Die Kork-Industrie sieht ihre Rettung in Forschungsprogrammen

18.07.2011 - arthur.wirtzfeld

PORTUGAL (Mozelos) - Es ist mal wieder Korkernte in den Montado Wäldern in der Region Alentejo in Portugal und das unter großen Hoffnungen. Rückblickend auf die letzte Dekade resümieren die Kork-Unternehmen eine Zeit der Krise, verursacht durch den unaufhaltsamen Aufstieg der Schraubverschlüsse und synthetischen Pfropfen, einhergehend mit dem Höhepunkt der Wirtschaftskrise in 2009, was letztlich in Portugal die Wirtschaft zusammenbrechen ließ.

 

Unter diesen Vorzeichen gingen mehrere mittelständische Unternehmen der Korkbranche in Konkurs. „Mehr als 60 Unternehmen der Korkindustrie haben in den letzten Jahren ihren Betrieb geschlossen“, sagt Carlos de Jesus von der Cork Association (APCOR). „Dies betraf sogar ein großes Unternehmen wie VINOCOR und mehrere mittlere Unternehmen wie FOC und ACT.“

Aber mittlerweile scheint die Krise überwunden und man atmet auf in Portugal. So vermeldet AMORIM, der landesweit größte Korkproduzent für 2010 ein fast unglaubliches Wachstum von 20 bis 25 Prozent. „Die Korkindustrie ist zwar sehr traditionell, aber sie kann in vielerlei Hinsicht innovativ sein“, erklärt Carlos de Jesus. „Die Rückschläge haben die Verantwortlichen der verbliebenen Unternehmen wach gerüttelt. So haben die Ausfuhren in 2010 um 8 Prozent und im ersten Quartal 2011 um 7 Prozent zugenommen. Dies begründet sich vornehmlich durch gezielte Investitionen in der Forschung und Entwicklung.“

Den "Neustart" will AMORIM nun mit einer 100-prozentigen Prüfung jeden Korkens nach TCA anstreben. TCA bezeichnet den Korkschmecker, ein eher zufälliger Weinfehler, der auf den Verschluss der Weinflasche durch den Korken zurückgeführt wird. Wobei TCA unterschiedlich durch Geruchs- und Geschmacksnoten wahrgenommen wird, die die Aromatik des Weines negativ verändern und seinen Geschmack stark beeinträchtigen, ja sogar zerstören können.

Anhand wissenschaftlicher Methoden hat AMORIM eine Maschine entwickelt, die als TCA-Detektor arbeitet und geeignet ist, einzelne Korken auf TCA zu untersuchen. Ab September ist es dann soweit - dann wird eine Studie bis zum Dezember diesen Jahres laufen, auf die so viele Unternehmen der Korkindustrie ihre Hoffnungen setzen. Parallel wird auch ein so genannter „Technischer Korken“ wissenschaftlich untersucht, der aufgrund von Naturkorkgranulat hergestellt wird. Dieser „technische Korken“ soll in verschiedenen Preisklassen in Produktion gehen und man will während der Studie herausfinden, welche Vorteile diese Alternative gegenüber Naturkork hat.

„Unsere moderne Korkindustrie steht vor beispiellosen Herausforderungen, um die Winzer und gleichermaßen die Verbraucher zu überzeugen, dass der Kork zuverlässig ist“, resümiert Carlos de Jesus. „Aber eines ist klar. Wir werden nie wieder so gemütliche Tage wie in den 70-igern, 80-igern des letzten Jahrhunderts haben. Jedoch ich bin zuversichtlich, dass der Korken wieder kommt“.