Whoa Loire: Feuerstein und Rauch

Marktschau: Sauvignon Blanc aus Sancerre & Pouilly-Fumé

Degustation & Text: Carsten Henn; Foto: VINUM

«Nun sag, wie hast du’s mit dem Sauvignon Blanc?» ist die Gretchenfrage der Loire. Pouilly-Fumé oder Sancerre, was darf es sein? Natürlich könnte man auch Menetou Salon dazunehmen und Quincy, aber deutlich berühmter sind sicher die Erstgenannten. Manche sagen, Pouilly-Fumé falle etwas weniger aromatisch aus als Sancerre sowie breiter und weicher. Zudem hätten diese Weine typischerweise einen rauchigen Charakter – wenn sie von Silex-Böden (Feuerstein) stammen. Von diesen rührt auch der Name «Fumé» her (französisch für geräuchert). Wenn man die Feuersteine zusammenschlägt, entsteht Rauch. Silex-Böden finden sich aber ebenfalls in der Sancerre Region! Auch MoschusAromen werden Pouilly-Fumé nachgesagt und dass sie mehr Zitrusnoten aufweisen als Sancerre und kraftvoller sind.

Der ausschlaggebende Faktor sind die Weingüter

Unsere Probe konnte all das nicht bestätigen. Wieder einmal zeigte sich, dass Weingüter der ausschlaggebende Faktor sind. Bei den getesteten Weinen war es sogar so, dass Sancerre uns einen Hauch gesetzter erschien, Pouilly-Fumé dagegen frischer, ja geradezu rassig. Aber die Weine der Gebiete lagen aromatisch wie strukturell enorm nah zusammen, mal spielten sie ein wenig mehr ins Grüne, mal ins Exotische, mal kickte die Säure, mal hielt sie sich im Hintergrund. Dabei war die Qualität der Weine grundsätzlich sehr hoch. Allerdings muss man anmerken, dass die Loire keine Schnäppchenregion ist. Gerade für Weine aus den berühmten Appellationen zahlt man entsprechend. An der Spitze landeten zwei sehr unterschiedliche Betriebe. Das 33 Hektar grosse Familienweingut Château de Tracy kann auf eine 600 Jahre alte Geschichte zurückblicken und steht auf einem Felsvorsprung mit Aussicht auf die Loire. Die Domaine Vacheron existiert dagegen erst seit zwei Generationen und arbeitet auf ihren 40 Hektar biodynamisch, alles wird in Handlese geerntet, und die Vergärung findet in temperaturgesteuerten Eichenfudern statt.

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