Satelliten und Drohnen halten Einzug in Bordeaux

25.09.2014 - L.ABADIE

FRANKREICH (Bordeaux) - Im renommierten Weinland um Bordeaux hat die Hochtechnologie Einzug gehalten - in Form von Satellitenbildern und Fotos von Drohnen. Dank dieser Technologien können sehr präzise Karten erstellt werden, die Auskunft über den Zustand der Reben geben. Die Winzer in der südwestfranzösischen Weinbauregion erhalten so wertvolle Informationen - etwa über die Befruchtung der Reben im Frühling, den Zustand der Böden oder über die Reife der Trauben und vor allem den optimalen Zeitpunkt für die Weinlese.

 

Im Weingut Château Malartic-Lagravière, das im Anbaugebiet Pessac-Léognan liegt, ersetzen Satellitenaufnahmen seit einem Jahr die Fotos, die vorher von Hubschraubern aus aufgenommen wurden. "Das war teuer und kompliziert", erläutert der Chef des Weinguts, Jean-Jacques Bonnie. Die nun erstellten Karten zeigen das Chlorophyll in den Rebblättern und damit die Entwicklung der Photosynthese an. Dank der Satellitenaufnahmen könne der Zustand der Weinberge zudem das ganze Jahr über verfolgt werden, sagt Bonnie.

Das "Oenoview" genannte System wurde vor vier Jahren gemeinsam von dem Unternehmen Astrium Satellites, einer Tochter der Airbus Group, und dem französischen Weinbau-Institut ICV entwickelt. Die Technik hat allerdings ihre Grenzen: Die mit Infrarotkameras ausgestatteten Satelliten Spot-5 oder Formosat-2 können nur Aufnahmen machen, wenn der Himmel klar und wolkenlos ist.

Breiter einsetzbar und auch präziser sind Drohnen, die ebenfalls Infrarot-Aufnahmen liefern. Mit ihnen können sehr detaillierte Karten hergestellt werden, die den Zustand der Reben aufzeigen. Zudem zeigten diese Karten nicht nur die Rebstöcke, sondern auch das Gras, das zwischen den Reben wächst, erläutert Henri Borreill, Chef des Unternehmens Exametrics, das sich einen Platz auf dem neuen Sektor sichern will. Dies verhindere etwa, dass Weinbauern den durch Wassermangel geschaffenen Trockenstress der Gräser mit dem der Rebstöcke verwechselten.

Im Weingut Château Pape-Clément im Anbaugebiet Graves rückt der Beginn der Weinlese näher. Inmitten der Reben steuert Henri Borreill eine Drohne mit vier Propellern, die Aufnahmen von Teilstücken macht, die der Besitzer des Weinguts, Bernard Magrez, genauer unter die Lupe nehmen will. Der Großunternehmer Magrez, der in der Region der "Mann mit den 40 Weingütern" genannt wird, hat nach einer Reihe von Versuchen im Februar als erster seine eigene Drohne erworben, die er für seine Spitzenanbaugebiete einsetzt.

Dank der mit den Infrarot-Aufnahmen erstellten Karte können die Önologen genau erkennen, wie reif die Trauben sind. "Wenn wir etwa sehen, dass auf einer Parzelle ein Teil der Trauben ausgereift ist, schicken wir eine Gruppe von Weinlesern los, um sie rasch zu ernten", erläutert Jeanne Lacombe, die Leiterin des Weinguts Pape-Clément. Als es solche Karten noch nicht gegeben habe, seien die ganzen Parzellen geerntet und reife Trauen einfach mit weniger reifen vermischt worden.

Doch auch Drohnen können nicht alles leisten, räumen die Winzer ein. Analysen im Labor - etwa zum Säuregehalt oder zur Süße der Trauben - seien weiterhin unerlässlich, um Spitzenweine herzustellen. Und natürlich das Kosten der Trauben vor der Ernte.