Alarmierend? Rückstände an Pestiziden in 90 Prozent getesteter Weine

21.02.2013 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Bordeaux) – Mittels einer jüngst durchgeführten Studie weisen die überwiegende Mehrheit französischer Weine Rückstände von Pestiziden aus. Dabei waren nur zehn Prozent von 300 getesteten Weinen frei von Chemikalien. Die Studie, durchgeführt vom Laboratoire EXCELL in Bordeaux, bezog sich auf eine Auswahl von Weinen aus den Jahrgängen 2009 und 2010 aus den Anbauzonen Bordeaux, der Rhone und einem weiten Bereich der Aquitaine, einschließlich der Appellationen Madiran und Gaillac.

 

Die Weine wurden nach 50 verschiedenen Molekülen untersucht, bezogen auf eine Reihe von Rebanlagen, die mit Pflanzenschutzmitteln behandelt wurden. Einige der Weine wiesen gleichzeitig bis zu neun verschiedene Moleküle auf. Die am häufigsten gefundenen Moleküle waren auf Behandlungen der Reben mit Fungiziden und Pestiziden in den späten Vegetationsperioden zurückzuführen.

„Auch wenn die einzelnen Molekühle die Schwellenwerte an Toxizität nicht erreichten, so ist deren Akkumulation besorgniserregend – keiner weiß, wie die Molekühle miteinander interagieren“, erklärt Pascal Chatonnet, leitender Direktor von EXCELL. „Es ist durchaus möglich, dass die Kombinationen von Molekülen schädlicher sind als es ein einzelnes Molekül sein kann.“

Die in Frankreich mit Rebstöcken bestellten Agrarflächen machen zwar nur drei Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche der Grand Nation aus, aber die Weinindustrie setzt rund 20 Prozent der phytosanitären Produkte und 80 Prozent der Fungizide ein. Seit 2008 bemühen sich französische Behörden mittels des „France's Ecophyto national plan“ (einschließend eine Studie zur Feststellung der Anpassung von Organismen an ihre Umwelt) die Verwendung von Pestiziden bis zum Jahr 2018 um 50 Prozent zu reduzieren.

Während die EU Pestizidrückstände bei Trauben auf maximal 250 Moleküle gesetzlich einschränkt, gibt es keine Grenzen für den abgefüllten Wein. „Einige Moleküle entstehen erst während des Prozesses der Gärung“, erklärt Pascal Chatonnet. „Wir brauchen eine umfangreichere Forschung in Bezug zur Synthese von Molekülen und deren Rückverfolgung. Wir sollten auch nicht vergessen, dass es nicht unbedingt die Konsumenten sind, die davon am meisten betroffen sind, es sind eher die Arbeiter im Weinberg, die mit Pflanzenschutzmitteln in Berührung kommen.“

Dabei bezieht sich Pascal Chatonnet auf eine im Mai 2012 vorstellte Studie der französischen Regierung, die anhand der Ergebnisse offiziell die Verbindung, also die Ursächlichkeit von Parkinson-Erkrankungen bei Landarbeiten anerkannte.