Dream-Team, Bio, zu 100 Prozent elektrisch

Château Montrose

mit Hervé Berland

Seit 200 Jahren sorgen initiative Unternehmer dafür, dass auf Montrose Pionierarbeit geleistet wird. Teamgeist wird dabei grossgeschrieben. Auch hinter den aktuellen Besitzern steht eine voll geladene Equipe.

Die Brüder Martin Olivier Bouygues haben Montrose 2006 erworben. Als erfahrene französische Unternehmer hatten sie eine klare Vorstellung davon, wie die Zukunft von Montrose aussehen sollte. Sie wollten das einmalige Terroir an einem Stück valorisieren, in der Kontinuität der früheren Besitzerfamilie. Château Montrose sollte mit den nötigen Installationen ausgestattet werden, die ein Grand Cru dieser Extraklasse im 21. Jahrhundert benötigt, und Montrose sollte als mustergültiges Projekt für nachhaltige Entwicklung in die Geschichte eingehen, mit stark gesenktem Energiebedarf. Die benötigte Energie sollte vor Ort produziert, die Karbonbelastung auf das Mindestmass reduziert, die Architektur im Bordelaiser Stil des 18. Jahrhunderts respektiert und im Rebberg umweltschonend gearbeitet werden. Während sieben Jahren war Montrose eine einzige Baustelle. Eine Keller von elf Meter Höhe und 10 000 Quadratmeter Fläche wurde erstellt, Sonnenkollektoren wurden angeschafft und ein System für Erdwärme wurde gebaut. Der Karbonausstoss wurde um 70 Prozent gesenkt, energiemässig ist Montrose heute praktisch autark. Die Gebäulichkeiten wurden äusserlich im Stil des 18. Jahrhunderts renoviert, doch die Isolation entspricht avantgardistischen Techniken des 21. Jahrhunderts. Wir konnten so den Energiebedarf um stolze 50 Prozent senken.

Bei Neupflanzungen im Rebberg verwenden wir heute massale Selektionen unserer vor 1960 gepflanzten Reben statt standardisierter Klone. Wir haben in einer ersten Runde die Dosen der Pflanzenschutzmittel drastisch gesenkt und in einer zweiten Runde Versuche mit biologischem und biodynamischem Anbau angestellt. Heute werden fast 65 Prozent der Reben so bestellt, und in einem oder spätestens zwei Jahren werden wir 100 Prozent biologisch arbeiten können. Doch wir gehen noch weiter. Eben haben wir unseren ersten vollelektrisch funktionierenden Traktor erhalten, ein Wunder der Technologie! Mit einer Batterieladung arbeitet er einen ganzen Tag, ganz ohne Kohlendioxidausstoss. Er ist nicht weniger effizient als eine herkömmliche Maschine, aber um einiges leiser und leichter. Er wiegt gute 40 Prozent weniger als ein normaler Traktor. 95 Prozent der Bestandteile sind voll recyclebar, und das Öl für die Hydraulik ist biologischer Herkunft. Wir haben vorerst drei solche Traktoren bestellt: Nach und nach werden wir alle unsere alten Traktoren mit diesen Wundermaschinen ersetzen und damit unsere Umweltbilanz noch einmal beträchtlich verbessern.

Visionäre Unternehmer gehören überhaupt zu Montrose. Visionen brauchte Etienne Dumoulin, der als Erster die ausserordentliche Qualität der Böden des ganz mit Heidekraut überwachsenen «rosa Bergs» erkannte und hier 1815 den Rebberg anlegte, wie wir ihn heute kennen. Nur 40 Jahre später wurde Montrose im ominösen Klassement von 1855 bereits in den Rang eines 2ème Cru Classé erhoben und liess damit weit ältere Güter hinter sich. Mathieu Dollfuss, ein Elsässer Industrieller, war der nächste Eigner. Er erwarb das Gut 1866, modernisierte es ganz ähnlich, wie die Bouygues das heute tun, erstellte ein eigentliches kleines Dorf mit Plätzen und Gassen für die Angestellten, die sogar von einer Sozialversicherung profitieren, und das Jahrzehnte, bevor so etwas gang und gäbe wurde. Von 1896 bis 2006 stand das Gut dann im Besitz der Familie Charmolüe, deren Vertreter es mit sicherer Hand durch unsichere Zeiten steuerten. Montrose, das folglich vor den Bouygues nur drei Besitzerfamilien kannte, ist auch eine Geschichte von Menschen.

Der menschliche Aspekt ist bis heute extrem wichtig. Über Montrose wacht ein gut eingespieltes Team. Die fünf Frauen und Männer, die oben posieren, stehen stellvertretend für unsere Equipen, die harmonisch Hand in Hand arbeiten. Jeder ist ein Spezialist in seiner Domäne, doch jeder respektiert die Arbeit des anderen. Dieser Dynamik ist zu verdanken, dass wir nur wenig Abgänge verzeichnen. Die Leute sind glücklich, auf Montrose zu arbeiten. Das erlaubt uns, erfolgreich ungewöhnliche Initiativen zu ergreifen, die von allen voll mitgetragen werden. Die Familie Bouygues steht hinter diesem Team und bremst nie, selbst wenn es um Budgetfragen geht. Alle wollen hier das Gleiche: Die Arbeit früherer Generationen respektieren und den bestmöglichen Wein auf die Flasche bringen.