Toter Markt

Zölle lassen US-Weinimporte in China einbrechen

Text: Arthur Wirtzfeld | Veröffentlicht: 20. Jui 2019


CHINA (Beijing) – Winzer aus Kalifornien, Oregon und anderswo in den Staaten erleben während den Zeiten des Handelsstreits zwischen den USA und China eine Achterbahnfahrt. Noch zur Mitte dieser Dekade war alles in Ordnung – US-Weine fanden in China immer mehr Zuspruch, die Anzahl der Importeure wuchs. Doch seit Donald Trump bestehende internationale Handelsverträge auflöst, um sein Credo „Amerika first“ zu verwirklichen, ist nichts mehr, wie es vorher war. Die US-Weinindustrie fürchtet um weitere Einbrüche, gerade auf dem boomenden Weinmarkt in China. Ein wesentliches Detail, worauf sich ihre Sorge begründet, sind die Strafzölle, die China eingeführt hat. Letztmalig am 1. Juni hat China zusätzliche 15 Prozent Zölle auf Weinimporte aus den USA eingeführt. Erst im April 2018 hatte China bestehende Zölle auf Weinimporte aus den USA um 15 Prozent und im darauffolgenden September um weitere zehn Prozent erhöht. Laut dem Wine Institut of California beträgt der Zollsatz aktuell 93 (i.W. dreiundneunzig) Prozent.

Rabatte sind zwecklos – Margen gleich null

„Zölle in dieser Höhe machen es uns unmöglich, weiterhin Weine nach China zu exportieren. Ein Wettbewerb kann so nicht aufrechterhalten werden. Für die US-Winzer ist das nicht akzeptabel“, so ein Sprecher des Instituts. „Schon die Zölle, die in 2018 neu erhoben wurden, haben unsere Exporte stark dezimiert. Jeder der exportiert oder importiert weiss, was auch nur ein Prozent rauf oder runter bewirken kann. Der aktuelle Zollsatz ist eine Reise ohne Rückkehr, denn unsere Importeure in China haben nun auch keine Möglichkeit mehr, mit Rabatten die Preise auf einem erträglichen Niveau zu halten.“

Unabhängig der Zollproblematik befindet sich Chinas Weinhandel, insbesondere die Branche der Importeure im Wandel. Viele Unternehmen, die noch vor 10 Jahren hohe Gewinne einfuhren, müssen oder haben schon geschlossen. Der chinesische Konsument ist nicht mehr bereit, jeden Preis zu akzeptieren. Parallel sinken die Margen rapide. Das merken vor allen die Weinindustrien in Europa und den USA, die keine Freihandelsabkommen mit China unterhalten, so wie es beispielsweise Australien, Neuseeland, Chile und Argentinien vormachen. Ausserdem sind die Handelspreise für Wein derart gesunken, dass Weingeschäfte mit China fast uninteressant geworden sind, weil bei den Produzenten so gut wie nichts mehr übrig bleibt.

Verlorener Markt

„Angesichts der aktuellen Zollproblematik ist es für uns nicht mehr sinnvoll, unsere Mitglieder zu unterstützen oder in den Weinmarkt in China weiter zu investieren. Unsere Bestände in China werden auslaufen, danach ist dieser Markt für uns praktisch tot“, heisst es seitens des Wine Institut of California. Gegenüber den USA, die den ersten Platz im Wert inländisch gehandelter Weine belegt, wird China in diesem Jahr Platz zwei erreichen. Obwohl die Ausfuhren nach China aktuell nur vier Prozent der gesamten US-Weinexporte ausmachen, ist der chinesische Markt für US-Weine in den letzten zehn Jahren um mehr als 450 Prozent gestiegen. Dieser Trend kehrte sich jedoch um, als China die Zölle in 2018 für US-Weine massiv erhöhte, woraufhin der Import von US-Weinen in China um 25 Prozent zurückfiel und aktuell stagniert.

„Bei so hohen Zöllen gibt es keine Möglichkeit, dass wir weiterhin Weine versenden und versuchen, einen wettbewerbsfähigen Preis in China aufrechtzuerhalten. Wir haben die Schwelle überschritten, in China akzeptabel zu handeln. Diesen Markt haben wir verloren“, resümiert resignierend das Wine Institut of California.

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