Interview Gilda Fugazza / Präsidentin Consorzio Tutela Vini Oltrepò Pavese

Die Vielfalt ist unsere Stärke

Fotos: Martin Hirmer

Gilda Fugazza ist Präsidentin des Consorzio Tutela Vini Oltrepò Pavese. Im Gespräch im Weinkeller des Restaurants «Selvatico» in Rivanazzano Terme erzählt sie uns, was das Besondere am Oltrepò Pavese ist und warum man diese einzigartige Region entdecken sollte.

Frau Fugazza, was charakterisiert das Oltrepò Pavese als Weinbauregion?

Das Oltrepò Pavese ist natürlich mit seinen 13 500 Hektar ein sehr grosses Gebiet, und so unterschiedlich wie die Orte und Täler hier sind, so unterschiedlich sind auch die Weine: Wir finden Bonarda, Pinot Nero und Riesling, aber auch Sangue di Giuda und Buttafuoco, und das in unterschiedlichen Mikroklimata und unterschiedlichen Terroirs. Dazu kommt noch der menschliche Faktor, die Expertise der Weinbauern.

Die Vielfalt – an Terroirs, Rebsorten und Weinen – charakterisiert das Oltrepò Pavese?

Ja. Auch die Konsumenten wissen mit dieser Vielfalt umzugehen: Heute trinken sie ein Glas Bonarda mit Salami, morgen die Salami mit einem Schaumwein.

Gibt es einen filo condottore, einen roten Faden, den man in allen Weinen des Oltrepò wiederfindet?

Das Gebiet, das findet man in den Still- und den Schaumweinen.

Und wie Sie bereits gesagt haben, die Weine des Oltrepò Pavese passen auch hervorragend zum Essen? Sie besitzen ja selbst ein Caseificio für Grana Padano, was würden Sie dazu empfehlen?

Ja, zum Beispiel ist unser roter Süsswein Sangue di Giuda ein perfekter Begleiter zu Linsen oder zur Salame di Varzi. Oder auch eine Grana Padano DOP Riserva mit einem Schaumwein Metodo Classico oder gar einem Sangue di Giuda. Einen jungen Grana Padano würde ich hingegen zu einer Bonarda Frizzante empfehlen. Und zu einem Oltre 16 mesi passt ein Riesling, schön und fruchtig.

Immer wichtiger wird auch der Aspekt des Weintourismus...

Er ist bereits jetzt sehr wichtig: Ich finde es ideal, wenn man mit dem Fahrrad die Region erkundet und dann in einen Keller gehen und etwas essen und trinken kann. Vergangenes Jahr war der Giro d’Italia hier im Oltrepò, 34 Kilometer in diesem Gebiet wurden befahren. Und noch heute kann man diese Strecke anhand der Schilder des Giro nachfahren. Aber es ist nicht nur das Fahrrad, diese einzigartige Region Oltrepò kann man auch mit dem Auto, zu Fuss oder im Pferdesattel erkunden, in ursprünglichen Osterien und Restaurants essen, in Agriturismi schlafen. Und das nur eine Autostunde von Mailand entfernt...

Wie wichtig ist die Sostenibilità – die Nachhaltigkeit?

Sehr wichtig, und sie wird immer wichtiger. Die meisten unserer Güter wenden bereits den integrierten Pflanzenschutz an, auch soziale und ökonomische Nachhaltigkeit werden immer bedeutender. Als Konsortium unterstützen wir die Betriebe auf diesem Weg. Nachhaltigkeit war immer die Basis für die Qualität unserer Weine: Wir arbeiten zum Teil in Steillagen, und das seit Jahrhunderten, da muss man auf die Natur und das Leben rundherum achten. Früher war das logisch und natürlich, heute sagt man, das sei nachhaltig.