Die Nebbiolo-Alternative

Alto Piemonte

Text: Christian Eder | Veröffentlicht: 8. Mai 2023


Es muss nicht immer Barolo und Barbaresco sein: Auch im Norden der Region Piemont gedeiht die Nebbiolo-Traube ganz prächtig und liefert elegante, langlebige Weine. Einst war die hügelige Landschaft an der Grenze zur Lombardei und zu Füssen der Alpen als Weinbaugebiet Alto Piemonte (Hoch-Piemont) weitum geschätzt: Schon die Römer fanden im zweiten Jahrhundert bei Novara Reben vor, Plinius erwähnte gar eine Rebsorte spanis aus dieser Gegend. Spanna heisst die weit verbreitete Nebbiolo deshalb im Alto Piemonte noch heute (in den Valli Ossolane ganz im Norden wurde sie allerdings Prunent getauft). Später, im 16. Jahrhundert, waren Weine aus Gattinara, Ghemme oder Lessona an den europäischen Fürstenhofen geschätzt. Und noch im 19. Jahrhundert waren viele der Hügel des Nordpiemont zwischen Gattinara und Boca, Lessona und dem Lago Maggiore mit Reben bepflanzt. Bis die Industrialisierung dem Weinbau den Garaus machte: In der Textilindustrie von Biella und in den Fabrikshallen von Fiat in Turin war mehr Geld zu verdienen als auf den steilen Hängen.

So ist heute nur mehr ein Bruchteil der ehemaligen Rebflächen in Bewirtschaftung. Allerdings erlebt der Weinbau gerade so etwas wie eine Renaissance in den DOC- und DOCG-Gebieten des Hoch-Piemont. Neben hundertjährigen Reben, die am traditionellen Maggiorina-Rebziehungssystem gezogen werden (es vereint vier Reben in einem Strunk, die sich dann in die vier Himmelsrichtungen ausdehnen und einen Kelch bilden), sind es auch immer mehr Neupflanzungen, die einem bei einer Tour durch die abwechslungsreiche hügelige Landschaft ins Auge stechen. 

Die DOCG-Zonen Gattinara und Ghemme und die acht DOC-Gebiete sind eingebettet in eine wilde hügelige Landschaft mit Kastanien- und Eichenwäldern und Kirschbäumen. Kühle Winde aus dem Norden und Wärme von den Ebenen im Süden bringen Frische und doch auch Struktur in die Weine. In Kombination mit zahllosen Mikroklimata und zum Teil vulkanisch-mineralischen Böden sorgt das im besten Fall für elegante, fast nördliche Kreszenzen.

Nebbiolo erreicht alleine oder auch zusammen mit Vespolina (oder auch Croatina oder Uva Rara) gerade auf den Porphyrböden eine unerwartete Komplexität, auf die auch die Winzer der Langhe neidisch sein könnten. Die hervorragende Tannin- und Säurestruktur plus der Mineralität sorgt darüber hinaus für die Langlebigkeit der Weine.

Um ihr Gebiet wieder in altem Glanz erstrahlen zu lassen, haben sich die Produzenten aus zehn Ursprungsgebieten des Alto Piemonte im Consorzio Tutela Nebbioli Alto Piemonte  zusammengefunden. Das Konsortium organisiert jedes Jahr im Castello di Novara die Veranstaltung Taste Alto Piemonte: Eine Verkostung für Fachpublikum und Weinliebhaber, die 2023 im April stattfand und an der rund 50 Winzer teilnahmen.

www.tastealtopiemonte.it

 

RangBeschreibung
1
18,0/ 20
Punkte
Alto Piemonte, Piemont, Italien
Le Piane
2
17,5/ 20
Punkte
Alto Piemonte, Piemont, Italien
Cantine Garrone
3
17,5/ 20
Punkte
Alto Piemonte, Piemont, Italien
Torraccia del Piantavigna
4
17,0/ 20
Punkte
Alto Piemonte, Piemont, Italien
Francesca Castaldi
5
17,0/ 20
Punkte
Alto Piemonte, Piemont, Italien
Tenute Sella
6
17,0/ 20
Punkte
Alto Piemonte, Piemont, Italien
Il Roccolo di Mezzomerico
7
17,0/ 20
Punkte
Alto Piemonte, Piemont, Italien
Antoniotti Odilio

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