Ein Kind, das sein erstes Examen besteht

Mauvesin Barton: Mutterstolz

Mit Mélanie Barton-Sartorius, Fotos: Rolf Bichsel

Mutter Lilian kümmert sich um Léoville Barton, Bruder Damien sieht auf Langoa nach dem Rechten, und Mélanie Barton-Sartorius hat den unklassierten Familiensitz Mauvesin in Moulis unter ihre Fittiche genommen. Mit Erfolg!

Wer den Namen Barton hört, denkt zuerst einmal an Langoa oder Léoville, die beiden klassierten Güter, die seit bald 200 Jahren in unserem Besitz stehen. Mauvesin haben wir erst vor zehn Jahren erworben. Meine Eltern wollten damals ein eigenes Zuhause, nicht zu weit von Saint-Julien entfernt, wo meine Mutter arbeitete, mit genügend Raum für die Pferde und allenfalls etwas Reben. Sie entschlossen sich zum Kauf des Gutes in Moulis, als ich von meinem Praktikum in der Toskana zurückkam. Mein Önologiestudium hatte mich mit reichlich Theorie und Technik versehen: Mauvesin bot mir die Möglichkeit, dies praktisch anzuwenden, auf einem Betrieb, der von Grund auf zu überdenken war.

2013 engagierte ich mich daher voll für Mauvesin, nahm es regelrecht unter meine Fittiche. Heute betrachte ich es als mein Kind. Gerade weil hier alles so anders ist als auf unseren beiden klassierten Gütern, hänge ich an Mauvesin. Die Kommerzialisierung von Léoville und Langoa macht keine Schwierigkeiten. Wir können dort jedes technische Hilfsmittel einsetzen, das man sich nur wünschen kann, und die erstklassigen Reblagen sind tadellos unterhalten. Hier auf diesem unklassierten Gut ist das ganz anders. Die Mittel sind beschränkter, sowohl im Rebberg wie im Keller.

Als wir das Gut übernommen haben, waren die Reben in mittelmässigem Zustand und ganz auf hohen Ertrag ausgerichtet. In den letzten zehn Jahren haben wir uns daher auf die Restrukturierung, Neupflanzung und den besseren Unterhalt der Parzellen konzentriert. Wir selektionierten besseres Rebmaterial. Wir haben auch die eigentlichen Keller renoviert. Heute zeitigt das klar Resultate. Wenn Weinfreunde mir bestätigen, Mauvesin sei deutlich besser als früher, erfüllt mich das mit Stolz – dem Stolz einer Mutter, deren Kind sein erstes Examen geschafft hat!