Interview Paolo Fiorini / Präsident Consorzio Garda DOC
Die Harmonie des Geschmacks kommt vom Licht des Sees
Fotos: Martin Hirmer
1996 wurde das Ursprungsgebiet Garda DOC gegründet, Heimat von weissen und roten Still– und eleganten Schaumweinen. Der Agronom Paolo Fiorini ist seit 2021 der Präsident der Winzervereinigung und weiss, was den Garda DOC so besonders macht.
Herr Fiorini, das Konsortium Garda DOC ist erst seit kurzem eine der wichtigsten Realitäten im Weinbau Norditaliens. Wie kam das?
Unser Konsortium wurde erst vor wenigen Jahren ins Leben gerufen, obwohl es die Ursprungsbezeichnung bereits seit 1996 gibt. In diesen Jahren haben wir viel erreicht und auch von Seiten der Kellereien steigt das Ansehen. Bei der produzierten Menge sind wir in fünf Jahren von 6,7 Millionen Flaschen auf mehr als 20 Millionen angewachsen.
Neben Rebsortenweinen gehört dazu auch der Garda DOC Spumante, der erst seit relativ kurzer Zeit in der Ursprungsbezeichnung ist?
Bis 2015 war Spumante nicht in der Ursprungsbezeichnung vorgesehen. Dann wurden die Produktionsregeln modifiziert, und der Garda DOC Spumante hat sich etabliert. Insgesamt liegen wir bei 600 000 bis 700 000 Flaschen Produktion pro Jahr. Die Rebsortenweine des Garda DOC sind aktuell aber ein noch grösserer Erfolg: Nur bei Garda DOC Pinot Grigio und Garda DOC Chardonnay produzieren wir jeweils fünf Millionen Flaschen.
Was macht die Garda DOC-Rebsortenweine so besonders?
Sie haben im Vergleich zu anderen Anbaugebieten einen speziellen Ausdruck: die Harmonie des Geschmacks, eine diffuse Leichtigkeit, die vom reflektierten Licht des Sees stammt, das den gesamten Vegetationszyklus der Pflanzen beleuchtet und die auch typische Pflanzen des eher klassischen Mittelmeerraums gedeihen lässt, wie Kapern, Oliven, Zitronen und Zedern. Auch die Böden besitzen diese Leichtigkeit, sie sind überwiegend moränisch, reich an Sand und Gletscherschutt. Das Klima, das Licht und der Boden haben schon immer unsere Weine geprägt: Sie haben einen mediterranen Charakter, sind würzig und warm, aber immer zart und leicht, was ihnen einen sofortigen Wiedererkennungswert verleiht.
Aus diesem Grund organisieren Sie auch Garda Wine Stories, eine Veranstaltung für die internationale Presse...
Ja, man muss das Gebiet kennen – und auch trinken können, also die Unterschiede zwischen einem Pinot Grigio Garda DOC und einem Pinot Grigio aus einem anderen Gebiet erkennen. Wir arbeiten bereits an der Ausgabe 2023 der Garda Wine Stories, die eine eingehende Studie zu den Böden des Gardagebiets beinhaltet, die naturgemäss ihre Unterschiede haben: Das Herkunftsgebiet des Garda DOC erstreckt sich über zehn weitere Herkunftsbezeichnungen – von Soave bis Valténesi. Ich sage immer: Wo sie enden, fangen wir an. Wir sind eine Stütze für diese historischen Herkunftsgebiete, keine Konkurrenz.
Garda DOC-Weine begleiten natürlich auch hervorragend die regionale Küche?
Das beginnt schon beim Spumante, und dann gibt es die grosse Vielfalt an weissen und roten Rebsortenweinen, für die man in der Küche stets den passenden Begleiter findet. Unsere Stärke liegt dabei eher auf den Weissweinen, die mehr als die Hälfte der Produktion ausmachen.