Präsident Consorzio Garda DOC

Paolo Florini im Interview

Paolo Fiorini, Sie haben die Präsidentschaft des Consorzio Garda DOC zu einem schwierigen Zeitpunkt übernommen, als Luciano Piona unerwartet verstorben war. Welches waren die Herausforderungen, denen Sie sich gegenübersahen?

Nun, Luciano hatte in den Jahren seiner Präsidentschaft und eigentlich bereits seit der Lancierung der Ursprungsbezeichnung Garda DOC Grossartiges geschaffen. Sein Engagement hat die Ursprungsbezeichnung Garda DOC von Jahr zu Jahr kontinuierlich wachsen lassen, sei es in Mitgliederzahlen oder auch in Hektolitern. Er war ein äusserst fähiger Mann, der nicht nur sein eigenes Engagement eingebracht, sondern auch die richtigen Personen an die richtigen Stellen geführt hat. Es ist wirklich eine Herausforderung, seinen Platz einzunehmen und sein Werk fortzuführen.

Was sehen Sie als seine ganz besondere Leistung an?

Er war die treibende Kraft, um die bereits seit 1996 existierende, aber etwas verschlafene Appellation zu wecken. Eine Gruppe engagierter Unternehmer mit Luciano an der Spitze wollte die Wertigkeit und die Präsenz der Garda-DOC-Weine steigern. 2016 wurden die Richtlinien zur Produktion eines Garda-DOC-Schaumweines geändert und die Ausrichtung der Appellation mit Promotionen und Aktivitäten auf den Garda DOC Spumante fokussiert. Der Erfolg gab diesem Projekt Recht, denn die Zahlen stiegen kontinuierlich auf mittlerweile knapp 600000 Flaschen Garda DOC Spumante und 21 Millionen Flaschen in der gesamten Appellation.

Die Ursprungsbezeichnung Garda DOC erstreckt sich nahezu rund um den Gardasee. Was sind die Besonderheiten dieser noch sehr jungen Appellation?

Insgesamt umfasst Garda DOC ein Gebiet von 31100 Hektar Weinbergen mit einem Potenzial von 50 Millionen Flaschen, das heute noch nicht ausgeschöpft wird. Die Vielfalt der Region spiegelt sich im einzigartigen Terroir wie auch den Rebsorten wider. Der Rebsortenspiegel umfasst sowohl einheimische Rebsorten wie Garganega oder Corvina als auch internationale Sorten wie Pinot Grigio und Chardonnay. Der rege Austausch der Produzenten untereinander, jeder mit seinen eigenen Erfahrungen und Ideen, trägt zur erfolgreichen Zukunft bei. Wir sehen uns grossen Sympathien von Seiten der Produzenten gegenüber, was auch die kontinuierlich steigenden Mitgliedszahlen belegen.

Welche Massnahmen haben Sie in Ihrer noch jungen Präsidentschaft auf den Weg gebracht?

Nachdem über fünf Jahre hinweg der Garda DOC Spumante die Hauptrolle spielte, waren die Zahlen für den Spumante Auslöser für mich, nach vorne zu blicken. Ich habe nun den Fokus auf traditionelle Rebsorten gelegt. Zwei Rebsorten sind besonders hervorgestochen: Pinot Grigio und Chardonnay. Zunächst werden wir den Fokus auf Pinot Grigio legen. Natürlich habe ich die Entscheidung nicht allein getroffen. Nach einer Onlineversammlung aller Produzenten, die Pinot Grigio produzieren, haben wir alle Promotionen und Aktivitäten darauf abgestimmt.
Sobald es wieder möglich ist, werden wir eine Versammlung in persona einberufen. Es ist mir ein grosses Anliegen, alle Produzenten untereinander zu vernetzen und den Austausch zu fördern. Jeder Produzent wird seine Pinot-Grigio-Weine in einer Verkostung den anderen präsentieren. Wir müssen uns austauschen, um die Qualität zu sichern, und alle an einem Strang ziehen, um auch weiterhin erfolgreich in die Zukunft zu gehen. In einem zweiten Schritt werden wir Chardonnay forcieren.

Mehr als 50 Prozent der Garda-DOC-Weine gehen in den Export. Wie werden Sie die Weine dem internationalen Publikum präsentieren?

Natürlich ist es derzeit noch nicht möglich, grosse internationale Aktivitäten zu realisieren. Als ersten Schritt werden wir in zwei Master-class-Seminaren in München und Zürich präsent sein, um den Garda DOC Pinot Grigio eine Bühne zu geben. Für England haben wir ein Webinar zur Promotion geplant.

Welche Aktivitäten werden Sie unternehmen, um die Gastronomie in Post-Covid-Zeiten zu unterstützen?

Bedingt durch den Tourismus in unserer Region ist es unabdingbar, in dieser speziellen Situation Hand in Hand mit der Gastronomie zu arbeiten. Das Consorzio wird deshalb alle Aktivitäten unterstützen. Für den weiteren Erfolg ist es essenziell, Aufmerksamkeit und Visibilität für Garda DOC zu schaffen, auch unabhängig von der Pandemie. Wir möchten den Touristen und Besuchern der Region unsere Ursprungsbezeichnung nahebringen, und sie sollen diese auch mit nach Hause nehmen. Wenn hier vor Ort keine Visibilität besteht, können sie Garda DOC auch nicht mit nach Hause nehmen. In den Regionen Brescia und Mantova haben wir bereits eine grosse Aufmerksamkeit, denn dort war die Bezeichnung Garda Classico schon immer vorhanden, und daher ist sie dort verankert. Auf der Veroneser Seite ist das Angebot noch mehr durch die traditionellen Ursprungsbezeichnungen geprägt.

Welche Rolle spielen biologisch produzierte Weine und die Förderung der Nachhaltigkeit?

Als ein Konsortium, das die Basis der Konsortien ergänzt, ist es schwierig, den Bioweinanbau und die Nachhaltigkeit zu fördern, denn dieser Impuls muss aus den traditionellen Konsortien der Ursprungsbezeichnungen kommen. Wir stellen aber fest, dass die Idee da ist und seitens der Produzenten auch die Bereitschaft dazu.