Lambrusco - Ein Glas Lebensfreude - Teil II: Deutsche Trinkmoral am Boden?

11.05.2011 - arthur.wirtzfeld

(Fortsetzung...) - ...zwischen Parma, Mantua und Modena entstehen geschätzte 180 Millionen Flaschen dieses Weins von berühmtem Namen und zweifelhaftem Ruf. Tatsächlich sind neun von zehn Lambrusco-Flaschen nichts für Anspruchsvolle. Wer Billigst-Lambrusco kauft, der kriegt kein bisschen mehr als das, was er bezahlt. Wer allerdings guten sucht, der findet diesen ebenfalls.

 

Betrüblicherweise ist die Nachfrage des Großhandels nach Qualitäts-Lambrusco schwach, weil dieser ab Kellerei etwas mehr kostet als 50 oder 80 Cent die Flasche. Mehr als das sind die Harddiscounter nämlich nicht bereit zu bezahlen. Schließlich will der Lebensmittelhandel seiner geizkranken Kundschaft Lambrusco für 1,79 Euro anbieten, ohne gleichzeitig auf eine fette Marge zu verzichten. Die Produzenten können nicht verstehen, weshalb bei Verkaufsgesprächen mit deutschen Einkäufern Qualität kein Thema ist, sondern einzig der Preis zählt. Ein Cent zu viel und der Konkurrent macht das Rennen. Würde der Regalpreis der Discounter nur um 50 Cent angehoben, könnte ihnen eine deutlich bessere Qualität zur Verfügung gestellt werden.

Wie viel ist man in Deutschland bereit, für eine Tasse Cappuccino auszugeben? Nicht mehr und nicht weniger als für eine Flasche Lambrusco oder eine Flasche Prosecco. Es ist eigenartig, aber einer Mehrheit von Verbrauchern macht es nicht das Geringste aus, schlecht zu trinken. Auch wenn das ziemlich krank klingt, kauft der durchschnittliche Discounterkunde lieber drei oder vier schlechte Flaschen als eine gute. Statt einmal zu genießen, lieber viermal leiden… Nun, wir sind, was wir essen und trinken. Wer glaubt, mittels oraler Müllverwertung Körper und Geist gesund zu erhalten, liegt auch beim Lambrusco daneben: Diese Billig-Lambrusco riechen und schmecken nach aufgeschnittenem Apfel, nach altem Kompott, ihre Aromen sind unfrisch, abgestanden und zeugen von der Machart: schnell und billig, mit Mostkonzentrat aufgegorene Restweine. Damit sowas überhaupt getrunken wird, gibt man diesen Weinen viel Süße zu. Süß, perlend und kühl wird das Zeug dann widerspruchs- und gedankenlos gekippt.

Ganz anders schmecken mit Sorgfalt erzeugte Lambrusco. Ihre Aromen sind so frisch und sortentypisch wie die der Ausgangsweine- und Moste. Da die Frucht dieser Perlweine intakt ist, müssen sie nicht mit klebriger Restsüße aufgeladen werden, sondern sind fast oder ganz trocken...