. Wie auch, denn wer konnte schon vorhersehen was nach Amtsantritt des 45. US-Präsidenten geschieht. Heute wissen wir, dass sich nicht nur Italiens Weinindustrie warm anziehen muss, falls Trump auch die Protektion der US-Weine entdeckt.