CHINA (Beijing)

Chinas Weingeschmack unterliegt einer zunehmenden Diversifikation

Von Arthur Wirtzfeld

Sind Bordeaux-Weine out? - Nein, natürlich nicht, aber die chinesischen Weinliebhaber bis hin zu den normalen Verbrauchern interessieren sich immer mehr für Weine aus dem Burgund. Außerdem interessieren sie sich zunehmend für Weine aus anderen klassischen europäischen Weinregionen wie der Toskana oder dem Piemont. Die Nachfrage nach Weinen aus Kalifornien, Chile aber auch aus Australien bis Südafrika zieht ebenfalls merklich an - so der Tenor der großen Weinhändler aus China.

Burgund, Australien und Kalifornien vorne

„Erstmals seit 10 Jahren konnten wir unseren Umsatz verdreifachen - aber nicht mit Weinen der Güter aus Bordeaux, sondern überwiegend mit Weinen aus dem Burgund“, sagt Nick Pegna, CEO bei Berry Bros. & Rudd aus Hong Kong. „Die meiste Nachfrage hatten wir nach Weinen der Domains Comte Armand, Jean-Philippe Fichet, Jean-Noël Gagnard, Dominique Lafon, De Montille wie auch nach Weinen von Grivot, Clavelier, Rion, Rossignol-Trapet und Vougeraie, alle aus dem Burgund.“

Und Don St. Pierre, Junior CEO bei ASC Fine Wines bestätigt: „Die Nachfrage nach Spitzenweinen, beispielsweise Penfolds Grange aus Australien, Phelps Insigna oder Shafer Hillside Select beide aus Kalifornien sowie nach Gaja aus Italien war noch nie so groß. Doch noch immer dominieren die Weine der Grand Grus Güter, darunter Mouton-Rothschild, Margaux und Haut Brion.“

Qualität zu akzeptablem Preis

Dass sich der Weinmarkt in China immer weniger polarisiert, können sowohl Nick Pegna als auch Don St. Pierre bestätigen. „Der chinesische Weinkonsument hat in der letzten Dekade viel gelernt – er ist selbstsicherer geworden in der Auswahl der Weine“, sagt Pegna. „Wir stellen aber auch fest, dass der Konsument nicht mehr den Höhenflug der Preise einiger weniger Grand Grus Güter akzeptiert, auch daher wendet er sich langsam den Gütern zu, die gute Qualität zu akzeptablen Preisen bieten.“

Generationswechsel

„Es findet auch ein Generationenwechsel statt“, meint Don St. Pierre. „Die Generation, die in Europa oder Amerika studiert hat, dann im letzten Jahrzehnt nach China zurück gekehrt ist und nun langsam auch Führungspositionen besetzt und damit in den Bereich bescheidenen Wohlstands eintritt, kennt den Geschmack wie auch das Preisgefüge aus dem jeweiligen Aufenthalt im Ausland. Diese Konsumenten, meist auch angehende Weinliebhaber, lassen sich kaum noch blenden und wenden sich zunehmend den Qualitätsweinen aus verschiedensten Weingebieten zu.“