VINUM Weinguide Deutschland 2023

Winzer des Jahres 2023

Text: Harald Scholl | Veröffentlicht: 03. November 2022


Angeblich würden die Bundesbürger ihn zum Bundespräsidenten wählen wenn sie denn könnten, zum Glück für die Weinwelt aber hat Günther Jauch seine Bestimmung an der Saar gefunden. Innerhalb eines Jahrzehnts hat er gemeinsam mit Ehefrau Thea den Familienbetrieb aus der Vergessenheit wieder ins Licht geführt.

Günther Jauch, die Geschichte des Weinguts von Othegraven reicht weit zurück, Sie sind die siebte Generation als Weingutsbesitzer. Trotz allerbester Lagen waren die Weine des Betriebs ein wenig in Vergessenheit geraten. Wie aufwändig war es wieder zu den Top-Produzenten aufzuschließen?

Es hat tatsächlich länger gedauert, als ich dachte. Über 200 Jahre war von Othegraven im Besitz meiner Vorfahren, ehe es für 15 Jahre aus unserer Familie herausfiel. Seit gut 12 Jahren ist das Weingut nun wieder in Familienbesitz und musste in jeder Hinsicht aus dem Dornröschenschlaf geweckt werden. Rebstöcke wachsen langsam und auch der Ruf eines Weingutes lässt sich niemals von heute auf morgen an die Spitze katapultieren. Wir haben Jahr für Jahr daran gearbeitet und freuen uns deshalb natürlich erst recht über die Auszeichnung.

Sie sind kein gelernter Winzer, auch nicht auf einem Weingut groß geworden. Wie schwer ist es für einen Quereinsteiger in die Weinwelt, welche Herausforderungen haben sich Ihnen gestellt?

Sehr viele – angefangen vom Klimawandel über veraltete Technik bis hin zur akkuraten Pflege und Lese im Weinberg. Durch personelle Neustrukturierung haben wir seit dem letzten Jahr vor allem im Keller einen großen Sprung gemacht. Insofern gebührt unserem Kellermeister Swen Klinger ein großes Kompliment.

Sie sind bekanntermaßen beruflich eingespannt und das räumlich auch noch weit weg von der Saar. Wie bringt man die beschauliche Welt des Weinbaus und die blitzende Welt des Fernsehens unter einen Hut?

Das sind tatsächlich zwei völlig entgegengesetzte Welten. Im Fernsehen die permanente Öffentlichkeit im Scheinwerferlicht – an der Saar die eher dörfliche Abgeschiedenheit mit der ständigen Abhängigkeit von der Natur. Beides hat seinen Reiz, aber ich bin inzwischen immer öfter auf dem Weingut und dafür etwas seltener im Fernsehen. Meine Frau war bestimmt seit einem Vierteljahrhundert bei keiner Sendung von mir dabei, ist aber dafür noch öfter als ich in Kanzem.

Gerade die nicht trockenen Weine sind eine Spezialität von Othegravens. Kabinett, Spätlese und Auslese sind Ihnen 2021 ausgesprochen gut gelungen. Was fasziniert Sie persönlich an diesen Weinstilen?

Vor 12 Jahren waren nur 20 Prozent unserer Weine restsüße Prädikatsweine. Inzwischen sind wir bei 35 Porzent und könnten uns noch mehr vorstellen. Wir achten sehr auf die Balance aus Säure, Zucker und Alkohol. Die Weine sind alle spontan vergoren und sollen bei niedrigen Alkoholwerten klar, präzise, rassig und gleichzeitig tiefgründig sein. Das gilt übrigens auch für unsere trockenen Weine. Wir werden künftig unsere Großen Gewächse frühestens nach zwei Jahren präsentieren. Sie brauchen die Zeit und werden so – im Unterschied zu ihren Machern – tatsächlich mit jedem Jahr schöner. Qualität ist das Ergebnis ziemlich harter Arbeit. Wenn sie gelingt, sind alle glücklich – die Kunden und alle, die unsere gerade mal 16 Hektar zu ihrer Leidenschaft gemacht haben.


Kontaktdaten

Weingut von Othegraven

Weinstraße 1

54441 Kanzem

Tel (09371) 8642

info@von-othegraven.de

www.von-othegraven.de


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