Historische Perle in Saint-Émilion

Pressac: Altes Gut mit neuem Keller

Mit Jean-François Quenin, Fotos: Rolf Bichsel

Pressac, historische Perle in Saint-Émilion, produziert einen der besten, charaktervollsten Rotweine der Welt. Nicht zuletzt dank des neuen, optimal in die Landschaft integrierten Kellers soll dies auch so bleiben.

«Qualität hat ihren Preis», heisst es. Ich denke, genau das Gegenteil ist der Fall. Qualität hat keinen Preis. Wenn wir hier auf Pressac nicht nur unseren Rang halten, sondern weiter Fortschritte machen wollen, brauchen wir eine geräumigere Kellerei. In der vorhandenen ist es ganz einfach zu eng geworden. Als ich Pressac vor 25 Jahren übernommen habe, gehörten dazu 25 Hektar Reben in ziemlich miserablem Zustand. Heute sind es 41 Hektar ausgezeichnet unterhaltene Reben. Davon haben wir 35 Hektar neu bepflanzt. Da produzieren wir automatisch mehr Wein.

«Unser neuer Keller fügt sich in die Landschaft ein, als wäre er schon immer da gewesen!»

Jean-François Quenin

Doch der Entschluss, einen neuen Keller zu bauen, hat nicht nur mit dem Wiederaufbau und Wachstum des Gutes zu tun, sondern auch mit unseren Ansprüchen. Jedes Kind weiss heute, dass Präzision parzellenweise Ernte und getrenntes Einmaischen voraussetzt. Um weiter so arbeiten zu können, brauchten wir Platz für zwölf moderne, konische Edelstahltanks, die sich nach unten hin verengen, was viele Vorteile hat. Um durch Schwerkraft einmaischen zu können, sollten diese unter der Oberfläche liegen. Wir haben uns ferner für 18 Monate Fassausbau entschieden (früher waren es zwölf). Wir haben folglich während rund sechs Monaten zwei Jahrgänge im Fass. Fazit: Es brauchte auch dringend einen zweiten Barriquekeller.

Nun ist Pressac ein historisches Gut mit charakteristischer Architektur und besonderer Lage mit Ausblick über das Tal der Dordogne. Die Rebparzellen liegen alle rings um das Gut, an einem Stück. Der Wiederaufbau des Schlosses Ende des 19. Jahrhunderts folgte gewissenhaft den alten Plänen seines Vorgängers aus dem Mittelalter. Wir wollten hier kein hypermodernes architektonisches Wunderwerk in die Landschaft setzen, sondern umweltgerecht bauen und nicht zu viele Reben opfern. Ein unterirdischer Keller schien da vorgegeben. Er sollte technisch auf dem jüngsten Stand sein und sich so vollständig in die Landschaft einfügen, als wäre er schon immer da gewesen. Das ist ganz gut gelungen. Das grösste Kompliment, das man uns heute machen kann, ist, staunend zu fragen: «Wo ist er denn nun, der neue Keller?»