Weinwirtschaft: Tendenz ist steigend

Weltweiter Weinmarkt: Wachstum, Trends und Prognosen

23.01.2017 - arthur.wirtzfeld

Eine Analyse der MRS Research Group* hinsichtlich des globalen Weinmarktes für den Zeitraum 2016 bis 2022 und somit dessen Zukunft bringt neben den weltweit vernetzten Global Playern der Weinindustrie und deren positiver Entwicklung auch Hoffnung für die "kleinen" Winzer der traditionellen Weinnationen. Hier lesen Sie eine Zusammenfassung der Prognosen, die eine umfassende Sicht auf Marktdynamik und Marktrestriktionen, Wettbewerb und Marketing hinsichtlich der Zukunftsmärkte für Wein auf dem Globus behandelt.

 

Derzeit wird der weltweite Weinmarkt auf etwas über 285 Milliarden Euro geschätzt und soll sich mit einer jährlichen Wachstumsrate von 3,4 Prozent bis zum Jahr 2022 auf über 356 Milliarden Euro erweitern. Ein riesiger Markt, weitgehend dominiert von den Weinnationen in Europa und Nordamerika. Der Schlagworte sind viele – hier ein Auszug: Die USA, Italien, Frankreich und Spanien sind die größten Produzenten und gleichzeitig auch die größten Konsumenten von Wein. Im internationalen Handel hat die Europäische Union einen Anteil von über 50 Prozent. Die Produktion entfällt dabei weltweit auf eine Million kleine und große Winzer. Die französischen Produzenten halten dabei den Höchstwert von rund 84 Prozent der bekanntesten Marken. Global gesehen steigt weltweit die Nachfrage nach Wein, auch in den weniger traditionellen Märkten.

Worin ist die Steigerung des Konsums begründet? Dies liegt vornehmlich an den veränderten Lebensstilen und Konsumgewohnheiten, an der raschen Urbanisierung, an den hohen verfügbaren Einkommen und steigenden Vorlieben dieser Gruppen, Weinprodukte im Alltag, aber auch zu sozialen Feiern zu konsumieren. Abgesehen davon gewinnt Wein, symbolisiert mit erfolgreichem Lebensstil, weltweit an Beliebtheit. Dagegen stehen Besteuerung, Importschranken und gesetzliche Regelungen durch die Regierungen der Länder, die ein Hindernis für das Wachstum des Weinkonsums schaffen. Dieses Manko lässt sich zum Teil ausgleichen durch genutzte Chancen, innovative Weinprodukte mit unterschiedlichen Geschmacksrichtungen gerade auf den weniger traditionellen Weinmärkten zu lancieren. 

Schauen wir uns die Segmentierung des weltweiten Weinmarktes an: Den globalen Markt teilt die MRS Research Group in fünf Kategorien auf – nach Geschmack, nach Weinstil, nach Farbe, nach Weinqualität und nach der Geografie. Im Geschmack kann Wein generell in trocken, halbtrocken und in aufsteigenden Stufen in süß eingeteilt werden. Die Weinstile reichen von Stillwein über Schaumwein bis Dessertwein, wobei sich diese unterteilen in Weißwein, Rotwein, Roséwein, Perlwein, Schaumwein, edelsüßer Wein und Likörwein. Bezüglich der Farbe haben wir Weißwein, Roséwein und Rotwein – dieses Trio vereint auch den wichtigsten und größten Anteil des weltweiten Konsums. Die Bereiche unterteilen sich grob in Bulkwein und Qualitätswein – Letzterer wird in den jeweiligen Weinnationen in unterschiedlichen Stufen produziert. Die Geografie wird von der alten Weinwelt angeführt, angefangen von Frankreich, Italien und Spanien. Die Neue Weinwelt ist aber längst aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht. Die Weinländer USA, Argentinien, Chile, Südafrika, Australien und Neuseeland holen auf. Die Kategorie, der laut Analysten der MSR Research Group der höchste Zuwachs prognostiziert wird, ist der Schaumwein. Dies insbesondere, weil Schaumweine nicht nur im Bereich von sozialen Feiern stetig zulegen, sondern auch, weil diese Prickler mehr und mehr auch zu Speisen konsumiert werden.

Italien, Spanien und Frankreich vereinen die Hälfte der weltweiten Weinproduktion. Aber sie sind nicht nur Marktführer in der Produktion, sondern auch im Konsum. Ihnen auf dem Fuß folgt Nordamerika, als Produzent wie auch als Konsument. Hier haben die Konsumenten Frankreich im Pro-Kopf-Verbrauch bereits übertroffen, der durchschnittliche jährliche Konsum liegt derzeit bei über zwölf Litern pro Person. In Südamerika sind Argentinien und Chile die wichtigsten Produzenten und Konsumenten von Wein.

Die Region Asien-Pazifik ist der am schnellsten wachsende Markt für den Weinkonsum. Dies beruht vornehmlich auf der dortigen Adoption der westlichen Kultur und des westlichen Lebensstils. Ganze Bevölkerungsgruppen, vor allem die wachsende Mittelschicht dieser Regionen, steigern ihren Weinkonsum mittlerweile nicht nur in Restaurants, sondern mehr und mehr im heimischen Bereich. Zu den Boom-Ländern gehören China, Japan und Indien – es sind die größten Zukunftsmärkte weltweit und der Fokus der alten Weinländer liegt auf ihnen. In Afrika wächst der Konsum viel langsamer, aber er nimmt dennoch zu. Hier liegt der größte Weinmarkt eindeutig in Südafrika.

Wen wundert es, dass der Wettbewerb auf dem globalen Weinmarkt großgeschrieben wird. Dies vor allem in den sich immer weiter entwickelnden Ländern Nordamerikas und Europas. Die Globalisierung spielt dort mit hinein, aber auch die nicht nachlassende Nachfrage nach heimischen wie ausländischen Weinen. Das Erreichen des Marktanteils von 43 Prozent des weltweiten Verbrauchs in den nicht traditionellen Weinländern begründet sich auf einer dort lebenden großen Bevölkerung und deren wachsendem Zuspruch zum Wein. Alle großen Erzeuger der alten Weinwelt stellen sich nach und nach auf eine enorme Nachfrage aus diesen Regionen ein, zumeist sind sie bereits vor Ort und versuchen sich Marktanteile zu sichern.

Das Fazit der MRS Research Group: Die Ausweitung der Produkte, innovative Verpackungen, aromatisierte Weine, riesige und kostspielige Anstrengungen im Marketing, einhergehend mit Fusionen und Übernahmen bilden die Geschäftsstrategie der Zukunft, um dem zu erwartenden enormen Wachstum im globalen Weinmarkt gerecht zu werden. Na dann, "bonne chance". 

*MRS Research Group ist eine amerikanische Forschungsgruppe mit Hauptsitz in Deerfield (Florida), die eine Reihe von Marketing- und Geschäftslösungen branchenübergreifend und global anbietet. Spezialisiert ist das weltweit vernetzte und agierende Team auf mehr als 30 Branchen, darunter Energie, neue Materialen, Transport, tägliche Konsumgüter und Getränke.