World of Champagne 2023 • Familie als solides Fundament

Drappier

Text: Barbara Schroeder, Fotos: z.V.g.

Firmenchef Michel Drappier ist ein glücklicher Mensch. Seine drei Kinder arbeiten heute voll im Betrieb mit, und dass er schon bald auch auf seine Enkel zählen kann, steht eigentlich ausser Frage.

Drappier-Champagner versteht erst, wer versteht, was Drappier vor allem ist: eine Familie. Wer den Firmensitz in Urville besucht, stolpert schon mal über ein Spielzeugauto, und das Büro des Firmenchefs wird zum Wickelraum. Michel Drappier nimmt seine Grossvaterrolle ernst. Gelegenheit dazu hat er. Aktuell kümmert er sich geschickt und mit sichtbarer Routine um seine jüngste Enkelin: Arbanne.

Arbanne? Ist das nicht eine Traubensorte? Antoine Drappier, der stolze Vater: «Arbanne ist eine Verformung des lateinischen Albane, was ‹weiss› bedeutet. Weiss wie die Böden unseres Departements Aube, das auf die gleiche Sprachwurzel zurückgeht. Ich denke, meine Tochter ist die einzige Person auf der Welt mit diesem Namen.»

Arbanne kam nicht etwa in der Geburtsabteilung einer Klinik zur Welt, sondern hier im Dorf. Michel Drappier: «Arbanne ist das erste Kind, das seit 1957 in Urville geboren wurde! Der Bürgermeister wusste nicht einmal, wie der Registereintrag zu bewerkstelligen sei. Arbanne glitt so sanft und glatt auf die Welt wie ein Champagnerkorken aus der Flasche, um sieben Uhr morgens. Die Glocken schlugen, und die Kleine stimmte fleissig mit ein in das Geläute.»

Arbanne ist auch der Name einer alten, fast vergessenen lokalen Traubensorte. In der Aube gibt es davon nur mehr zwei, drei Hektar. Ein hübscher Teil dank Champagne Drappier. Michel Drappier: «Im Jahr 2000 habe ich wieder etwas Arbanne und Petit Meslier gepflanzt, mit massal vermehrten Stöcken von Reben, die noch vom Grossvater stammten. Mein Vater war natürlich dagegen, nicht ganz zu Unrecht. Die alten Sorten reiften schlecht, fürchteten den Frost und waren nicht eben ertragssicher. Doch mein Lehrer in Sachen Weinbau, Professor Bernard von der önologischen Fakultät Dijon, sah in der Arbanne eine interessante Komplementärsorte für Schaumweine, das interessierte mich. Später habe ich zwei zusätzliche Parzellen angelegt. Gemeinsam mit Blanc Vrai (Pinot Blanc) und etwas Chardonnay werden sie mittlerweile zur Cuvée Quattuor verarbeitet. Ganz ehrlich: Mit der fortschreitenden Klimaveränderung wird diese immer besser!»