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Weingut Prieler

Text: Rudolf Knoll

  • Alle Prielers, mittendrin und vorn dabei: Georg (1. v.l.), Silvia (3. v.l.), Engelbert (5. v.l.) und Irmgard (2. v.r.).
  • Ein Name, der schon lang für burgenländische Topqualität steht.
  • Georg Prieler

Prielers, mittendrin und vorn dabei …

 

«Wo steckt der Bertl?» Irmgard Prieler weiss, wo ihr Gatte an diesem sonnigen Apriltag den Tag verbringt: «Er ist in den Reben und pflanzt aus.» Schliesslich geht es immer weiter in diesem burgenländischen Familienbetrieb. Irgendwann taucht er dann auf, lacht gewohnt verschmitzt, herzlich und fragt sofort: «Magst was kosten?» Schon überredet, Engelbert. Also werden die Bouteillen auf den Tisch gestellt und geöffnet. Wir probieren zuerst Weiss: Pinot Blanc, Chardonnay. Dann Rot: Blaufränkische in verschiedenen Varianten, auch deklariert als DAC Leithaberg. Meist ist Holz im Spiel, einige Weine reiften im Edelstahl. Aber alles ist von erstklassiger Qualität. Dabei ist Freund Bertl, 69, längst nicht mehr dafür verantwortlich. Aber wozu sind begeisterungsfähige Kinder da...

Tochter Silvia, die man als Frau Doktor ansprechen kann (sie ist promovierte Mikrobiologin), sprang 1999 eine Weile als Betriebsleiterin ein, weil der Vater nach einem Unfall im Keller längere Zeit ausser Gefecht war. Wieder fit geworden, stellte er fest: «Hast gut gemacht. Jetzt darfst du den Betrieb führen.» Das machte sie eine Weile mit Begeisterung, liess aber ihr ursprüngliches Studienziel nicht aus den Augen. Nebenbei gründete sie mit Kolleginnen den Club «Elf Frauen und ihre Weine» und war beim Verein Leithaberg aktiv. Heute betreibt sie wissenschaftliche Forschungen an der Uni Wien und hilft bei Engpässen im elterlichen Betrieb, wo ihr junger Bruder Georg bereits einige Jahre Regie führt.

«Wir machen mineralische Charakterweine in Rot und Weiss. Mit einigen Jahren Reife entfaltet sich deren ganzes Potenzial.»

Georg Prieler

Der heute 33-Jährige übernahm mit der Ernte 2011 die Leitung. Zuvor hatte er in Neusiedl am See die Vinohak (eine höhere Schule mit Schwerpunkt Wein) abgeschlossen, einige Erkundungsreisen gemacht und «nebenbei» schon die Verantwortung im Keller übernommen. Wichtig ist ihm hier die Gebietstypizität der Weine. Und manchmal, so wie jetzt, wird im Haus darüber geplaudert, wie alles begann...

Zunächst mit einer gemischten Landwirtschaft unter Regie von Georg Prieler (1914–1972), der schon in den fünfziger Jahren Weine in Flaschen füllte. Sohn Engelbert, der 1972 übernahm, stellte mit Unterstützung seiner Irmgard komplett auf Weinbau um. Weil er gern reiste und feststellte, dass es in anderen Regionen besser schmeckte, änderte er so nach und nach einiges im Weinberg und im Keller. Die Erträge wurden deutlich reduziert. Kollegen urteilten: «Jetzt spinnt er, der Prieler.» Aber die Qualität stieg merklich an. Dann hielten Barriques Einzug, was nach einer Lernphase für noch mehr Feinheiten bei den Weinen sorgte. Georg II. setzte den Weg des Vaters zu einem der bedeutendsten Winzer im Burgenland konsequent fort. Georg kehrt dabei zu den Wurzeln zurück. Der Ausbau erfolgt in 500-Liter- oder grösseren Fässern. Vier verschiedene, delikate und beeindruckende Blaufränkische und drei facettenreiche Pinot Blanc geben dies wieder. Alle deutlich mit der Herkunft versehen und bereits jung zu verkosten.

Unsere Spitzenweine

2017 Pinot Blanc Ried Seeberg

Drei verschiedene Pinot Blanc gibt es im Weingut, darunter auch einen Leithaberg DAC. Der Seeberg von jungen Reben hat viele Fans wegen seiner charmanten Art und feinen, lebendigen Textur. Im Aroma tummeln sich Apfel, weisse Früchte und Wiesenkräuter; im Abgang wird Extraktsüsse spürbar. Toller Begleiter zu Kalbfleisch und Fisch.

 

 

 

2015 Blaufränkisch Leithaberg DAC

Seit 2008 (rot) bzw. 2009 (weiss) ist das rund 3100 Hektar umfassende Gebiet im Westen des Neusiedlersees eine DAC-Region. Die Weine wachsen auf Glimmerschiefer und Leithakalk. Typisch beim Blaufränkischen ist eine dunkelbeerige Note im Aroma und eine puristische Note. Tipp: Es gibt noch einen Blaufränkischen aus der Oggauer Top-Riede Marienthal.

 

 

 

2015 Blaufränkisch Ried Goldberg, Leithaberg DAC

Der Goldberg ist seit Jahren das rote Aushängeschild der Familie. 2015 ist der vermutlich bisher beste Jahrgang aus dieser Flur, ausgebaut in 500-Liter-Holzfässern. «Die Kombination aus einer grossartigen Lage mit der richtigen Rebsorte und dem einzigartigen Mikroklima der Region lassen Weine entstehen, die im Gedächtnis bleiben», beschreibt ihn Georg Prieler. Derzeit reift er noch in der Flasche. Erst ab Herbst 2018 kommt er in den Verkauf.