Boule-Kugeln

Beaujolais in Sorge um die Ernte

Text: Arthur Wirtzfeld | Veröffentlicht: 5. September 2019


FRANKREICH (Paris) – Frankreichs Weinproduktion wird dieses Jahr voraussichtlich um zwölf Prozent geringer ausfallen als im Vorjahr. Frost im Frühling und Hitzewellen im Sommer hätten den Weingütern im ganzen Land hart zugesetzt, erklärte das Landwirtschaftsministerium. Insgesamt wird eine Weinproduktion von 43,4 Millionen Hektolitern erwartet. Im Vergleich zum Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre wäre das ein Minus von vier Prozent. Im vergangenen Jahr waren es 49,4 Millionen Hektoliter.

Große Teile Frankreichs waren im Frühjahr von Kälteeinbrüchen heimgesucht worden, die junge Trauben zerstörten oder in ihrem Wachstum hemmten. Im späten Juli sorgten Hitzewellen mit örtlichen Temperaturen von über 40 Grad für das Ausdörren der Trauben am Rebstock, insbesondere im Süden, aber auch im Beaujolais. Einer Pressemeldung der Inter Beaujolais ist zu entnehmen, dass eine um 25 Prozent geminderte Ernte erwartet wird. Noch in 2018 sei die Ernte mit 800.000 Hektoliter gut gewesen, für dieses Jahr werden maximal 600.000 Hektoliter erwartet.

Hagelkörner so gross wie Boule-Kugeln

Grund für die gedämpften Erwartungen gerade im Beaujolais sind vor allem extreme klimatische Ereignisse. Die Regenfluten nehmen hier überhand, der heftige Hagelsturm am 18. August entlang eines Korridors, diagonal über die Appellation hinweg, „mit Körnern so groß wie Boule-Kugeln hätten ganzen Rebzeilen den Rest gegeben.“ Als sei das nicht Stress genug, nehmen die Hitzeperioden gerade im Inland zu – „Tage mit 40 Grad und darüber seien keine Seltenheit mehr“, berichtet die Inter Beaujolais. Außerdem litt man in der Region schon in 2018 und auch in diesem Jahr unter Dürreperioden. „All dies hätte nichts mehr mit normalem Wetter zu tun.“

Bei solchen Bedingungen muss schon bei der Ernte und später vor dem Keltern „äusserst penibel sortiert“ werden, so die Empfehlung der Inter Beaujolais. Man müsse sich von der Traubenqualität „überraschen lassen“, heisst es in der Pressemeldung weiter. Auf Qualitätsebene sei man durchaus „optimistisch“. Für die letzte Reifephase wünscht man sich möglichst normale Bedingungen, die Wettererwartungen laut Meteorologen wären „nicht schlecht“. Die durchschnittlichen Verluste der Region schätzt die Inter Beaujolais auf 20 bis 50 Prozent.

Desaster in Les Perres Dorées

Besonders getroffen hat es die Region um Les Perres Dorées. Hier werden nach dem letzten Hagelsturm in Kombination mit den Frost- und Hitzeschäden Verluste von 50 bis 80 Prozent gemeldet. Die Winzer dieser Region, deren Rebflächen dieses Jahr viermal von Stürmen getroffen wurden, werden wohl nur ein Viertel bis maximal ein Drittel der normalen Ernte in die Keller bringen können – was zu Versorgungsengpässen führen wird, vereinzelt auch Existenzen gefährden kann.

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