Unique Wineries of the World

Weingut Masser

Fotos: Christian Freydl, www.fliegendeKamera.net, ©pixelmaker.at, z.V.g., Free Vector Maps

Heimlicher steirischer
Aufsteiger

Sie ist auf den Hund gekommen, die Familie Masser. Ein schokobrauner Labrador namens Theo sorgt nach Aussage von Florian Masser aus dem Leutschacher Ortsteil Fötschach in der Südsteiermark nahe der Grenze zu Slowenien «für Stressabbau ». Denn Stress verschaffen sich Weinbaumeister Peter (Jahrgang 1970) und Sohn Florian (1997), der die Weinbauschule Klosterneuburg besuchte, genug. Sie haben nicht nur ein extrem breites Weinsortiment allein mit sieben Sauvignons Blanc und einer grossen Bandbreite von frischen, knackigen Gewächsen, die im Stahl reiften, bis hin zu Lagenweinen, die in grossen und kleinen Holzfässern lange auf der Hefe lagen. Hinzu kommen noch ein sommerlicher Rosé und diverse Rotweine, zum Beispiel ein schon ansprechender Einsteigerwein aus dem grossen Holzfass sowie Tropfen aus Topfluren, unter anderem Zweigelt und die gut gereifte Cuvée Eagle, die in der Regel zwei Jahre in Barriques liegen und damit den letzten Schliff erhielten.

«Wir sind experimentierfreudig und probieren jedes Jahr Neues im Weinberg und Keller aus»

Florian Masser

Stillstand ist bei diesem heimlichen steirischen Aufsteiger Rückschritt. «Wir sind sehr experimentierfreudig und probieren jedes Jahr neue Methoden und Ideen im Weingarten und im Keller aus», macht Florian deutlich. «Der Innovationswille treibt uns voran, auch wenn nicht alle Ideen in die Tat umgesetzt werden können.» Seit 2015 steht so etwas wie Weinbau der Zukunft besonders im Fokus, nämlich vier Hektar mit pilzwiderstandsfähigen Sorten (Piwi) wie Muscaris, Sauvignon Gris und einer vielversprechenden Schweizer Züchtung mit der Nummer 604 in der Riede Sturmkogel.

«Ein Pilotprojekt, das biozertifiziert ist», erläutert der Jungwinzer und meint scherzhaft: «Uns wird der Blödsinn nicht ausgehen. » Damit spielt er unter anderem auf eine gewisse Vorliebe für den oft unterschätzten Welschriesling an (immerhin 20 Prozent Flächenanteil), mit dem man freilich sogar bei internationalen Bewertungen schon mal die 90 Punkte überschreitet. Hier wird aufgezeigt, dass die Sorte ein Qualitätspotenzial hat, das vielfach im trockenen Bereich unterschätzt wird. Fast Pflicht für einen südsteirischen Betrieb, dass man auch mit Sauvignon Blanc der Spitzenklasse aufwarten kann. Gute Ergänzungen liefert die Weisser-Burgunder-Familie.

Vor einigen Jahren kaufte man zudem in Niederbayern Granitbehälter für den Ausbau von Chardonnay und Sauvignon Blanc. Die jeweils gut tausend Liter, mit der Bezeichnung «Steinfass» deklariert, geraten nach Einschätzung von Peter Masser «angenehm weich und mineralisch». Und weil das noch nicht reicht für eine hohe Blödsinn- Skala, durfte ein Chardonnay in der Barrique bei null Grad längere Zeit im Eispalast auf dem Dachstein-Gletscher auf 2700 Meter Höhe unbeschadet reifen. Was man nicht vergessen darf: die eigenen Fleischprodukte vom hier seit 1999 heimisch gewordenen schottischen Hochlandrind, die von einem befreundeten Fleischermeister hergestellt werden und im Geschmacksniveau den Masser-Weinen sehr gut entsprechen.

Drei Spitzenweine

2019 Muscaris Sturmkogl

Die Kreuzung aus Solaris (Mutter) und Gelber Muskateller ist wohl aktuell eine der besten Piwi-Sorten. Die delikate Würze im Aroma hat sie vom Vater. Im Geschmack ist sie vielschichtig, komplex, mit sanfter pfeffriger Note und pikantem Säurespiel.

2018 Welschriesling Ried Sernauberg «Wetterschütz»

Ein Welschriesling der Sonderklasse aus dem steilsten Stück der Riede. Er reifte zwölf Monate auf der Vollhefe. Im Aroma Kräuter, Mandeln und Nüsse, auf der Zunge aufregend schmeichelnd, vielschichtig und sehr elegant. Erstaunlicher Charakter.

2018 Sauvignon Blanc Ried Sernauberg

Kein Sauvignon, der vorlaut in die Nase springt, sondern eher mit vornehmer Zurückhaltung glänzt. Zarter Duft nach Paprika und Holunder; komplex, elegant, feines Säurespiel und rassige Elemente. Ausgezeichnetes Lagerpotenzial.