"Ocoa Bay" - Wein aus der Karibik

Von Arthur Wirtzfeld

  • Der für den internationalen Geschmack ausgerichtete Colmobard ist perfekt für einen heißen Tag am Strand oder zu Lunch oder Dinner mit Meeresfrüchten. (© Ocoa Bay)
  • In der karibische Macchia eingebettet liegen die Weinberge. (Ocoa Bay)
  • Gabriel Acevedo, Architekt, Gründer und Direktor des Projektes "Ocoa Bay" hatte beim Blick über die Bucht die Erinnerung an einen Besuch am Mittelmeer und beschloss, hier sein...
  • Masterplan der gesamten Anlagen - Nr. 20 ist die Kellerei, 13, 17 und 18 sind die Rebflächen. (© Ocoa Bay)

Aber nein - wir meinen nicht Weine gekeltert aus dem Saft tropischer Früchte wie Mangos oder den "Ingwer-Wein" aus Jamaika. Wir sprechen von Wein, der aus Trauben vinifiziert wird, die von kultivierten Reben in der Karibik stammen. Während die eher feuchte aber sehr heiße tropische Witterung wohl unüberwindbare klimatische Bedingungen für den Weinbau in der Karibik bereit hält, ist dennoch vor sieben Jahren ein Erfolg versprechendes Projekt entstanden, wobei Reben gepflanzt, mittlerweile geerntet und Wein produziert worden sind. Das Weinprojekt nennt sich "Ocoa Bay" und brachte eine enorme Entwicklung in den Bereich der südlichen Küste der Dominikanischen Republik. Heute ist es vollbracht, unterstützt von Weinberatern aus Südamerika.  Die Weine sind real produziert und die Qualität ist gut. Aber wie konnte das gelingen? Denn die Trauben müssen in diesem Klima Trockenheit sowie hohe Sonneneinstrahlung verkraften und brauchen aber auch ausreichende Kühlung in den Nächten - und dass alles in einem ausgewogenen Verhältnis.

Nun - denken Sie nicht an Strände. Die Dominikanischen Republik ist gebirgig. Es gibt Täler, Flüsse, auch trockene Gebiete, wie beispielsweise zwischen den Bergen und der Küste in der Provinz Azua im Südwesten. Hier herrscht ein freundliches Klima für Reben. Es ist sehr trocken, Niederschläge halten sich mit jährlich rund 600 Kubikzentimeter in maßvollen Grenzen. Und es bedarf passenden Rebsorten für diese Bedingungen, zum Beispiel die weiße aus Frankreich stammende Sorte Colombard (geschichtlich eine Kreuzung aus den Sorten Gouais Blanc und Chenin Blanc) aber auch die Sorten Tempranillo und Muscato Rose. Diese Rebsorten kommen recht gut mit der Sonneneinstrahlung zurecht und fühlen sich in eher trockenen Regionen wohl.

Nun bedingt "Ocoa Bay" nicht den ersten Wein in der Karibik, aber es ist als erstes Weinprojekt in eine Kampagne für den Tourismus eingebettet. Weinbergsarbeit, Weinbautechnik, Kellertechnik und Vinifikation ist der in Europa gleich - ebenso die Flaschenform, das Design der Etiketten, die Qualität und auch der anvisierte Kundenkreis. Ein weiteres Weinprojekt in der Karibik startete letztes Jahr in Curacao. Und in Saint John, eine der drei Hauptinseln der United States Virgin Islands, ist ein Weinprojekt am Start, wobei bei diesem die Trauben importiert werden. 

Abgesehen davon kann der Weinbau in Kuba auf eine über 10jährige Tradition in Sachen Weinbau verweisen. Hier wurde Anfang dieses Jahrhunderts mit der Bodegas del Caribe der Weinbau in Kuba begründet. Mittlerweile hat die Bodegas del Caribe einen Nachahmer gefunden - es ist die Bodegas San Cristobal, eine italo-kubanische Partnerschaft. Und dennoch reicht der Weinbau in der Karibik über Jahrhunderte zurück. Der Legende nach brachte der spanische Konquistador Hernán Cortés im Jahr 1504 Reben mit in die Karibik und soll just in der heutigen Provinz Azua Weinbau initiiert haben. Diese Geschichte passt nur zu gut zum neuen Wein- und Tourismusprojekt "Ocoa Bay".

Wenden wir unsere Aufmerksamkeit nun dem weißen Colombard zu. Der Wein zeigt in der Nase Nuancen von Zitrus und Aromen von reifen tropischen Früchten. Am Gaumen ein mittlerer Körper mit einem Potpourri von Mango, Zitrus und getrockneten Früchten, umgarnt mit einer angenehmen holzigen Note. Der Nachall ist gut und klar. Der Comobard ist perfekt für einen heißen Tag am Strand oder zu Lunch oder Dinner mit Meeresfrüchten. Wenn man nicht weiß, dass dieser Wein aus der Karibik kommt, könnte er auch von außerhalb der Karibik aus einem beliebigen Weinbauland stammen.

Was ist von dem Projekt "Ocoa Bay" zukünftig zu erwarten? Rund 24 Millionen US-Dollar (knapp 22 Millionen Euro) hat das Projekt bisher verschlungen. Damit wurden nicht nur der Anbau der Rebflächen und die Kellerei finanziert, sondern auch ein Restaurant mit Bar, Pool sowie Räumlichkeiten für Verkostungen. Im nächsten Schritt werden um die Rebflächen Villen gebaut, wo betuchte Weinliebhaber jeweils eine Teilfläche als eigenen Weinberg erhalten. Die Weine aus den Teilflächen können, müssen aber nicht, unter eigenem Label ausgebaut werden. Das Projekt "Ocoa Bay" erhält damit einen luxuriösen Touch und ist sehr wichtig für den Tourismus im Süden der Dominikanischen Republik.