Wegen unterschiedlicher Vorstellungen in Keller und Weinbau

Lageders Spitzenweine verlassen die DOC

Text: Eva Pensel | Veröffentlicht: 12. März 2021


Das Südtiroler Weingut Alois Lageder wird mit den kommenden Jahrgängen ihrer Produktlinien »Meisterwerke« und »Kompositionen« von DOC Südtirol auf IGT Vigneti Delle Dolomiti wechseln, gab das Weingut in einer Pressemeldung bekannt.

«Die Entscheidung kommt für uns nicht plötzlich. Wir hatten in den letzten Jahren viele konstruktive Gespräche mit dem Konsortium Südtirol Wein und der Handelskammer Bozen geführt. Dabei haben wir festgestellt, dass wir in einigen wesentlichen Punkten, sei es im Weinbau wie in der Kelterung unterschiedliche Vorstellungen haben», teilte Alois Clemens Lageder in der Meldung mit.

Bestreben nach lebendigen und frischen Weinen

DOC Südtirol Alto Adige (DOC = Denominazione di Origine Controllata, also eine kontrollierte Ursprungsbezeichnung) geht in der Weinklassifizierung auf das Jahr 1963 zurück. In der Vorschrift sind neben den Anbaugebieten auch Rebsorten und Parameter wie Zucker und Alkoholwerte festgehalten.

Aus Lageders Sicht sind die damals entstandenen Rahmenbedingungen heute nicht mehr zeitgerecht. Denn das Weingut Alois Lageder strebt nach lebendigen und frischen Weinen: Durch frühe aromatische Reifen der Trauben in den letzten Jahren, war es dem Weingut möglich, bei gleichzeitig tiefen Zuckerwerten und einer guten Säure früher zu ernten.

«Das ermöglicht uns Weine zu erzeugen, die sich dank der aromatischen Vielfalt und Spannung durch eine ausgeprägte Komplexität auszeichnen und dabei geringe Alkoholwerte aufweisen. Frische, Spannung und Finesse entspricht der Stilistik unseres Weingutes», so Alois Clemens Lageder laut Pressemitteilung.

Lageder vermisse bei der DOC unter anderem den Spielraum bei der alkoholischen Untergrenze und beklagt, dass es möglich sein müsste, Weine mit tiefen Alkoholwerten zu produzieren, wenn gleichzeitig Weine mit 15,5 %vol. auf die Flasche gezogen werden.

Weiter wünscht sich das biodynamische Weingut innerhalb der DOC-Klassifizierung mehr Freiheit, um auch auf den Klimawandel reagieren zu können. Tochter Helena Lageder teilte mit, dass man gerade aufgrund des Klimawandels für neue Wege offen sein müsse. Möglichkeiten könnten der Anbau in höheren Lagen oder neue Rebsorten sein.

Die klassischen Rebsorten bleiben der DOC treu

Zwar werden die Weine der Linien »Meisterwerke« und »Kompositionen« der DOC vorerst den Rücken zukehren, aber die klassischen Rebsorten bleiben der Klassifizierung treu. Unverändert bei allen Weinen bleibt dabei die Herkunft der Trauben, so das Weingut. Auch in Zukunft möchte das Weingut gemeinsam mit dem Konsortium die Rahmenbedingungen der DOC weiterentwickeln. Die Rückkehr ist nicht ausgeschlossen – Alois Clemens Lageder ist und bleibt Teil des Verwaltungsrates.

«Es benötigt sicherlich Zeit gewisse Richtlinien zu überdenken», meint Alois Clemens Lageder «doch wir freuen uns darauf, diese Entwicklung mitzugestalten und können uns sehr gut vorstellen zu einem späteren Zeitpunkt alle unsere Weine wieder mit der Ursprungsbezeichnung Südtirol auszuzeichnen.»

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