Die vielen Facetten einer Region

Weinbau in der Lombardei

Die Lombardei im Norden Italiens ist eine ausgedehnte Region zwischen den Alpen und der Po-Ebene, mit blauen Seen, Hügeln und Wäldern, reich an Geschichte und Kultur. Mit ihrer Hauptstadt Mailand ist sie nicht nur das pulsierende Wirtschaftszentrum des Landes, sondern auch eine einzigartige Weinbauregion.

Rund 23 000 Hektar sind zwischen den Alpen im Norden und der Emilia Romagna im Süden mit Reben bestockt. Weisse und rote Trauben sind die Basis einer grossen Vielfalt an Schaum-, Weiss-, Rosé- und Rotweinen und von süssen Kreszenzen, die ein Mahl von Anfang bis Ende begleiten können.

An den Ufern der Seen im Norden herrscht ein Mikroklima mit kontinental geprägten Wetterverhältnissen: Kühle Winter, heisse Sommer und häufige Niederschläge im Frühjahr und Herbst tragen ihren Teil dazu bei, dass die Weine hier sowohl Struktur wie Eleganz besitzen. Die Rebfläche verteilt sich auf drei weit voneinander getrennt liegende Bereiche: das Valtellina (bei Sondrio) mit kräftigen, langlebigen Rotweinen; die Hügellandschaft im Süden der Provinz Pavia jenseits des Pos, das Oltrepò Pavese um Broni und Casteggio mit seinen hervorragenden Schaum-, Weiss- und Rotweinen; und schliesslich die Provinzen Brescia und Mantova im Osten der Lombardei mit erstaunlichen, frischen Rot-, Weiss-, Rosé- und Schaumweinen, unter anderem vom West- und Südufer des Gardasees.

Die Böden der Lombardei zeichnen sich durchwegs durch ihre Kargheit und eine sehr gute Belüftung aus. Der Untergrund ist einerseits in der Lage, das Wasser gut abfliessen zu lassen, als auch andererseits, Wasser in tieferen Schichten zu speichern.

Die Geschichte des Weinbaus in der Lombardei

Der Weinanbau in der Lombardei reicht bis in prähistorische Zeiten zurück, später erinnern Funde aus der Bronzezeit an seine Bedeutung in den ersten menschlichen Siedlungen an den Ufern des Garda- wie auch des Iseosees. Die Ankunft der rätischen, etruskischen und ligurischen Bevölkerung brachte fortgeschrittene Techniken der Weinbereitung in die Region, die sich mit der römischen Herrschaft weiterentwickelte und festigte. Nach dem Ende des römischen Reiches begann die Herrschaft der Langobarden, von denen die Region ihren Namen hat, und der Weinbau stagnierte. Erst mit zunehmender Bedeutung der klösterlichen Landwirtschaft im frühen Mittelalter erwachte das Interesse am Weinbau wieder neu. Ende des 16. Jahrhunderts ermöglichte der Einfluss französischer Weinbereitungstechniken die Herstellung der ersten Rosés und immer besserer und besser lagerfähiger Weine.

Als der Rebbau jedoch in vielen Gebieten zugunsten des Maulbeeranbaus und der Seidenraupenzucht aufgegeben wurde, begann eine schwierige Phase, der im 19. Jahrhundert durch die Reblaus auch viele autochthone Reben zum Opfer fielen. In der Neuzeit kam es zu einer langsamen, aber stetigen Erholung des Weinbaus, auch durch neue Pflanz-, Anbau- und Weinbautechniken.

Die Reben

Die in der Lombardei angebauten Reben folgen den unterschiedlichen Terroirs dieser ausgedehnten Region: Im Veltlin ist die Hauptrebe Nebbiolo, hier Chiavennasca genannt. Andere einheimische Reben sind Pignola, Rossola, Brugnola, alle rote Rebsorten, selten reinsortig vinifiziert und oftmals Teil der Mischung klassischer Veltliner Weine. Im Oltrepò Pavese ist neben Barbera und Croatina Pinot Nero schon lange präsent und die Basis von Schaum- und Stillweinen. Riesling, Moscato und Malvasia sind unter den weissen Sorten beliebt. Ausser dem Oltrepò Pavese ist auch die Franciacorta, am Südufer des Iseosees gelegen, bekannt für ihre Schaumweine. Groppello-, Barbera-, Sangiovese-, Marzemino- und Lambrusco-Reben werden in den Hügeln des Lago di Garda und der Colli Mantovani angebaut. Am Gardasee ist auch die Turbiana- Traube – als Basis des Lugana – von grosser Bedeutung.